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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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Antworten Sie gefälligst, oder schließen Sie Ihre Torpedoluken.«
    Auf ein Zeichen von Kapitän zur See Stevenson schaltete der Leutnant das Tonbandgerät ab.
    »Gestatten Sie mir, das Gericht auf ein höchst interessantes Detail aufmerksam zu machen«, erklärte Stevenson. »Dass sie wissen oder vorgeben zu wissen, dass unsere Torpedoluken offen sind, hat vielleicht nicht viel zu bedeuten. Vielleicht haben sie geraten. Aber sie wissen, wer wir sind. Die haben uns identifiziert!«
    »Und was schließen Sie daraus?«, fragte der Vorsitzende mit gerunzelter Stirn.
    »Ich schließe daraus, dass wir es nicht nur mit einem Gegner zu tun hatten, der es ernst meinte. Sondern mit einem, dessen Technologie sogar die einer Seawolf übertrifft.«
    »Gut, wir fahren fort. Ich nehme an, Sie haben den Anruf entgegengenommen?«
    »Ja, Sir!«
    »Das habe ich mir fast gedacht. Dann dürfen wir vielleicht den Rest des Gesprächs mit anhören?«
    Wieder fuhrwerkte der Leutnant quälend lange an dem Tonbandgerät herum.
    »Hier spricht der Kommandant an Bord der USS Alexandria. U-1 Jerusalem, bitte kommen!«
    »Wunderbar, dass Sie ans Telefon gegangen sind, Kommandant. Wir haben soeben die USS Jimmy Carter versenkt, weil sie das Feuer auf uns eröffnet hatte. Das war nicht, ich wiederhole, nicht unsere Absicht. Wenn Sie nicht Ihre Torpedoluken schließen und von hier verschwinden, befinden wir uns in einer äußerst heiklen Lage.«
    »Negativ, Admiral. Sie sprechen mit einem Kommandanten der US Navy, ich kann keinen Befehl von Ihnen annehmen.«
    »Das ist aber schade, Kommandant. Wir haben Sie im Visier und wir haben einen Torpedo – der Typ ist Ihnen bekannt – auf Ihren Rumpf gerichtet. Er ist schnell bei Ihnen, wenn ich den Befehl zum Abschuss gebe. Das würde ich aber lieber vermeiden. Damit wir uns richtig verstehen, ich erteile Ihnen keinen Befehl. Ich appelliere an Sie: Verlassen Sie das Gebiet!«
    »Immer noch negativ, Admiral. Ich darf mich meinen Anweisungen nicht widersetzen, das wissen Sie genau.«
    »Dann machen wir es folgendermaßen. Ich sende innerhalb der nächsten zehn Sekunden einen aktiven Sonarstoß auf Ihren Rumpf. Dann wissen Sie, dass wir Sie im Visier haben. Und Sie haben unsere exakte Position. Wenn Sie daraufhin das Feuer eröffnen, zerstören wir Ihre Torpedos und Ihr U-Boot. Vergessen Sie nicht, dass Sie die Verantwortung für einhundertdreiund­dreißig Amerikaner tragen. Hier kommt ein Ping, nur ein Ping!«
    Nun erschallte im Saal ein sogenannter Ping, ein Sonarstoß, den jeder Marineoffizier auf der ganzen Welt identifizieren konnte.
    »Wir brechen hier ab!«, befahl Admiral Vern Clark und wischte sich mit einem schneeweißen Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Trotz der Hitze sagte diese Geste alles, und er war nicht der Einzige im Raum, dem bei dem Gedanken an die Situation, in der sich Stevenson befunden hatte, der Angstschweiß auf die Stirn trat.
    »Von diesem Moment an kennen Sie also die exakte Position des Feindes, Kommandant?«, fuhr der Admiral angespannt fort.
    »Ja, Sir. Wir hatten zwar eine andere Position erwartet, aber durch diesen aktiven Sonarstoß konnten wir die exakte Position ermitteln.«
    »Jetzt hätten Sie wieder die Möglichkeit gehabt, das Feuer zu eröffnen, Kommandant?«
    »Ja, Sir.«
    »So lautete Ihr eindeutiger Befehl, nicht wahr, Kommandant?«
    »Ja, Sir.«
    »Warum haben Sie den Gehorsam verweigert, Kommandant?«
    »Aus zwei Gründen, Sir. Erstens haben wir den Feind wieder verloren, weil wir einer neuen Welle der kürzlich erwähnten akustischen Desinformation ausgesetzt wurden. Auf dem Tonband …«
    »Sie brauchen es uns nicht vorzuspielen. Ich glaube Ihnen, Kommandant. Fahren Sie bitte fort!«
    »Zweitens erschien mir Hamiltons Hinweis zutreffend. Ich trug die Verantwortung für einhundertdreiunddreißig amerikanische Seemänner. Meinem Urteil nach hätte ich ihr Leben sinnlos aufs Spiel gesetzt, wenn ich einen aussichtslosen Angriff auf ein U-Boot unternommen hätte, das wir nicht einmal anpeilen konnten.«
    »Sie beschlossen also zu kapitulieren?«
    »Ja, Sir.«
    »Gibt es davon auch eine Tonaufnahme?«
    »Ja, Sir.«
    »Ausgezeichnet, dann möchte das Gericht die Fortsetzung hören.«
    Diesmal bekam der Leutnant das Tonbandgerät ohne Probleme in Gang. Zunächst war nur das sanfte Quietschen des Deckenventilators im Gerichtssaal zu hören. Alle saßen kerzengerade auf ihren Stühlen und konnten es kaum erwarten, das Unglaubliche zu hören: einen Kommandanten

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