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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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bereits vertraut sind, könnte man eventuell eine Ausnahme machen. Aber im Prinzip würde ich alle rausschmeißen.«
    »Aber wieso?«
    »Weil U-Boote etwas Besonderes an sich haben. Wie der Kapitän, so die Besatzung. Wenn du den richtigen Kommandanten findest, musst du die Karten auf den Tisch legen und ihm sagen, wer ihr seid und was ihr vorhabt.«
    »Und wenn er das Angebot ablehnt, haben wir ein fürchterliches Sicherheitsproblem.«
    »Ganz richtig. Aber ohne den russischen Kommandanten hast du auch nicht seine Besatzung am Hals.«
    »Das ist nicht machbar«, sagte sie, nachdem sie eine Weile angestrengt nachgedacht hatte.
    »Warum nicht?«
    »Ich leite zwar das Projekt und bin der höchste politruk, um es auf Russisch auszudrücken, aber ich habe zwei, nein, drei entscheidende Fehler. Ich bin, wenn man es genau nimmt, eine Armeeoffizierin, ich bin Araberin, in ihren Augen also Tschetschenin und Muselmanin, und ich bin eine Frau.«
    »Ich sehe, du hast in Russland einiges gelernt.«
    »Ja, und zwar mehr, als mir lieb ist. Weißt du, wer den neuen Kommandanten rekrutieren könnte?«
    »Ich höre.«
    »Der neue Befehlshaber der palästinensischen Flotte muss ein weißer Vizeadmiral sein, der fließend Russisch spricht und mit dem Roten Stern sowie dem Helden Russlands ausgezeichnet ist. Nur so könnte es klappen.«
    »Ist das ein Angebot?«
    »Sag Ja.«
    »Bist du deswegen hergekommen?«
    »Ja, unter der Voraussetzung, dass du im Vollbesitz deiner geistigen Kräfte bist. Abgesehen von deiner ungünstigen Frisur habe ich meinen alten Freund so vorgefunden, wie ich ihn kenne. Auch wenn du mich jetzt hinauswirfst, freue ich mich, dich wiedergesehen, wiedererkannt, umarmt und geküsst zu haben.«
    »Unter gewöhnlichen Umständen könnte ich dir niemals etwas abschlagen, das weißt du, Mouna.«
    »Ja, das weiß ich. So weit waren wir schon, aber da wusstest du noch nicht, wie ungewöhnlich die Umstände sind.«
    »Du bittest mich, für die palästinensische Sache zu sterben. Das ist in Kalifornien eher unüblich.«
    »Dachtest du, ich wäre gekommen, um eine Million Dollar von dir zu verlangen?«
    »Auf die K 601 wäre ich jedenfalls nicht gekommen. Im Übrigen hätte ich bei der Übergabe einer so großen Summe leicht in die Fänge der Terroristenjäger geraten können.«
    »Und nun?«
    »Nun ist alles anders. Ich bin ein bisschen angetrunken. Lass mich eine Nacht darüber schlafen.«
    Sie nickte nur.
    Er zeigte ihr das Badezimmer, das in der Nähe des Gästezimmers lag, küsste sie auf beide Wangen und umarmte sie mit einer Wärme, die er weder verbergen konnte noch wollte. Dann ging er wieder hinunter und hinaus in den kalten Wind auf der Terrasse.
    Es fiel ihm nicht leicht, seine Gedanken zu ordnen, seine Bemerkung über die Wirkung des Weins war kein Vorwand gewesen. In seinem Kopf ging es rund, das Ganze war ein bisschen viel auf einmal. Sie hatte ihm also ein neues, wenn auch kurzes Leben angeboten.
    Er hätte auch hier in La Jolla ein neues Leben anfangen können. Alles hatte dafür gesprochen, sich mit Haut und Haar in die Liebesgeschichte mit Linda Martinez zu stürzen. Aber er hatte sich nicht getraut.
    Sie hätten inzwischen Kinder haben können. Wäre Mouna unter diesen Umständen aufgetaucht, hätte sie ihn vermutlich gar nicht aufgesucht, sondern wäre unverrichteter Dinge wieder zu ihren hoffnungslosen Problemen nach Seweromorsk zurückgekehrt. Er überlegte kurz, wie Mouna ihn überhaupt gefunden haben mochte. Doch im Grunde spielte es keine Rolle.
    Linda Martinez war ein wunderbarer Mensch. Vermutlich hätte sie ihre beiden Schwestern auch ohne seine Hilfe davor bewahrt, auf der schiefen Bahn gänzlich abzurutschen. Zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt ertappte er sich dabei, dass er auf Schwedisch dachte.
    Im Kriegsmarinehafen von San Diego lag das schwedische U-Boot Gotland. Als er in der Lokalzeitung davon gelesen hatte, hatte er es kaum glauben können. Die amerikanische Flotte hatte sich tatsächlich ein U-Boot mit Mann und Maus vom Königreich Schweden ausgeliehen, um etwas zu üben, was die Amerikaner nicht beherrschten, nämlich die Jagd auf konventionelle U-Boote, die nicht nuklear, sondern mit Dieselgenerator und Elektromotor betrieben wurden. Die Übungen wurden seit knapp einem Jahr durchgeführt, und wenn er die Informationen auf der Homepage der US Navy richtig deutete, stand es in der U-Boot-Jagd nach einem Jahr 6:1, 6:1, 6:1 für die Schweden. Die Amerikaner wollten daher den an sich

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