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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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gegenüber den westlichen Nachrichtendiensten, vor denen sie übrigens keinen übertriebenen Respekt empfand. Sie hatte einige witzige Geschichten über ihre amerikanischen und britischen Kollegen erzählt.
    Hätten er und Mouna sich nur auf ihren Auftrag konzentriert, wäre aus ihrer Zusammenarbeit wahrscheinlich nie ein Projekt entstanden. Das, was sie sich zum Thema Terrorismus zu sagen hatten, war schnell abgehandelt gewesen. In Zentralasien gab es weder eine palästinensische fundamentalistische Bewegung, noch hatten die Palästinenser das geringste Interesse daran, mus­limische Aufstände in Russland zu unterstützen – abgesehen von einigen Extremisten aus der Hamas, deren Anstrengungen sich jedoch auf leere Worte beschränkten. Vonseiten der russischen Nachrichtendienste hatte es ebenfalls nicht viel zu berichten gegeben. Deren diplomatische Beziehungen zum Nahen Osten waren nicht gerade glorreich. Aber da beide die Treffen offenbar genossen, waren sie auf die Suche nach neuen Gesprächsthemen gegangen. Neue strategische Szenarien im Nahen Osten hatten sich als besonders geeignet erwiesen.
    Als er wieder einmal etwas langatmig und dozierend – eine seiner größten Schwächen – über den einzigen Schwachpunkt der israelischen Schlagkraft gesprochen hatte, war sie plötzlich ganz Feuer und Flamme gewesen. Wenn man daran zurückdachte, erschien das Ganze so einfach. Während er ihr die israelische Flotte erklärt hatte, hatte sie plötzlich unverhohlen die Frage gestellt: Was bräuchten wir, um sie zu schlagen?
    Er hatte nicht lange nachdenken müssen, um etwas auf diese Frage zu erwidern. Inzwischen, nach fünf Jahren, kannten sie beide die Antwort bis ins kleinste Detail. Auch damals schon hatte sie auf der Hand gelegen. Das Überraschungsmoment war die erste Voraussetzung. Ein einziges russisches Super-U-Boot war die zweite. Das müsste reichen.
    Auf ihre Frage, ob es solche russischen U-Boote zu kaufen gebe und was sie denn wohl kosteten, hatte er natürlich nicht geantwortet. Welche Überlegungen und politischen Verhandlungen in den folgenden Monaten angestoßen worden waren, konnte er bis heute nicht einmal erahnen. Vermutlich hatte Mouna umgehend auf diskrete, aber höchst offizielle Weise bei Jassir Arafat angefragt, dem damaligen Präsidenten.
    Plötzlich war er zu einem Treffen mit dem neuen russischen Verteidigungsminister nach Moskau bestellt worden. Der alte Verteidigungsminister hatte wegen der Kurskaffäre seinen Platz räumen müssen.
    Das Verteidigungsministerium, ein großes Gebäude aus weißem Marmor, lag mitten in der Stadt. Der neue Verteidigungs­minister hatte ihm einen außenpolitischen Vortrag gehalten, den Owjetschin größtenteils nicht begriffen hatte.
    Im guten, alten Geist der Sowjetarmee war die Analyse in Stichpunkten dargelegt worden. Erstens lasse Russland armen und ausgelaugten Ländern keinen militärischen Beistand mehr als brüderliche Hilfe angedeihen. Zweitens mache Russland sein Kriegsmaterial inzwischen zu Geld. Am liebsten, wenn es eigenen politischen Interessen dienlich sei. Und nun liege ein solcher Fall vor.
    Die palästinensische Partisanenbewegung wolle ein U-Boot kaufen und könne es auch bezahlen. Das sei das eine. Und sofern das Projekt erfolgreich verlaufe, würde dies den außenpolitischen Bestrebungen Russlands auf mehreren Ebenen nützen. Erstens würde es den Handel mit russischem Kriegsmaterial beleben. Solche Gedanken waren dem ehemaligen Verteidigungsminister nicht genehm, das hatte man gemerkt, gehörten aber zur neuen Zeit. Zweitens könne Russland auf diese Weise seinen Einfluss auf die politischen Entwicklungen im Nahen Osten ausweiten. Diese geopolitischen, ökonomischen und stra­tegischen Aspekte seien von höchster Wichtigkeit.
    Irgendwo ab hier hatte Alexander Owjetschin den politischen Ausführungen nicht mehr folgen können, hatte aber immerhin begriffen, dass ein palästinensischer Sieg, der mithilfe russischer Ausrüstung errungen würde, den außenpolitischen Interessen Russlands und des Präsidenten dienlich wäre.
    Nachdem man die Politik abgehandelt hatte, war alles ganz schnell gegangen. Der Verteidigungsminister hatte auf die Uhr gesehen und ihm ein Dokument überreicht, dessen Inhalt er nur in Grundzügen beschrieb. Hiermit werde Fregattenkapitän Owjetschin zum technischen Verbindungsoffizier im russisch-palästinensischen Gemeinschaftsprojekt Pobjeda ernannt. Sein palästinensisches Pendant kenne er ja bereits, es handle sich

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