Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
Vom Netzwerk:
Owjetschin blitzartig.
    »Ist Ihnen auch bewusst, Alexander Iljitsch, dass wir nun in diesem Zimmer eine geheime Materie besprechen werden, von der nur wenige Menschen in Mutter Russland wissen?«
    »Ja, Herr Präsident! Ich bin raswedtschik, Herr Präsident!«
    Als der Präsident erstaunt aufblickte, wurde Alexander Owjetschin klar, dass er sich womöglich lächerlich gemacht hatte. Aber das Wort war aus tiefster Seele gekommen.
    Er hatte den militärischen Ausdruck für Nachrichtenoffizier verwendet. Dies konnte als Dreistigkeit aufgefasst werden, was ganz und gar nicht beabsichtigt war. Die Rasvedka war immer ein Konkurrent, wenn nicht sogar Feind, der Tscheka, also des KGB und aller seiner Vorgänger und Nachfolger, gewesen.
    Der Präsident machte ein strenges, wie versteinertes Gesicht. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass er nur mit Owjetschin spielte.
    »Aha, ich verstehe«, sagte der Präsident und strahlte plötzlich, als wäre ihm just in diesem Moment etwas klar geworden. »Welch ein Glück, dass Russlands Geheimnisse in den Händen eines Rasvedtschik liegen, und nicht in den Händen eines alten Tschekisten wie mir. Habe ich Sie richtig verstanden, Genosse Fregattenkapitän?«
    »Natürlich, Herr Präsident. Ich meine, natürlich nicht, Herr Präsident!«
    Am liebsten wäre er im Erdboden versunken. In Anbetracht der Umstände machte er gute Miene zum bösen Spiel.
    Unerwartet brach der Präsident in Lachen aus, warf die Lesebrille von sich und strich seinen eleganten Anzug mit der dun­kelblauen Krawatte glatt.
    »Ich muss sagen, Alexander Iljitsch, das haben Sie sehr witzig formuliert«, lachte der Präsident. »Ein alter Tschekist wie ich ist, wie wir beide wissen, schwer zu bremsen, aber Sie gehen auch ziemlich weit. Solange wir nicht stolpern, nicht wahr?«
    »Korrekt, Herr Präsident!«
    »Stehen Sie bequem! Verzeihen Sie, ich habe gar nicht bemerkt, dass Sie immer noch stocksteif dastehen. Vor dem Präsidenten benehmen sich die Leute immer so merkwürdig. Ich habe ein paar Fragen.«
    »Ich werde mein Bestes tun, um Ihre Fragen zu beantworten, Herr Präsident«, antwortete Alexander Owjetschin folgsam.
    »Ausgezeichnet. Erste Frage: Befindet sich diese neue Technologie, mit der man in brenzligen Situationen fremde U-Boote entdecken kann, mittlerweile unter russischer Kontrolle?«
    »Ja, Herr Präsident! Und unter palästinensischer Kontrolle.«
    »Wir können also in Kürze auch unsere eigenen U-Boote mit dieser neuen Technik ausstatten?«
    »Ja, Herr Präsident.«
    »Was uns unter jetzigen Bedingungen im Kampf zwischen zwei U-Booten einen enormen Vorsprung bieten würde?«
    »Korrekt, Herr Präsident.«
    »Kein Zweifel?«
    »Kein Zweifel, Herr Präsident.«
    »Das sind wirklich wunderbare Neuigkeiten, Alexander Iljitsch. Ich habe mich nämlich gerade gefragt, ob ich wütend werden soll. Einige Ihrer Anfragen erschienen mir ein wenig, wie soll ich sagen, apart. Wie auch immer. Dann schlage ich vor, dass wir unser Gespräch etwas informeller fortsetzen. Wünschen Sie einen ausgezeichneten schottischen Malt, Ale­xander Iljitsch?«
    »Nein danke, Herr Präsident! Es ist erst neun Uhr siebenunddreißig.«
    »Ich weiß, nur ein kleiner Scherz. Onkel Boris, mein Vorgänger, hätte die Sache vielleicht anders gesehen. Lassen Sie uns zur Sitzgruppe hinübergehen und dort weiterreden. Es gibt übrigens auch herrlichen Tee aus Georgien im Kreml. Wäre der vielleicht eher genehm?«
    »Danke gern, Herr Präsident!«
    Als sie zu den plüschigen roten Sofas mit den barock geschwungenen Beinen und Rückenlehnen in Gold hinübergingen, veränderte der Präsident seinen Stil vollkommen. Es schien, als wären die vorherigen Schikanen nur Theater gewesen. Als Erstes schlug er vor, sich doch mit Vor- und Vatersnamen anzusprechen. Er wies darauf hin, dass Genosse Alexander Iljitsch genau einundzwanzig Minuten zur Verfügung stünden, und bestellte Tee, indem er auf einen Knopf drückte, der unter dem Tisch aus lilafarbenem Marmor versteckt war.
    Nach Meinung von Wladimir Wladimirowitsch war es unnötig kompliziert, die gesamte russische Besatzung der K 601 auszu­wechseln. Der Kapitän zur See Alexandrow und seine engsten Mitarbeiter, die Korvettenkapitäne Almetow und Loktschew, hätten sich, soweit er wüsste, in der Nordmeerflotte enorme Verdienste erworben. Worin das Problem bestehe?
    Alexander Owjetschin bemühte sich um eine Begründung. Die Besatzung von Kapitän zur See Alexandrow sei der arabischen Gruppe

Weitere Kostenlose Bücher