Coq 11
gegenüber so voreingenommen, dass man ernsthafte Probleme riskiere, falls man nicht einen radikalen Schnitt unternehme und von vorn anfinge. Schließlich müsse man, der Präsident, äh, Wladimir Wladimirowitsch möge entschuldigen, auch den Blickwinkel der Palästinenser berücksichtigen. Die bezahlten schließlich.
»Korrekt. Nächste Frage: Wieso steht Kapitän zur See Petrow in der engeren Auswahl für die Stelle des Kommandanten?«
»Aus zwei Gründen«, teilte Alexander Owjetschin eifrig und vielleicht einen Tick naiv mit. »Kapitän zur See Petrow ist für die waghalsigste Autonomka in der jüngeren Geschichte der russischen Flotte verantwortlich, denn er hat 1999 mit der Kursk die amerikanische Mittelmeerflotte mehrfach hinters Licht geführt. Für ihn als ehemaligen Kommandanten der Kursk ist es sicherlich nicht uninteressant, mit den technischen Neuerungen, die inzwischen zur Verfügung stehen, auf ein amerikanisches U-Boot zu treffen.«
Plötzlich begriff Alexander Owjetschin, dass er schon zu viel gesagt hatte. Er hatte die Kursk erwähnt und hätte beinahe auf die offizielle Lüge angespielt, nach der die Kursk sich selbst in die Luft gesprengt und nicht von einem amerikanischen U-Boot versenkt worden war. Der Blick des Präsidenten hatte sich merklich verfinstert. Wladimir Wladimirowitsch brachte Owjetschin mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Immer mit der Ruhe, Alexander Iljitsch«, sagte er. »Dies ist ein äußerst geheimes Gespräch von Tschekist zu Rasvedtschik. Niemand hört uns zu, und niemand wird je von diesem Gespräch erfahren. Es hat nicht stattgefunden und wird nie wieder erwähnt werden, sofern wir am Ende nicht als strahlende Sieger dastehen. In dem Fall können Sie es selbstverständlich in meinen Memoiren nachlesen. Haben wir uns verstanden?«
»Ganz bestimmt, Herr Präsident! Ich meine, Wladimir Wladimirowitsch, ganz bestimmt.«
»Gut. Noch ein paar Fragen. Sie sind also der Ansicht, dass die Kursk von einem amerikanischen U-Boot der Los-Angeles-Klasse versenkt wurde, dass dies aus unerfindlichen Gründen ein Staatsgeheimnis ist und dass Kapitän zur See Petrow und seine Stellvertreter Fregattenkapitän Larionow und Korvettenkapitän Charlamow diese Ansicht teilen. Und dass sie von allen amerikanischen U-Booten da draußen am liebsten auf die USS Memphis stoßen würden. Habe ich das richtig verstanden?«
»Korrekt, Herr …, vollkommen korrekt, Wladimir Wladimirowitsch.«
»Gut. Ihr Mut gefällt mir. Die Vollmacht, die Sie verlangt haben, erteile ich Ihnen. Eine letzte Frage. Was ist so wichtig an diesem Schweden, und warum müssen wir seine Auszeichnungen erneuern?«
»Er spricht fließend Russisch und Englisch, er ist ein Held Russlands, ein echter Vizeadmiral, und er eignet sich als Bindeglied für unsere internen Beziehungen.«
»Ich verstehe. Außerdem vertraue ich auf Ihr Urteil, Alexander Iljitsch. Das Datum für den Beginn der Vorbereitungsphase gilt noch?«
»Korrekt.«
»Eine letzte Frage. Garantieren Sie mir, dass die K 601 aus einer konfrontativen Begegnung mit, sagen wir beispielsweise der USS Memphis siegreich hervorgehen wird – ohne dass ich damit irgendetwas bestätigt haben möchte?«
»Im Falle einer solchen Konfrontation sind wir garantiert im Vorteil, Wladimir Wladimirowitsch.«
»Hervorragend. In einem solchen Fall werden Sie nicht auf eine Belohnung verzichten müssen. Allerdings werden Sie im gegenteiligen Fall auch Ihrer Strafe nicht entgehen.«
»Selbstverständlich, Herr Präsident.«
Präsident Putin belächelte Alexander Owjetschins Rückfall in die formellere Ansprache und erwähnte am Ende des Gesprächs beiläufig, dass nicht jeder den Präsidenten treffen dürfe. Das sei Teil der Politik. Momentan halte sich eine Delegation der palästinensischen Hamas-Regierung in Moskau auf. Sie dürften Vertreter des Außenministeriums, aber keinesfalls den Präsidenten treffen. Es sei übrigens ein amüsanter Gedanke, dass die erst kürzlich gewählten Abgesandten der Hamas keine Ahnung hatten, dass ihre Regierung in Kürze die K 601 befehligen würde. Doch das sei deren Problem und das des palästinensischen Präsidenten. Insofern hätten Treffen, die nie stattfanden, doch gewisse Vorteile, nicht wahr?
Carl orientierte sich mithilfe seines Gedächtnisses. Ging man vom Zentralbahnhof die Straße hinauf, die bei seinem ersten und bei seinem letzten Besuch Karl-Marx-Straße geheißen hatte, war es gar nicht so schwierig. Der neue
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