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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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deutlich ihr Periskop, machte eine Videoauf­nahme der beiden Zerstörer – D 89 Exeter und D 97 Edinburgh –, tauchte ab und direkt auf die Feinde zu, die wahrscheinlich vermuteten, dass die K 601 in der entgegengesetzten Richtung verschwinden würde. So schüttelten sie die Feinde ab.
    Am äußeren Rand des britischen Geschwaders wiederholten sie den Trick, zeigten noch einmal ihr Periskop, identifizierten zwei Fregatten der Duke-Klasse, die HMS Montrose und die HMS Kent, und tauchten ab. Diesmal ließen sie sich jedoch nur langsam sinken und zogen leicht nach Backbord. Laut Petrow konnten die Briten aus dem Ganzen nur schließen, dass ein Russe sein Spielchen mit ihnen trieb, mit welchem U-Boot-Typ sie es zu tun hatten, würden sie nie und nimmer herausfinden. Sie versuchten es auf jede erdenkliche Weise, Helikopter ließen Sonarbojen und Magnetdetektoren herab, donnernd fuhren über ihnen Zerstörer und Fregatten auf und ab. Die K 601 fuhr in einer angenehmen und beruhigenden Tiefe mit einer Geschwindigkeit von drei Knoten mit Elektroantrieb nach Süden, um einen Angriff auf Cork zu simulieren, den heimatlichen Stützpunkt der irischen Flotte.
    Der Angriff auf Cork sollte in sechsunddreißig Stunden stattfinden. Wenn die Übung gut lief, wollten sie sich das größte denkbare Ziel vornehmen, Devonport in England, den Heimathafen der britischen Atom-U-Boote. Ibrahim sprach so begeistert davon wie ein Gymnasiast über ein gelungenes Kricketspiel.
    »Gott sei bei uns«, murmelte Abu Ghassan.
    »Mach dir keine Sorgen, alter Knabe, das schaffen wir!«, antwortete Oberleutnant Ibrahim mit aufrichtiger Ahnungslosigkeit. Nun sah er wirklich wie ein Internatsschüler aus.
    Alter Knabe, dachte Abu Ghassan. Sagt man das so in der Royal Navy, wenn man ein Offizier und ein Gentleman ist? Vermutlich. Die K 601 ist größer als Gott. Hier werde ich bald nicht mehr gebraucht, sofern ich mich nicht allein um die Wäsche und das Putzen kümmere.
     
    Zwei Wochen später steckte Fregattenkapitän Owjetschin in einer äußerst verzwickten moralischen Klemme. Er sollte die Berichte über die Übungen der K 601 für die russische Flottenleitung zusammenfassen. Aus deren Sicht war die K 601 immer noch ein russisches U-Boot, auch wenn man das nicht laut sagte, solange der eigentliche Besitzer in der Nähe war.
    Folglich wollte man die letzte Autonomka der K 601 vor der Übergabe auswerten. Offensichtlich konnte man das Manöver aus zwei extrem verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Kom­mandant Petrow hatte sich selbst übertroffen. Als er 1999 mit der Kursk ins Mittelmeer gefahren und die sechste amerikanische Flotte an der Nase herumgeführt hatte, war er für die größte Leistung des Jahres in der russischen U-Boot-Flotte ausgezeichnet worden. Danach hatte die Kursk einen Doppeladler in Rot und Silber am Turm geführt.
    Das jüngste Manöver übertraf aber alle vorherigen. Allein das Spielchen mit der USS Alabama war aufsehenerregend. Lange Zeit hatten die Amerikaner im Nordatlantik einen technischen Vorsprung gehabt, ihr Sonarsystem war immer überlegen gewesen. Diesmal hatten sie keine Chance gehabt.
    Doch dieser Triumph hatte Petrows Appetit oder Ehrgeiz nicht gestillt. Denn nach der USS Alabama hatte er in ein Wespennest gestochen, indem er absichtlich mitten in ein großes britisches Manöver hineingefahren war. Es gab keinen Anlass, das Log­buch anzuzweifeln. Petrow hatte den Briten ordentlich eins ausgewischt.
    Der Scheinangriff auf den Marinestützpunkt Cork, Basis der an sich nicht allzu furchterregenden irischen Flotte, und der eventuelle Scheinangriff auf den großen und extrem gut bewachten britischen Marinestützpunkt Devonport, Heimathafen der vier strategischen Atom-U-Boote, waren von Anfang an geplant gewesen.
    Es hatte allerdings niemand geahnt, dass die K 601 vorher mit den Briten vor Irland herumtollen und die Welt in Alarmbereitschaft versetzen würde. Petrow hatte die beiden Angriffe mit ruhiger Hand durchgeführt, aus der richtigen Entfernung und der richtigen Tiefe. Er wartete fünf Minuten, zeigte sein Periskop, simulierte den Angriff – die Computersimulationen funktionierten offenbar glänzend – und schlich sich leise davon. Bis hierhin war das Ganze fassbar.
    Doch dann hatte er das Unfassbare unternommen. Vermutlich hatte außer seinen beiden Stellvertretern niemand an Bord kapiert, was vor sich gegangen war. Anstatt Irland noch einmal zu umrunden, indem er in den Atlantik hinausfuhr, wo sich die K

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