Coq Rouge
nächsten Maschine gebucht und bin mit dem Überwachungsdienst auf den Fersen zum Flughafen rausgefahren.«
»Aber warum hast du ihnen zugewinkt?«
Die Erklärung war einfach. Ponti hatte die Tageszeitungen gekauft und sich hingesetzt, um systematisch nach einer Erklärung für das Interesse der Polizei zu suchen, falls es eine solche gab. Dann hatte er entdeckt, daß eine israelische Delegation in seinem Hotel absteigen würde, und damit war die Sache klar. Sie hatten ihn für einen Terroristen gehalten.
»Aber wozu dieser Abschiedsgruß?« beharrte Carl.
»Ich wollte denen zeigen, daß ich dieses Mißverständnis begriffen hatte, ich wollte ihnen nur eine kleine Freundlichkeit erweisen. Wenn ich ein Terrorist wäre, hätte ich darüber keine Scherze gemacht. Ich dachte, das wäre offenkundig.« Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her.
»Ich glaube dir«, sagte Carl schließlich. »Aber ich will diese Geschichte kontrollieren, bevor du eine theoretische Chance hast, etwas zu arrangieren.
Wie fangen wir es an?«
»Das ist nicht meine Sache. Du wirst mich etwas in Verlegenheit bringen, aber das macht nichts. Du wirst aber auch die Firma in Verlegenheit bringen.«
Carl zuckte zusammen, als er Ponti ganz unbeschwert das betriebsinterne Slangwort für den Sicherheitsdienst des Reiches nennen hörte. Sie standen in der Nähe einer Telefonzelle.
»Hast du Ein-Kronen-Stücke?« fragte Carl. Sie wühlten in den Taschen, bevor sie zehn Stück zusammenhatten, und damit entschuldigte sich Carl und betrat die Telefonzelle, während Ponti sich höflich so hinstellte, daß er zwar zu sehen war, jedoch nicht mithören konnte. Carl rief Hestenes in Oslo an und bat ihn, Papier und Bleistift bereitzuhalten. Es dauerte nicht mehr als fünf Minuten.
»Und jetzt darf ich wohl ein paar Fragen stellen?« erkundigte sich Ponti.
Carl nickte stumm.
»Warum?« fragte Ponti so kurz wie selbstverständlich.
»Weil ich in Erfahrung bringen muß, ob dein Besuch in Oslo eine natürliche Erklärung hat und daß sich diese nachprüfen läßt, so daß wir dich in einer bestimmten Untersuchung außer acht lassen und uns anderen Dingen zuwenden können.«
»Und warum das?« fragte Ponti wieder.
Sie waren ans Wasser gekommen. Es war eine kalte und sternklare Nacht, und oben auf der Tranebergs-Brücke war nur noch wenig Verkehr. Kein Mensch in der Nähe. Carl blieb lange Zeit reglos stehen und überlegte. Er hatte noch nie etwas verraten, hatte keinem Menschen erzählt, womit er sich in einer bestimmten Institution am Pazifik nördlich von San Diego beschäftigt hatte, wo er sich immerhin so oft aufgehalten hatte, daß eine Frau, die ihm sehr nahegestanden hatte, am Ende überzeugt war, er habe sie betrogen.
Ihm war klar, daß er keineswegs verpflichtet war, Ponti noch mehr zu erzählen, und daß es überdies riskant war, da Ponti Journalist war. Ponti besaß jedoch auch Kenntnisse, die nützlich werden konnten. Außerdem wollte Carl noch aus reiner Neugier einige weitere Fragen stellen.
»Die Dinge liegen so«, begann Carl und holte tief Luft. »Die Personenbeschreibung des Mörders paßt recht gut auf dich. Der Mörder soll es gerade noch geschafft haben, mit der Neun-Uhr-Maschine nach Oslo zu fliegen. Es gibt Gründe für die Annahme, daß Folkesson einer palästinensischen Terror-Aktion auf der Spur war. Ein denkbares Ziel war diese israelische Delegation in Oslo.«
Carl verstummte und zögerte. Er konnte Pontis Gesichtsausdruck nicht sehen, entdeckte nur, daß dieser sacht den Kopf schüttelte.
»Ihr seid doch nicht bei Trost. Erst soll ich Axel Folkesson erschossen haben, den ich übrigens recht gut gekannt habe. Dann soll ich mich fröhlich auf den Weg nach Oslo gemacht haben, um Israelis in die Luft zu sprengen.
Ihr müßt mich für einen verdammt unvorsichtigen Terroristen halten, damit diese Geschichte stimmen kann. Und als ich - surprise surprise - zu meinem Erstaunen entdeckte, daß die norwegische Polizei die Israelis tatsächlich bewachte, womit nicht unbedingt zu rechnen war, soll ich also mein Gepäck genommen haben und zu meiner grauen Alltagsmaloche in Stockholm zurückgeflogen sein. Da hat wohl wieder die Intelligenz-Reserve der Firma zugeschlagen. Daß ihr noch die Kraft habt, euch noch selber auszuhalten.«
»Wir, die wir die ganze Zeit mit den Ermittlungen beschäftigt gewesen sind, haben diese Theorie immer bezweifelt. Das ist auch der Grund, warum ich auf diese Weise mit dir Kontakt aufgenommen habe,
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