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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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etwas Verdächtiges zu entdecken. Ponti machte Carl ein Zeichen, an der Tür stehenzubleiben, und als sie nach nur einer Minute nach Kristineberg kamen, stieg Ponti gerade in dem Moment aus, als die Türen wieder geschlossen werden sollten.
    »Du hast eins gesagt, und dies war der erste Halt. Ich bin allein und werde nicht verfolgt, jetzt weißt du’s«, sagte Ponti.
    Carl nickte.
    »Wo hast du das alles gelernt?« fragte er, als sie auf den Ausgang zugingen.
    »Du bist ein paar Jahre jünger als ich und kannst dich nicht daran erinnern.
    Aber Ende der sechziger Jahre und noch ein gutes Stück in die siebziger Jahre hinein hatten wir ewig die Säpo auf dem Hals. Wir mußten es the hard way lernen. Und in der Palästina-Bewegung, in der ich mitmachte, wurden wir von Infiltranten aller Art geradezu überflutet. Nun, was willst du? Wollen wir eine Runde durch den Schloßpark drehen?«
    »Wir gehen in die andere Richtung«, entgegnete Carl und lächelte über Pontis ironisches Lächeln, das wohl bedeuten sollte, also gut, spielen wir weiter.
    »Warum bist du nach Oslo geflogen, und warum hast du unseren Kollegen dort zugewinkt? Ich will dich nicht unterbrechen, aber ich wünsche die Geschichte möglichst komplett, damit ich dir glauben und dich verstehen kann.«
    »Ist dies ein Verhör?«
    »Nein. Aber es ist wichtig für mich, daß ich alles weiß. Hinterher kann ich dir vielleicht sagen, aus welchen Gründen. Es kommt darauf an.«
    Ponti ging eine Weile schweigend neben ihm her und machte dann eine fragende Geste, in welche Richtung sie gehen sollten. Carl nickte zustimmend, und sie ließen sich beide von der Dunkelheit verschlucken.
    Pontis Bericht war vollkommen logisch. Er sei nach Oslo gereist, um mit dem norwegischen Fernsehen über den Verkauf von Fernsehreportagen aus Afghanistan zu verhandeln. Das müsse auf freiberuflicher Basis geschehen, weil die Gewerkschaftsvertreter beim schwedischen Rundfunk und Fernsehen Dienstreisen nach Afghanistan aufgrund von Schwierigkeiten mit Gefahrenzulagen und der Betriebshaftpflicht und anderer schwedischer bürokratischer Hemmnisse nicht guthießen. Man müsse diesen Krieg also auf freiberuflicher Basis darstellen. Ausnahmen würden nur bei lateinamerikanischen Kriegen gemacht.
    Solche Reportagen kosteten Geld, und dazu brauche man Vorschüsse, und Vorschüsse würden nur in kleinen Portionen ausgehändigt, weil es da wieder andere gewerkschaftliche Bestimmungen gebe. Es sei ihm jedoch gelungen, mit dem norwegischen und dem dänischen Fernsehen Verbindung aufzunehmen, und er sei in Oslo gewesen, wo er mit den Norwegern handelseinig geworden sei. Sie seien um die Mittagszeit in sein Hotel gekommen, und dort habe man einige Stunden konferiert. Anschließend habe er sich mit einem guten Freund von Dagbladet getroffen, dem dortigen Leiter des Auslandsressorts. Nein, das habe er schon vor dem Abflug telefonisch vereinbart. Ja, und dann noch diese Geschichte mit dem Taxi - ach so, haben die mich da schon verfolgt? -, ja, als das Taxi auf die Karl Johans Gate gekommen sei, habe er sich erinnert, daß er mit der Kolsaas-Bahn nur ein paar Stationen nach Monte Bello fahren und dort die Treppe hinaufgehen müsse. Daher habe er es sich anders überlegt und sei aus dem Taxi ausgestiegen.
    Anschließend sei er den ganzen Tag beim Auslandschef des Dagbladet gewesen. Sie seien alte Freunde.
    Am nächsten Tag habe er lange auf den Anruf eines befreundeten Schriftstellers gewartet, Jon Michelet, weil sie unter Umständen zusammen essen wollten, falls die Mandelentzündung der Tochter nicht einen Strich durch die Rechnung mache. Der Freund habe aber nicht angerufen. So sei er statt dessen ausgegangen und habe ein paar Weihnachtsgeschenke für seine Frau gekauft. Dabei habe er entdeckt, daß er Verfolger hatte, die ihm vorgekommen seien, als hätten sie über den Köpfen große Plakate mit der Aufschrift getragen: Norwegische Sicherheitspolizei bei der Arbeit.
    »Die machten mir beinahe eine Freude, es war ja schon so lange her, daß ich das erleben durfte«, gluckste Ponti. »Nun, nachdem ich sie entdeckt hatte, ließ ich das ganze Standardprogramm ablaufen, außerdem fing es ja so hübsch in einem großen Warenhaus an.«
    »Dem Glasmagasinet«, lachte Carl.
    »Genau. Und ich spulte das ganze Programm ab, Handschuhe ausprobieren, Damenunterwäsche und so fort. So ging es weiter, und als sich herausstellte, daß ich diesen zweiten Kumpel doch nicht erwischen würde, habe ich einen Platz in der

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