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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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festgenommenen Schweden mit und ging in sein Dienstzimmer. Zunächst jagte er die Palästinenser durch den Computer. Der Computer teilte sie unsentimental in Anhänger der Al Fatah auf, drei Mann, in Anhänger der PFLP, zwei Mann, und Anhänger des PFLP-General Command, zwei Mann. Aus unerfindlichen Gründen wurde die letztgenannte Organisation als terroristisch eingestuft, während die PFLP als »möglicherweise terroristisch« davonkam. Der Al Fatah wurde nicht zugetraut, in Schweden Gewalttaten mit internationalem Hintergrund zu begehen. Daraus ließe sich eine sofortige Schlußfolgerung ziehen. Zwei der Palästinenser würden mit Sicherheit des Landes verwiesen werden, und drei würden bleiben dürfen.
    Das ausgewählte Material über die einzelnen Personen und deren mehr oder weniger verdächtige Unternehmungen, das Näslund heruntergeschickt hatte, führte nicht zu besonderen Schlußfolgerungen.
    Einer der PFLP-Anhänger hatte an einem bestimmten Tag und zu einer bestimmten Uhrzeit Nils Gustaf Sund angerufen. Das Gespräch, das in Abschrift beigefügt war, war ganz trivial. Es ging darum, ob es für das, was in den Zeitungen stand, daß nämlich irgendeine Palästinenser-Organisation den »Terroristenchef« der »Säpo« ermordet habe, einen tatsächlichen Grund gebe oder nicht.
    Ein beigeheftetes, säuberlich getipptes Memorandum stellte fest, daß der Palästinenser, der Sund angerufen hatte, auch alle anderen Palästinenser kannte.
    Etwas anderes war auch gar nicht zu erwarten, da sie alle in zwei Studentenheimen in Uppsala wohnten, die weniger als zweihundert Meter auseinanderlagen.
    Ferner seien Sund nachweislich die anderen drei festgenommenen Schweden bekannt, was ebenfalls offenkundig war, da sie alle der gleichen Palästina-Gruppe angehörten und überdies im selben Haus lebten.
    Folglich konnten alle sieben Palästinenser nachweislich mit sämtlichen vier Schweden in Verbindung gebracht werden, und folglich sei es zu »intensiven internen Kontakten« gekommen.
    Die letzte Formulierung würde schon in den morgigen Zeitungen stehen, wortwörtlich, aber Carl würde es nicht zu lesen bekommen. Er hatte sich entschlossen den Rat seiner älteren Kollegen und Vorgesetzten zu beherzigen und die Zeitungen nicht zu lesen. Kurz nach sechs ging er nach Hause und trainierte in seinem verschlossenen Zimmer. Anschließend ging er zu einem jugoslawischen Restaurant in der Altstadt und aß einen Grillspieß. Er saß an einem Tisch, von dem aus er den Eingang ständig im Auge behalten konnte. Gegen halb neun ging er zur U-Bahn Gamla Stan und leitete damit sein Verschwinden ein. Er hatte noch viel Zeit. Er fühlte sich hellwach und guten Mutes, weil er deutlich spürte, daß er sich einem Durchbruch näherte. In der linken Achselhöhle spürte er das beruhigende Gewicht seiner Smith & Wesson Combat Magnum.
    Als er den vordersten Wagen des U-Bahn-Zuges bestieg, der um 21.43 Uhr von Slussen abgefahren war, wählte er den hintersten Eingang und stellte sich neben die Tür, so daß er den ganzen Wagen unter Aufsicht hatte. Er erkannte Ponti sofort, der an der vordersten Tür stand. Außerordentlich, dachte Carl, völlig perfekt und völlig richtig.
    Als der Zug lärmend in den Bahnhof St. Eriksplan einfuhr, war der Wagen nicht mehr als halbvoll. Ponti da vorn zeigte mit keiner Miene, ob er auf Carl reagiert hatte oder nicht.
    Am Bahnhof Thorildsplan stieg Carl aus, ging auf dem Bahnsteig schnell zur vordersten Tür und gab Ponti ein Zeichen, kurz vor dem Schließen der Türen auszusteigen. So standen sie sich auf einem fast verlassenen U-Bahnsteig Auge in Auge gegenüber. Beide blickten automatisch nach hinten, aber dort war nur ein weiterer Fahrgast ausgestiegen, eine ältere Frau, die dem Ausgang zustrebte. Sie nickten einander zu.
    »Ich heiße Carl und arbeite bei der Sicherheit«, begrüßte ihn Carl.
    »Ich habe das dunkle Gefühl, dich schon mal gesehen zu haben«, erwiderte Ponti. Dann sah er sich um, bevor er fortfuhr.
    »Jetzt bin ich an der Reihe, falls du nichts dagegen hast. Wir gehen hier nicht hoch, sondern warten auf den nächsten Zug, sonst fahre ich sofort in die Stadt zurück. Bist du damit einverstanden?«
    Carl nickte. Sie gingen langsam auf die Mitte des Bahnsteigs zu.
    »Nenn mir eine Zahl zwischen eins und drei«, lächelte Ponti, als der nächste U-Bahn-Zug endlich quietschend auf den Bahnsteig zufuhr.
    »Eins«, sagte Carl, und Ponti nickte.
    Sie bestiegen den Zug und sahen sich beide um, ohne

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