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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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und dabei riskiere ich eine ganze Menge. Wenn es herauskommt, fliege ich raus. Ich hoffe, du weißt das.«
    Ponti ging langsam zum Ufer hinunter. Sie befanden sich in der Nähe einer Badeanstalt und eines Spielplatzes mit Schaukeln, die sich in dem schwachen Wind verlassen bewegten.
    Carl ging hinter Ponti her und fuhr mit seiner Erklärung fort.
    »Wir also glauben nicht an diese Hypothese, und ich habe selbst alles nur mögliche getan, um Erklärungen dafür zu finden, was du in Oslo vorhattest, aber das haben unsere norwegischen Kollegen unmöglich gemacht.«
    »Inwiefern?«
    »Die hatten nicht geprüft, welche Norweger das Hotel betraten. Die hielten nur nach arabischen Terroristen Ausschau und gingen davon aus, daß du draußen in der Stadt einen Treff hattest und nicht im Hotel. Darum sind ihnen diese beiden Burschen vom norwegischen Rundfunk nicht aufgefallen. So einfach ist es. Und daher blieb der Verdacht gegen dich bestehen, also nicht bei uns, die mit der Ermittlung betraut sind, wohl aber … nun, also in einer anderen Ecke der Firma.«
    »Näslund!« schnaubte Ponti. »Ich verabscheue die Firma aus zwei Gründen.
    Der eine Grund ist, sagen wir, rein persönlich, weil man seit den sechziger Jahren auf uns Jagd gemacht hat. Der zweite Grund ist meine ehrenwerte Entrüstung als normaler schwedischer Steuerzahler, denn in dieser Eigenschaft kann ich nämlich verlangen, daß der Sicherheitsdienst nicht von Idioten geleitet wird. Und was habt ihr? Den Helden von Jukkasjärvi. Und für so was sollen wir Geld hinblättern.«
    Ponti setzte sich auf ein altersschwaches kleines Kinderkarussell, dem er einen Fußtritt gab, so daß es quietschend und schaukelnd zu rotieren begann.
    »Du willst mich jetzt mindestens eine Stunde festhalten, nicht wahr?« fragte er. »Ich meine, damit die norwegischen Kollegen sich unterdessen beim Rundfunk und beim Dabladet blamieren können?«
    »Wird was aus der Reise nach Afghanistan?« fragte Carl, um Pontis absolut präzise Schlußfolgerung nicht bestätigen zu müssen.
    »Ja, wie ich hoffe, im Sommer. Im Winter geht es nicht, da kommt man auf den Bergpässen nicht weiter. Meine Abreise ist für die Zeit kurz vor Mittsommer geplant. Falls ich dann nicht schon wegen eines Polizistenmordes verurteilt bin.«
    »Da besteht wohl keine Gefahr. Hast du selbst eine Vorstellung, wer Folkesson getötet haben könnte?«
    »Die Russen kann man wohl ausschließen, aber das ist schon alles. Hast du Folkesson gekannt, weißt du, womit er sich beschäftigte?«
    »Nein, ich habe nur eine ungefähre Vorstellung. Er war für den Nahen Osten verantwortlich.«
    »Setz dich, dann werd ich dir etwas von Folkesson erzählen. Ich habe ihn nämlich mehr als zwanzig Jahre gekannt.«
    Carl setzte sich auf die andere Seite des Karussels, das sich immer noch bewegte.
    Den Anfang der Geschichte erkannte Carl wieder. Folkesson und Roffe Jönsson hatten eines schönen Tages mit der damaligen Palästina-Gruppe in Stockholm Kontakt aufgenommen. Es war noch eine idyllische Zeit, und die »Terroristen-Abteilung« der Firma bestand im großen und ganzen nur aus zwei Mann. Im Lauf der Jahre war die Abteilung jedoch gewachsen und die zweitgrößte Firma geworden, und mit der Zeit hatten auch verschiedene ausländische Sicherheitsdienste begonnen, Tips zu liefern und Bestellungen abzugeben, nach dem Grundsatz Leistung gegen Gegenleistung, und das in einem solchen Umfang, daß das Ausland einen zunehmenden Einfluß auf die Arbeit erhielt, so daß sich normale Methoden nicht mehr anwenden ließen. Außerdem war ja jeder politische Flüchtling in Schweden verpflichtet, der Polizei seinen gesamten Lebenslauf zu erzählen, das heißt der Einwanderungsbehörde, also Folkesson. Er hatte viele solcher Flüchtlinge gezwungen, Informanten zu werden; er hatte ja tatsächlich die Macht zu entscheiden, ob sie in Schweden bleiben durften oder nicht, ob ihnen erlaubt werden sollte, eine Ehefrau oder einen Onkel ins Land nachzuholen.
    »Wenn man einmal von moralischen Aspekten absieht und die Dinge nur praktisch zu sehen versucht, ist das Unangenehme daran, daß jeder x-beliebige dieser Informanten plötzlich durchdrehen konnte. Soviel ich weiß, kann dieser Mord ebensogut ein privater Racheakt sein wie ein politisch wohlüberlegter Terrorakt. Habt ihr euch Folkessons Informantenstall mal angesehen?«
    »Darauf will ich nicht antworten«, entgegnete Carl, während ihm gleichzeitig einfiel, daß in der Firma noch kein Mensch auch nur in

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