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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Lauf der Jahre ein paar gute Kontakte zur Firma bekommen.«
    »Ist das nicht etwas merkwürdig?«
    »Nein, nicht sonderlich. Das liegt vor allem an den Gegensätzen innerhalb der Firma, glaube ich. Die Älteren fühlen sich von Näslund und dessen neuer Garde an die Wand gedrückt und ungerecht behandelt, und außerdem haben sie oft das Gefühl, daß alles zum Teufel geht, und daher der Drang an die Öffentlichkeit.«
    »Und dann weinen sie sich bei dir aus?«
    »Ja, manchmal. Wenn du mal nachdenkst, gibt es zwischen dir und mir ja einen entscheidenden Unterschied. Ich kann nicht eine Sekunde darauf bauen, daß unter uns bleibt, was ich dir sage, ein solches Versprechen von dir ist wertlos. Wenn ich dir aber etwas zusage, ist das etwas völlig anderes.«
    »Und wieso?«
    »Nun, nicht aus persönlichen, sondern aus juristischen Gründen. Wenn du mir als ›anonymer Gewährsmann‹ etwas anvertraust, wird deine Anonymität durch das Grundgesetz geschützt. Es wäre ein Verbrechen, dich als Quelle zu enthüllen, abgesehen davon, daß es ein noch schlimmeres Verbrechen gegen das Berufsethos wäre. Eines schönen Tages kannst du dir das vielleicht zunutze machen, und dann werden wir uns sicher einigen.«
    Sie gingen am Verlagsgebäude von Dagens Nyheter/Expressen, der sowjetischen Botschaft und dem Verlagshaus von Svenska Dagbladet vorbei zu Västerbroplan hinunter. Das war möglicherweise eine etwas auffällige Route, aber das Wetter und die späte Stunde hielten die Straßen menschenleer. Bald würden sie sich jedoch trennen müssen. Es war nur noch einen Kilometer bis zu den Polizeihäusern auf Kungsholm.
    Carl dachte über mehrere Dinge zugleich nach. Er war sehr zufrieden, Erik Ponti als Verdächtigen streichen zu können, denn er mochte ihn. Um so mehr konnte er sich in der nächsten Zeit auf diesen Hedlund konzentrieren, den er um so stärker verabscheute. Aber würde Ponti ihm helfen können?
    »Ich möchte gern deine Meinung zu einem Problem hören«, sagte Carl, ohne eine Antwort zu erwarten, bevor er das Problem geschildert hatte.
    »Wenn die Palästinenser nun kein Interesse an Terrorakten in Schweden haben, wenn es folglich nur eine kleine Abweichlerfraktion wäre, die der PLO-Führung sozusagen ein Bein stellen will, könnte man das irgendwie belegen?«
    »Das mußt du sie schon selbst fragen«, erwiderte Ponti kurz und selbstverständlich, als ginge es darum, eine Nachbarsfrau zu einem Routineverhör zu bringen.
    »Und wie zum Teufel soll ich das anstellen?«
    »Wenn es um etwas geht, was der PLO mißfällt, oder um eine Sache, mit der sie nichts zu tun haben, werden sie es dir vielleicht erzählen. Wenn es sich um Palästinenser handelt, wissen sie es jedenfalls. Ob sie dir etwas sagen, kann man ja erst wissen, wenn du gefragt hast.«
    »Wenn ich wen gefragt habe?«
    »Den palästinensischen Sicherheits und Nachrichtendienst.«
    »Gibt es den?«
    »Darauf kannst du Gift nehmen. Die sind im Nahen Osten mindestens die Nummer zwei.«
    »Guten Tag, ich komme vom schwedischen Sicherheitsdienst und möchte gern wissen, ob Sie die Angewohnheit haben, unsere Offiziere zu ermorden?«
    »Ja, warum denn nicht. Der Mann, den du suchst, heißt Abu al-Houl.«
    »Und wer ist das?«
    »Der Chef des palästinensischen Nachrichtendienstes. Nur wenige Menschen sind ihm begegnet. Abu al-Houl bedeutet übrigens ›Sphinx‹.«
    »Und wo finde ich ihn?«
    »In Beirut, vermutlich. Oder auch in Tunis, aber ich glaube eher in Beirut.«
    »Kannst du einen solchen Kontakt herstellen?«
    Sie waren unter den Brückenpfeilern von Västerbron stehengeblieben und blickten über einen verlassenen, mit halbgefrorenem Schneematsch bedeckten Rasen auf den Anfang von Norr Mälarstrand. Ponti grübelte.
    Schließlich entschied er sich.
    Es werde nicht leicht werden. Aber Carl müsse zunächst nach Beirut fliegen und einen schwedischen Arzt aufsuchen, der in der Tuberkulosestation des Flüchtlingslagers Bourj el Barajneh arbeite, einer Einrichtung der skandinavischen Palästina-Gruppen. Er, Ponti, werde Carl einen Empfehlungsbrief mitgeben, aber nur für diesen schwedischen Arzt. Falls es Carl gelinge, den Arzt von seinen guten Absichten zu überzeugen, werde dieser Carl mit »Jihaz as Rased« in Verbindung bringen, wie die Organisation heiße. Denn Jihaz as Rased sei für die Sicherheit der skandinavischen Genossen in Beirut verantwortlich. Und der nächste Schritt sei allein eine Frage von Carls Verhandlungsgeschick.
    »Ist es ein

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