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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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gefährlicher Versuch?« fragte Carl.
    »Ja, in höchstem Maße, wenn du den Versuch machst, sie hereinzulegen.
    Sonst könnte es höchstens damit enden, daß sie dich bitten, dich zum Teufel zu scheren, und dann weißt du jedenfalls, daß sie keine Lust haben, dir ihre Standpunkte zum Ableben des alten Folkesson mitzuteilen.«
    »Du schreibst also einen solchen Brief für mich, einen Brief an diesen schwedischen Arzt, und sagst genau, wie es sich verhält?«
    »Ja, du kannst ihn morgen haben. Aber dazu muß ich noch einmal deine Kollegen abschütteln, und dann gibt es wieder Berichte darüber, wie verdächtig ich mich aufführe.«
    »Adressiere ihn an die Sicherheitsabteilung der Reichspolizeiführung, Postfach soundso - die Nummer steht im Telefonbuch -, und richte den Brief an Arne Fristedt, Kriminalkommissar.«
    »Bist du das?«
    »Nein.«
    »Na schön. Eure Jungs sind hinter mir her, um zu sehen, ob ich mich als Mörder entlarve?«
    »Ja.«
    »Dann benehmen sie sich aber sehr seltsam. Sie lassen mich nämlich merken, daß sie mich verfolgen. Wozu?«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, kein Zweifel. Ich soll sehen, daß ich verfolgt werde.«
    »Ich weiß nicht warum, aber es hat den Anschein, als wollten sie dir Angst einjagen. Ich muß dir übrigens einen entschiedenen Rat geben. Es gibt keine Beweise gegen dich, was dir inzwischen wohl klar geworden ist. Aber sollte man dich festnehmen, leiste um Gottes willen keinen Widerstand, und paß auf, daß keine Waffe in der Nähe ist.«
    »Danke für den Tip. Das werde ich mir wirklich merken«, sagte Ponti, machte auf dem Absatz kehrt und ging.
    Carl blieb stehen. Er war sich nicht klar, ob Pontis letzte Reaktion Zorn oder etwas anderes verriet. Dann fielen ihm mehrere Dinge ein, die er hätte sagen sollen, bevor es zu spät war, sowie ein paar Fragen zu Jihaz as Rased.
    Plötzlich ging ihm auf, daß »Rased« die »unbekannte Palästinenser-Organisation« war, die in der Aufzählung interner palästinensischer Mordaktionen in Europa mehrmals aufgetaucht war.
    Carl wartete, bis er Ponti auf dem Weg zu Norr Mälarstrand nicht mehr sehen konnte, ging dann zu Västerbroplan hinauf und hielt ein Taxi an.
    Auf dem Heimweg fühlte er sich zufrieden. Es war komisch, daß Ponti und der Alte den gleichen selbstverständlichen Rat gegeben hatten: Frage sie doch, geh hin und frage sie.
    Eine der festgenommenen Schwedinnen, Petra Hernberg, hatte in der Tuberkulosestation von Bourj el Barajneh gearbeitet. Vielleicht konnte sie ein paar wichtige Tips geben, obwohl er es sich kaum vorstellen konnte.
    Als er zu Hause war, setzte er sich an seinen nur selten benutzten Schreibtisch und schrieb das Gespräch mit Erik Ponti so wortgetreu auf, wie er sich erinnern konnte. Er war schon jetzt überzeugt, daß die Nachprüfungen von Roar Hestenes in Oslo ein eindeutiges, bestätigendes Ergebnis bringen würden.
    Am folgenden Morgen wurde die Arbeit in der Firma durch den bundesdeutschen Verfassungsschutz geprägt. Von sieben bis zwölf Uhr ratterten einmal pro Stunde Telex-Meldungen in der Telefonzentrale der Stockholmer Reichspolizeiführung ins Haus. Die Geschichte wurde rasch unüberschaubar.
    Es hatte den Anschein, als wären in der Bundesrepublik rund fünfzehn junge Leute entweder festgenommen oder aus mancherlei Gründen verhört worden. Einer der Festgenommenen war ein steckbrieflich gesuchter Terrorist, den man in Bremen aufgespürt hatte. Dieser und die folgenden Einsätze in der ersten Nachthälfte hatten in Bremen rasch zu Hinweisen geführt, die zu neuen Einsätzen in Hamburg geführt hatten.
    Es schien unmöglich, die Bedeutung der deutschen Aktivitäten nach nur wenigen Stunden richtig einzuschätzen, abgesehen von der konkreten Tatsache, daß ein gesuchter Terrorist tatsächlich festgenommen worden war.
    Näslund setzte schon am Morgen eine weitere Arbeitsgruppe ein.
    Es gab eine aus bestimmten historischen Gründen etwas überdimensionierte Gruppe »deutscher« Experten in der Firma, die in den letzten Jahren nicht sonderlich viel zu tun gehabt hatten, nachdem der westdeutsche Terrorismus fast vernichtet schien. Zum einen hatte es in der Bundesrepublik eine bedeutende Zahl von Abschüssen gegeben, zum andern saßen rund dreißig Edel-Terroristen seit vielen Jahren in Krefeld hinter Schloß und Riegel. Der spezialangefertigte Gerichtsbunker in Düsseldorf war seit mehreren Jahren nicht mehr benutzt worden.
    Im Windschatten dieser dramatischen Mitteilungen aus der Bundesrepublik

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