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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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flatterte ein etwas kürzerer und trivialerer Bericht des Polizeibeamten Roar Hestenes vom norwegischen Überwachungsdienst ins Haus.
    Hestens war es gelungen, bis ins Detail zu klären, was Erik Ponti in den vielen Stunden getan hatte, in denen man ihn aus den Augen verloren hatte.
    Er bestätigte alle Hinweise, die Carl ihm am Abend zuvor gegeben hatte.
    Man schenkte diesen Angaben definitiv Glauben.
    »Aha«, sagte Fristedt, »da sitzen wir nun mit unseren gewaschenen Hälsen und stehen dumm da. Es ist natürlich schön, daß die Norweger sich endlich dazu bequemt haben, die Sache mit Ponti zu klären, so daß wir die fallenlassen können. Aber nun geht unsere ganze Zeit für diese Geschichte mit Hedlund und den Deutschen drauf. Was sollen wir jetzt anfangen?«
    »Ich habe mir gedacht, ich fliege nach Beirut«, sagte Carl unschuldig. Als er jedoch die verblüfften Gesichter der beiden anderen Männer sah, war ihm klar, daß er alles erzählen mußte - wie er Ponti getroffen und Hestenes angerufen hatte.
    Appeltoft und Fristedt schwiegen zunächst, nachdem er seinen Bericht beendet hatte.
    »Nun, ich habe im Grunde nichts dazu zu sagen«, sagte Fristedt, »denn wenn man sich hinter dem Rücken Näslunds mit russischen Spionen treffen kann, müßte es doch mit dem Teufel zugehen, wenn man nicht auch einen normalen Journalisten von Sveriges Radio aufsuchen kann.«
    »Immerhin hat es ein Ergebnis gebracht«, sagte Appeltoft und blickte weg.
    Im Grunde mißfielen ihm solche Methoden. Dienstvorschriften und Regeln waren nach Appeltofts Meinung keineswegs dazu da, ignoriert zu werden.
    Es würde nicht leicht werden, Carls Reise nach Beirut zu begründen.
    Erstens konnten sie nicht erwarten, daß Näslund sich für den Gedanken begeisterte, daß die Firma mit dem Feind fraternisierte. Zweitens würde es ihnen schwerfallen zu sagen, wer genau den Vorschlag gemacht hatte und wer helfen sollte, die Verbindung herzustellen.
    Fristedt hielt es jedoch für eine gute Idee. Möglicherweise könnten die Palästinenser die Herkunft der Mordwaffe klären? Wer sonst sollte der Spur einer Pistole folgen können, die sich irgendwo in Beirut selbständig gemacht hatte? Aber wie zum Teufel sollte man das Sherlock Holmes erklären?
    »Ich habe eine Idee«, sagte Appeltoft düster. Er schwankte zwischen seiner Mißbilligung neuer Ideen und seiner Überzeugung, daß man jede Möglichkeit nutzen müsse, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Denn so wie die Dinge lagen, waren sie dem Mörder Axel Folkessons keinen Deut näher als am ersten Tag.
    Appeltofts Idee war einfach. Er wies zunächst darauf hin, daß Petra Hernberg in dieser TB-Station in Beirut gearbeitet habe. Sie müsse folglich die dort arbeitenden schwedischen Ärzte kennen. Außerdem wohne sie mit diesem Deutschenfreund zusammen, und so wie es aussehe, werde in den nächsten Tagen alles »Deutsche« höchste Priorität erhalten. Man könne sich also in etwa mit ihr unterhalten, daß es besonders dringend sei, daß jemand nach Beirut fliege, um die dortige freiwillige Hilfe der Schweden zu untersuchen und deren mögliche Verästelungen zu anderen linken Organisationen in Westeuropa, besonders zu solchen in der Bundesrepublik.
    Hedlund war ja gleichzeitig mit Petra Hernberg in Beirut gewesen. Aber vielleicht sei das als Begründung ein bißchen dünn?
    »Wir sollten es jedenfalls versuchen«, sagte Fristedt.
    »Komm mit, Erik, wir gehen zu dieser Petra und stellen ihr ein paar gezielte Fragen. Dann kannst du dich impfen lassen und ein Flugticket besorgen und was du sonst noch brauchst.«
    »Fällt Näslund auf so was rein?« wollte Carl wissen.
    »Mach dir keine Sorgen. Wenn wir nur sagen, es gibt noch mehr Deutsches zu holen, dann freut er sich. Das bringt ihm Pluspunkte bei der Kilowattgruppe. Er hat den Deutschen ja geholfen, wenigstens einen richtigen Terroristen zu fassen, und damit wird er zum Star der Truppe. Wir sagen ihm nur Deutschland, dann beißt er an. Deutschland, Deutschland über alles. Komm jetzt, Erik, wir gehen zu Petra.«
    »Was ist die Kilowattgruppe?« hakte Carl nach.
    »Das besprechen wir ein andermal. Das ist der Rotary-Club der internationalen Sicherheitsdienste.«

9
    Über Hamburg schälte Carl das Cellophan von seinem Teller mit kalten Putenfleischscheiben und Waldorfsalat. Irgendwo dort unten waren bundesdeutsche Sondereinheiten dabei, aus einer unbekannten Zahl verwirrter Studenten Angaben herauszuklopfen. Aus dem Terroristen bekamen sie vermutlich nichts

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