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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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und anschließend wieder zu einem Viertel am Rand der Stadt. Nachdem der Wagen angehalten hatte, führte man ihn über einen Hof, der eine Art Bauplatz zu sein schien, da er immer wieder über lose Bretter und Steinhaufen stolperte.
    Mit je einem Mann neben sich, die ihn an den Armen unterfaßten, trat er durch einen offenen Hauseingang und ging schmale Treppen hoch, die nicht mit Teppichen belegt waren. Von den Wänden hallte ein lautes Echo von Schritten und Stimmen wider; er vermutete, daß sie sich in einem Hochhausneubau befanden, der noch nicht fertiggestellt war.
    Sie treten durch eine Tür, die offensichtlich von mehreren Wachtposten bewacht wurde, da es zu kurzen Unterhaltungen kam, die Carl als Sicherheitskontrollen deutete. Er hörte das Rascheln von Papieren, die jemand durchlas.
    Auf dem Weg durch einen Korridor nahm Carl jemand die Brille ab. Er befand sich tatsächlich in einem halbfertigen Hochhaus. Sie passierten mehrere künftige Wohnungen ohne Türen und ohne Fußbodenbelag auf dem Beton. Alle Fenster im Korridor oder in den angrenzenden Wohnungen waren so ausgerüstet, daß man sich bei Luftangriffen jederzeit durch Verdunkelung schützen konnte. Carl vermutete, daß man die Hausbeleuchtung draußen nicht sehen konnte. Die Beleuchtung im Korridor war äußerst sparsam.
    »Wir haben diesen Treffpunkt übrigens allein für diesen Anlaß hergerichtet«, flüsterte der Mann, der sich Michel nannte und der gleich hinter Carl ging.
    Am hinteren Ende des Korridors waren an den Wänden Sandsäcke, wohl zum Schutz gegen Granatwerferfeuer, aufgestapelt. Anschließend gingen sie durch eine kurze, geschwungene Doppelreihe aus Sandsäcken und betraten einen Raum, in dem Abu al-Houl an einem der für den Nahen Osten so typischen Kunststoff-Schreibtische mit imitierter Holzmaserung saß. Es befanden sich zwei Wachtposten im Raum, die an je einer Längswand auf Stühlen saßen, etwa vier Meter voneinander entfernt. Abu al-Houl saß an der Rückwand des Zimmers, und vor seinem Schreibtisch standen zwei Stühle.
    Auch wenn der Raum voller Menschen gewesen wäre, dachte Carl, hätte es trotzdem nicht den geringsten Zweifel gegeben, wer den Codenamen »Sphinx« hatte und der Chef des zweitbesten Sicherheits und Nachrichtendienstes des Nahen Ostens war.
    Abu al-Houl grüßte nicht, sondern zeigte nur auf einen der Stühle. Carl setzte sich, ohne dem Mann die Hand zu geben, da er instinktiv spürte, daß sein Gruß nicht erwidert werden würde. Abu al-Houl hatte kurzgeschorenes graues Haar, war kräftig gebaut und hatte die Sechzig schon überschritten.
    Seine Augen wurden durch eine dunkle Brille verborgen, und das harte Gesicht prägten vor allem eine kräftig gekrümmte arabische Nase und ein großer Mund, der nicht lächelte.
    Der Mann, der sich Michel nannte, setzte sich neben Carl, und darauf wurde eine Zeitlang nichts gesprochen. Dann nahm Abu al-Houl mit einer langsamen Bewegung die Brille ab. Er hatte blaue Augen.
    »Ich bin Abu al-Houl«, sagte er mit einem leisen und melodischen Bariton.
    Carl hielt dies für den überflüssigsten Hinweis, den er je gehört hatte.
    »Ich bin Carl Hamilton, Offizier des schwedischen Sicherheitsdienstes, und freue mich, Sie kennenzulernen«, erwiderte er.
    Abu al-Houl fixierte ihn mit seinem festen blauen Blick, ohne zu antworten, und klappte dann eine kleine Mappe auf dem Schreibtisch auf.
    »Wir besitzen Erkenntnisse, daß unser kompetentester Feind - denn wie Sie wissen, haben wir ja viele Feinde - ein Attentat gegen einen unserer führenden Leute hier in Beirut plant. Ich selbst könnte ohne jeden Zweifel ein solches Ziel abgeben. Nach unseren Informationen könnten bei solchen Plänen auch Skandinavier eine Rolle spielen. Was sagen Sie dazu, Mr.
    Hamilton?« fragte Abu al-Houl, ohne seinen Tonfall oder sein Mienenspiel auch nur im geringsten zu verändern.
    »Ich weiß nichts davon, und wir haben auch keinerlei Hinweise auf einen solchen Plan, auch keine Tips in dieser Richtung«, erwiderte Carl vorsichtig.
    »Aber wenn Sie nun selbst Teil einer solchen Operation sind? Sie stammen ja unleugbar aus Skandinavien. Und wie Ihnen klar sein dürfte, haben wir diese beiden Tage, an denen Sie unser Gast gewesen sind, damit zugebracht, ein paar Kontrollen durchzuführen«, fuhr Abu al-Houl mit der gleichen unveränderten Stimme fort.
    Carl dachte eine Weile nach. Er hatte gerade angefangen, sich erleichtert zu fühlen, weil es tatsächlich und ohne jeden Zweifel zu dem

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