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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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selbst vielleicht weder sieht noch kennt; vielleicht hält es auch den Schal in der einen Hand und betrachtet einen braunen Handschuh statt einen schwarzen oder grauen, und derjenige, der in diesem Augenblick die Nachricht erhält, kann unter Hunderten von Personen in der Nähe jeder beliebige sein.
    Und selbst bei einer schwierigeren Operation, wie etwa einem Drop, wenn also eine schriftliche Nachricht oder ein Mikrofilm übergeben werden soll, kann eine Observation genauso unmöglich werden. Denn wenn das Objekt jetzt einen grauen Handschuh anprobiert und ihn in den Haufen mit den braunen Handschuhen zurücklegt, muß ein Mann das Objekt weiterverfolgen, während ein Kollege bleiben muß, um zu kontrollieren, wer als nächster die Hand in den grauen Handschuh steckt.
    Ein trainierter Spion oder Terrorist kann all dies inmitten der Sicherheitsleute der Gegenseite erledigen.
    Es stellte sich schnell heraus, daß Atlefjord und Seines im Warenhaus ordentlich ins Schwitzen gerieten. Der Terrorist hatte sich von der Glasabteilung im Erdgeschoß in den ersten Stock und in die Abteilung für Damenunterwäsche begeben, wo er als einsamer Mann auffiel. Wenn man sich aber einen norwegischen Sicherheitspolizisten mit zugeknöpftem Mantel dazudenkt (Funksprechgerät und Dienstwaffe, also zugeknöpfter Mantel), der ohne Schuhe 1,95 Meter mißt, würde die Szene allmählich einer Filmparodie ähneln.
    Atlefjord war also gezwungen, Abstand zu halten.
    Und im folgenden sah es aus, als würde der Terrorist mit seinen Verfolgern spielen. Er spulte das ganze Programm wie aus dem Lehrbuch ab, wechselte urplötzlich die Richtung, in die er sich bewegte, und suchte den einen unmöglichen Ort nach dem anderen auf, beispielsweise am Ende der Abteilung Bettwäsche im zweiten Stock, wo jede Annäherung ebenso unmöglich ausgesehen hätte wie bei der Damenunterwäsche. Als das Ganze endlich zu Ende ging, hatte der Terrorist in der Hausratsabteilung im zweiten Stock für zweihundertfünfundachtzig Kronen eine kleine Kupferkasserolle gekauft. Er bezahlte mit einer American-Express-Karte auf den eigenen Namen, etwa so, als wollte er eine Visitenkarte überreichen oder auf jeden Fall festhalten, daß er zu genau diesem Zeitpunkt dagewesen war.
    Und anschließend wurde es nicht lustiger. Der Mann ging auf dem kürzesten Weg zum Hotel zurück, ohne auch nur vor einem Schaufenster stehenzubleiben, ohne sich ein einziges Mal umzusehen und die Kollegen hatten kaum Zeit gehabt, ihre Plätze in der Umgebung des Hotels einzunehmen, da erschien er auch wieder, diesmal mit leeren Händen.
    Das Objekt setzte den Weg über die Rosenkrantz Gate fort, hinauf zu dem Uhrmacher, wo er von neuem stehenblieb und eine Rolex-Uhr in Weißgold mit Brillanten für 191 26o Kronen betrachtete (Seines stand ganz in der Nähe und hatte einen guten Überblick); anschließend ging er ein kurzes Stück weiter und war fast wieder bei den Palästina-Aktivisten angelangt. Er schien das Störung zu betrachten. Er überquerte die Straße und betrachtete weiter das Störung. Fünf Sicherheitspolizisten in der Nähe folgten ihm jetzt gespannt mit den Blicken.
    In diesem Moment erschien ein Taxi auf der anderen Straßenseite bei einem Taxenstand. Es gab keine Schlange, und das Objekt lief jetzt so hastig wie überraschend wieder auf die andere Straßenseite zurück und sprang in den Wagen, der sofort anfuhr.
    Kurze, chaotische Umgruppierung auf Autos und eine Reihe von Funkmeldungen der Sicherheitsbeamten untereinander, die Fahrtrichtung und Taxinummer an die Reservegruppe durchgaben, die sich irgendwo in der Nähe befand. Niemand wußte wo.
    Der weitere Verlauf geriet genauso peinlich wie die Verwicklungen im Warenhaus Glasmagasinet. Die Kollegen im ersten Verfolger-Auto hatten das Taxi jedoch nach ein paar Minuten entdeckt, und die Fahrt ging ohne weitere Umwege weiter, zum Stadtteil Toyen und zum Munch-Museum.
    Die Kollegen gingen wie nach dem Lehrbuch vor. Die beiden ersten, die Kontakt mit dem Objekt bekommen hatten, trennten sich. Einer von ihnen setzte die Verfolgung ins Museum fort, der andere blieb im Auto und berichtete über Funk. Innerhalb von fünf Minuten waren zwei weitere Kollegen da. Einer der Neuankömmlinge betrat das Museum. Sie waren also jetzt zu viert, zwei Mann drinnen und zwei draußen.
    Da dies ein trüber Wochentag Anfang Dezember war, hielten sich nur wenige Besucher im Museum auf, und niemand von ihnen ließ spontan an den Nahen Osten denken. Die meisten

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