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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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mit schwedischer Arbeiterliteratur. Und in der Küche, in der sie jetzt auf Holzstühlen an einem mit Perstorps-Platten belegten Tisch saßen, hing ein Wandbehang, der ein rotgemaltes Häuschen an einem kleinen See mit Ruderboot und so weiter zeigte und die Aufschrift trug: Eigener Herd ist Goldes wert.
    Appeltoft saß auf dem dritten Holzstuhl der Küche, die Beine ausgestreckt.
    Er saß in bloßen Strümpfen da; am rechten großen Zeh entdeckte Carl ein großes Loch. Ein Mann in Strümpfen sieht automatisch kleiner aus als voll angekleidet, wehrloser und weniger wie ein Polizist.
    Appeltoft fühlte sich erschöpft, alt und unentschlossen. Es sei natürlich wichtig, daß Carl herausfinde, ob diese Israelin jetzt endlich etwas zu sagen habe. Es sei natürlich unmöglich, Näslund aus diesem Grund dazu zu bewegen, sein Reiseverbot aufzuheben. Natürlich sei es richtig, daß Carl sich krankmelde und trotzdem fliege. Es sei natürlich wichtiger als alles andere, daß sie die Jagd nach Axel Folkessons Mörder fortsetzten. Natürlich sei es so, daß sie im Grunde gar keine klare Spur unter den festgenommenen Palästina-Aktivisten und den mit Ausweisung bedrohten Arabern hätten.
    Aber trotzdem. An der ganzen Ermittlung sei etwas grundlegend falsch, wenn einer der drei an diesem Auftrag Beteiligten jetzt schon zum mindestens dritten Mal zu Methoden greifen müsse, die sich außerhalb der Regeln bewegten. Und besonders unangenehm sei auch diese Geschichte mit dieser Pistolenmunition, die bei Hedlund gefunden worden sei. Das könne einfach nicht stimmen, wie man die Sache auch drehe und wende.
    Dennoch gebe es unbestreitbar sechzehn versteckte Patronen, die in Hedlunds Bücherregal gestanden hätten. Und Carl zufolge, an dessen Sachkenntnis Appeltoft nicht im geringsten zweifeln könne, handle es sich um die gleiche Munition, die der Mörder verwendet habe, und überdies um eine extrem ungewohnt ehe Munitionsart. Die Lage sei zutiefst unangenehm, da komme man nicht herum.
    »Nein«, sagte Appeltoft nach lastendem Schweigen, »es kann unmöglich jemand von der Firma gewesen sein, der diese Patronen da gepflanzt hat.«
    »Und warum nicht?« entgegnete Carl kurz und schnell.
    »Weil wir so was nicht tun. Das würde herauskommen, es würde zu Gerüchten kommen. Außerdem ist es ein Verbrechen. Nicht mal diese smarten Jungs der Näslund-Garde würden so etwas wagen. Es würde nie funktionieren, er kann so etwas nicht anordnen, und daß er selbst in die Wohnung schleicht, können wir trotz allem ausschließen. Außerdem ist diese Munition wohl nicht so ohne weiteres erhältlich. Man kann ja nicht einfach auf Sergels Torg rennen und unter den Drogendealern mal schnell sowjetische Armeemunition besorgen.«
    »Und die Israelis?«
    »Warum sollten die das Risiko eingehen, sich in eine unserer Voruntersuchungen einzumischen. Du meinst natürlich, um uns auf eine falsche Fährte zu lenken?«
    »Ja, genau das.«
    »Tja, das ist zumindest eine theoretische Möglichkeit. Am wahrscheinlichsten ist aber, daß der Bursche die Patronen die ganze Zeit in der Wohnung gehabt hat, genau wie das Tagebuch und die Briefe. Ich meine, die Sachen sind ja erst beim dritten Besuch gefunden worden.«
    »Nachdem Näslund mir so begeistert darin recht gegeben hat, daß man nochmals in der Wohnung suchen solle, ja. Und was zum Teufel ›weiß‹ Näslund nach seinem komischen Besuch in Paris überhaupt?«
    »Nun ja, aber das Tagebuch und die Briefe sind ja keine Fälschungen. Sie stammen wirklich von Hedlund, nicht wahr? Und bei den ersten beiden Hausdurchsuchungen wurden sie nicht gefunden. Dann ist es auch bei der Munition möglich.«
    »In einem Papierkorb! Kann bei Hausdurchsuchungen ein Papierkorb zweimal übersehen werden?«
    »Nein, das klingt nicht sehr wahrscheinlich. Du hast natürlich recht.
    Zwischen dem Papierkorb und dem Versteck hinterm Kühlschrank gibt es einen gewissen Unterschied.«
    »Einen gewissen Unterschied?«
    »Nun ja, einen ziemlich großen Unterschied. Ich werde der Sache noch mal nachgehen, das verspreche ich dir. Wenn jemand die Munition dahingepflanzt hat, muß es doch möglich sein, dafür Belege zu finden.
    Fristedt kann sich mit dieser Laus von der Einwanderungsbehörde beschäftigen, dann kann ich wieder zu Hedlund gehen und sehen, was daraus wird. Aber warum bist du so geil darauf, nach Israel zu fliegen? Du setzt dabei doch eine ganze Menge aufs Spiel?«
    »Weil ich herausbekommen will, was wahr ist. Ich will nicht, daß

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