Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
zu moralisieren. Künftig wird es anders aussehen. So etwas wie die KFMLr wird es nicht mehr geben, das kann ich dir versichern. Diese Leute sind heute übrigens wie ein elektrisches Klavier - der Laden läuft von allein. Ich glaube sogar, daß wir inzwischen unsere Leute zurückgezogen haben, da die sich so gut führen.«
    »Im Augenblick bin ich dabei, Palästina-Aktivisten zu jagen. Und danach komme ich zu dir und soll wohl die KFMLr unterwandern?«
    »Dummes Zeug. Wenn du zu uns kommst, machen wir auf die Feinde des Landes Jagd, und nicht auf die Linke. Bist du übrigens immer noch Kommunist?«
    »Bist du noch immer Sozialist oder Sozi?«
    »Ich glaube, ich bin auf meine alten Tage noch mehr nach links gerutscht.
    Aber bist du Kommunist?«
    »Ich weiß nicht. Ich bin für alles, was Gerechtigkeit und ökonomische Gleichheit bringt, aber mir gefallen diese kommunistischen Traditionen nicht, etwa die Geheimpolizei und die Tatsache, daß man Oppositionelle ins Irrenhaus steckt und ihnen Schwefelspritzen in den Hintern jagt. Aber Sozi bin ich auch nicht. Ich weiß nicht recht.«
    »Bereitet es dir Kopfzerbrechen, daß du es nicht weißt?«
    »Nein. Damals bei der Clarté hat es noch Spaß gemacht, denn damals waren wir unserer Sache völlig sicher. Aber jetzt bin ich es nicht mehr, und daher vermisse ich nicht diesen ›Marxismus-Leninismus-Maoismus‹, wie wir damals sagten. Aber ein politischer Polizist will ich nicht sein, darauf kannst du Gift nehmen.«
    »Gut. Wenn du zu mir kommst, wird es um die Russen gehen. Any objections?«
    »None whatsoever.«
    »Du willst weg von der Polizei?«
    »Ja, so schnell wie möglich.«
    »Bring diese Geschichte zu einem guten Ende, dann bist du bei der Polizei ohnehin unmöglich, und ich bekomme genügend starke Argumente in die Hand, um dich direkt zu uns zu holen.«
    »Ist das ein Versprechen?«
    »Ich werde tun, was ich kann, das verspreche ich. Aber du hast noch ein Stück Arbeit vor dir. Sieh zu, daß du mit heiler Haut aus Israel zurückkommst, um nur ein Beispiel zu nennen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Das würde auch das Problem lösen, jedoch nicht auf die beste Weise. Noch einen Whisky?«
    Am nächsten Vormittag befand sich Carl von neuem in der Wohnung Hedlund/Hernberg. Er war jedoch nicht allein, sondern hatte zwei Mann vom Erkennungsdienst bei sich, zwei Mann, die garantiert alles finden würden, was noch versteckt war. Unten auf der Straße stand ein unansehnlicher grauer VW- Bus voller Ausrüstungsgegenstände, deren Funktionen Carl nur vermuten konnte. Es hatte etwas mit Ultraschall, Metalldetektoren und Wärmewellen zu tun.
    Aha, sagten sie und sahen sich um, was sollen wir für dich finden? Carl erwiderte, es seien vermutlich Papiere in der Größe DIN-A4, wahrscheinlich maschinegeschrieben, vielleicht gefaltet. Das sei jedenfalls das, was er sich in erster Linie vorstellen könne. Dann gehe es rein theoretisch noch um eventuell vorhandene Waffen, aber es seien ja schon zweimal Leute hiergewesen, so daß Waffenfunde wohl nicht mehr zu erwarten seien.
    Die beiden Experten begannen ohne Ausrüstung. Sie gingen zunächst kurz durch die Wohnung, dann begannen sie in der Küche zu arbeiten. Carl nahm sich wieder das große Wohnzimmer vor und schnüffelte etwas im Bücherregal, drehte ein paar Gegenstände auf dem Schreibtisch um, die er sicher schon in der Hand gehabt hatte, wühlte in der Bettwäsche, hob die Kissen der IKEA-Sofas hoch und fühlte sich ganz allgemein ziemlich überflüssig, während er aus den Geräuschen in der Küche schloß, daß die beiden Spezialisten dabei waren, sie Stück für Stück zu demontieren.
    Plötzlich blickte er in den Papierkorb. Soweit er sich erinnerte, war er leer gewesen. Er war aber nicht mehr leer. Auf dem Boden lag ein kleiner Haufen zerschnittener Buchseiten. Er hob vorsichtig den rechteckigen Buchblock heraus, der offenbar mit einem scharfen Messer aus einem Buch herausgeschnitten worden war. Der Text war englisch. Er las ein paar Bruchstücke, bis er erkannte, um welches Buch es sich handelte. Er ging zum Bücherregal und fand schnell eine ältere englische Ausgabe von Gullivers Reisen, die unten im Regal in der Nähe des Strindberg stand.
    Er schlug das Buch auf und erstarrte. In der ausgeschnittenen Höhlung in der Mitte des Buches lagen sechzehn Pistolenpatronen, und er brauchte nur einen schnellen Blick auf eine davon zu werfen, als er sie mit einer Schere herausnahm, um seiner Sache völlig sicher zu sein: Tokarew

Weitere Kostenlose Bücher