Coq Rouge
beschäftigt waren, an einem solch selbstverständlichen Ort nachsehen müssen?
Hedlund als Mörder? Als hit man in einer arabischen Operation mit dem Namen Plan Dal? Nie im Leben.
Carl holte sich das Material über Hedlund auf den Bildschirm, suchte nach den Daten der Armee und fand, wie er schon geahnt hatte, daß Hedlund ein pazifistischer Wehrdienstverweigerer war.
Sollte es den Palästinensern in drei Monaten in Beirut gelungen sein, diesen pazifistischen Wirrkopf zum Mörder auszubilden? Statt einen solchen Auftrag Mouna und ihren Jungs anzuvertrauen? Nie im Leben.
Würde Hedlund selbst, um seine Thesen zu erhärten, um sich vertrauenswürdig zu machen, um neue Aufgaben zu erhalten, um »die repressive Maschinerie« in Gang zu setzen, eine solche Tat ausführen können?
Warum hätte Axel Folkesson ihn in früher Morgenstunde treffen sollen?
Hatte Folkesson Hedlund überhaupt gekannt?
Carl machte sich eine Notiz, daß diese letzte Frage so lange liegenbleiben sollte, bis sie beantwortet war.
Wieviel hatte es zu bedeuten, daß er, Carl, nicht wollte, daß Hedlund beteiligt war? Dachte er in Wahrheit nicht genauso wie Näslund, der einen palästinensischen und keinen israelischen Mörder haben wollte?
Vielleicht kannte Shulamit Hanegbi die Antwort. Er mußte sie unter allen Umständen sehen.
Carl schloß seine Berichte ab und legte sie in einen Hauspostumschlag; Kopien gingen an Näslund und Fristedt. Es war spät geworden, schon mehrere Stunden nach Büroschluß, als die meisten bereits nach Hause gegangen waren.
Carl ging zu seinem Strafzettel hinunter und fuhr seine gewohnte Runde über McDonalds in die Altstadt nach Hause. Zum zweitenmal innerhalb von vierundzwanzig Stunden lag Post im Briefkasten, die ihn zwang, die Arbeit des Tages fortzusetzen. Der Alte hatte ihm ein Ticket der Ansgar Tours für einen Flug früh am nächsten Morgen geschickt und eine Liste mit Verhaltensmaßregeln beigelegt, die mit einem unterstrichenen Satz begann: Nimm auf keinen Fall Handfeuerwaffen mit.
Nein, es war wohl angezeigt, sich an diesen Ratschlag zu halten. Carls roter Aktenkoffer enthielt zwar eine Plexiglasscheibe mit Metalleinlagen, die bei einer Durchleuchtung auf dem Flughafen nur einige Kameras und Objektive erkennen lassen würde. In einem verborgenen Fach war Platz für seinen Revolver, und wenn man die Tasche aufmachte, lagen tatsächlich eine Kamera und ein Zusatzobjektiv in der Tasche, jedoch auf der anderen Seite der Plexiglasscheibe und des Geheimfachs. Die meisten Flughafenkontrollen der Welt lassen sich damit täuschen. Es war eine Waffentasche, wie sie der amerikanische Nachrichtendienst im eigenen Land routinemäßig verwendet, um keine besonderen Formulare ausfüllen zu müssen, die das Mitführen von Waffen bei Flügen gestatten. Aber gerade die Israelis würden sich vielleicht nicht täuschen lassen. Außerdem fuhr er nicht nach Israel, um einen Krieg auszufechten. Überdies würde er in einem solchen Krieg kaum mehr als die erste Schlacht gewinnen.
Die restlichen Anweisungen des Alten waren überraschender. Er legte den Brief jedoch beiseite und rief Fristedt an. Ein Sohn nahm ab und sagte, Mama und Papa seien heute abend auf irgendeinem Fest bei Verwandten.
Carl rief Appeltoft an, der zu Hause war.
»Ich komme rüber«, sagte Carl und legte auf.
Als Carl eine halbe Stunde später bei Appeltoft am Küchentisch saß, fiel es ihm anfänglich schwer, sich auf das zu konzentrieren, was gesagt werden mußte. Obwohl er keine Erwartungen oder klare Vorstellungen davon gehabt hatte, wie es bei einem Sicherheitsbeamten zu Hause aussah, hatte Appeltofts Vorortswohnung trotzdem etwas so absurd Schwedisches an sich, wie es sich zumindest die Genossen bei der Clarté nie hätten vorstellen können.
Carl hatte kurz ins Wohnzimmer geblickt und Appeltofts Frau begrüßt, die vor dem Fernseher saß. In den obersten Bücherregalen standen verschiedene Reiseandenken; Schnecken, die in Mustern auf Streichholzschachteln geklebt waren, spanische Kampfstiere, ein Weinschlauch en miniature mit der Aufschrift Torremolinos, Fotos von Appeltoft und Ehefrau Greta im Badeanzug und mit gefalteten Zetteln auf der Nase und roter, sonnenverbrannter Haut, Hochzeitsfotos vor einer Kirche auf dem Land, vor langer Zeit aufgenommen, Tochter mit Studentenmütze.
In den Bücherregalen ganze Reihen mit gekürzten Billigausgaben der Klassiker der Weltliteratur in imitierten Halblederbänden sowie die alte Folket i Bild -Serie
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