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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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das operative Klima in Stockholm auch sein möge - der schwedische Sicherheitsdienst gehöre ja nicht gerade zu Israels Feinden -, so bestehe immer das Risiko, daß die Aktion fehlschlage. Die politischen Schäden eines solchen Fehlschlags wären hundertmal größer als der private Triumph einiger weniger Angehöriger von »Gottes Rache«
    über eine gelungene Aktion.
    Carl richtete sich auf und betrachtete die Kreuzritterruine, die weniger als zweihundert Meter entfernt war. Er versuchte sich vorzustellen, wie ein rangniedriger Offizier einer westlichen Streitmacht auf eigene Faust eingreift, um den Gegner zu warnen. Shulamit mußte ihm angesehen haben, daß er zögerte und vielleicht nicht recht glaubte, was er gehört hatte. Sie hatte ihre Zigarette im Sand ausgedrückt und wartete auf seinen nächsten Einwand.
    »Wenn du sagst, es muß um ein strategisches, permanentes Ziel gehen, was bedeutet das ganz konkret?« fragte er, reichte ihr die Sonnencreme und legte sich auf den Bauch, den Blick auf die Kreuzritterburg gerichtet.
    »Eine arabische Botschaft beispielsweise«, sagte sie und drückte einen kalten, fetten Strang Sonnencreme auf seinem Rücken aus. »Es würde aller Wahrscheinlichkeit nach wie eine arabische Arbeit aussehen, höchstwahrscheinlich eine palästinensische, da dies früher eine übliche Methode gewesen ist. Sagen wir mal, die eine oder andere Fraktion schlägt gegen die Botschaft Libyens zu. Die ist übrigens ein leichtes Ziel.
    Ein Wachmann der ABAB davor, junge Universitätsstudenten ohne militärische oder politische Ausbildung im Gebäude, die ›Volksvertreter‹, wie du weißt. Dann von irgendwoher ein rätselhaftes palästinensisches Bulletin, man müsse ›den Verräter Ghaddafi bestrafen‹ und dann wäre bei euch nach etwa einer Woche die Hölle los, wenn Ghaddafi seine mehr oder weniger tolpatschigen Rachepatrouillen losschicken würde. Es könnte aber auch die PLO-Vertretung sein. ›Eine Palästinenser-Fraktion greift die andere an‹. Etwa so. Oder, falls man es etwas verfeinert haben will, die ägyptische Botschaft und das ägyptische Reisebüro, da Ägypten sich aus dem Kampf gegen den Zionismus zurückgezogen hat. Etwas in der Richtung.«
    »Muß es ein arabisches Ziel sein?«
    »Ja.«
    »Warum? Warum könnten diese palästinensischen Terroristen nicht auch gegen die USA zuschlagen, das würde doch genauso logisch wirken.«
    »Ja, aber wenn es je herauskäme, und in der Familie der Nachrichtendienste pflegen solche Dinge bekannt zu werden, damit auch den Amerikanern und der Washington Post oder Newsweek, dann würde das den schlimmsten Skandal auslösen, der die israelischen Streitkräfte je betroffen hat.«
    »Läßt sich ein schwedisches Ziel denken?«
    »Ja, wenn es sich klar mit palästinensischem Terrorismus in Verbindung bringen läßt. Eine große Sache würde es in dem Fall aber nicht geben, das wäre ein overkill, und ich glaube nicht, daß Aharon Zamir sich so etwas vorstellt.«
    »Er stellt sich also nicht vor, schwedische Sicherheitsbeamte zu töten?
    Dieses Ziel ist doch schwedisch und überdies interessant genug. Außerdem ist es ja passiert.«
    »Das gehörte nicht zu den Plänen, ich kann es mir jedenfalls nicht vorstellen.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil es in gewisser Weise meine Schuld war, daß Axel Folkesson starb.«
    Sie zündete sich eine neue Zigarette an. Carl begriff nicht, wie jemand in dieser flirrenden Hitze am Strand liegen und rauchen konnte. Sie lagen außerdem im Windschatten der Kreuzritterburg, so daß die Rauchsäule ihrer Zigarette ungehindert fast gerade aufstieg, bis sie in der kaum spürbaren Brise aufgelöst wurde. Carl schwitzte heftig unter den Armen. Das war mehr als die Hitze, es mußte auch Nervosität sein.
    Shulamit erzählte ruhig und methodisch, wie es ihrer Meinung nach zusammenhänge. Sie habe Axel Folkesson vor Aharon Zamir und einem gewissen Plan Dalet gewarnt, von dem sie nichts Näheres wisse. Sie hätten die Sache zu Hause in ihrer Wohnung besprochen, ja, sie hätten sich lieber dort als in der Stadt getroffen, wo man sie hätte sehen können, und außerdem gehörte es zu ihrer Arbeit, sich gelegentlich zu treffen. Sie hatten genauso wie Carl und sie jetzt argumentiert, und sie hatte Folkesson einen Tip gegeben, wie er mit Aharon Zamir Verbindung aufnehmen konnte und unter welchem Namen Zamir normalerweise reiste (als Geschäftsmann mit österreichischem Paß und unter dem Namen Abraham Mendelsohn). Sie hatte den

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