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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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und ausführlich erzählt. Carl versuchte alles, was sie ihm anvertraut hatte, mit ihrem Motiv in Einklang zu bringen, Axel Folkesson vor etwas zu warnen, was vermutlich eine Operation der »Rechten« beim Nachrichtendienst war. Konnte es so einfach sein? Man liefert militärische Informationen doch nicht einfach an eine fremde Macht, nur weil man mit den dahinterstehenden Entschlüssen nicht einverstanden ist?
    »Ich bin nicht ganz sicher, daß ich alles verstanden habe, was du gesagt hast, ich meine, was es für uns beide bedeutet, aber du mußt mir später noch mehr erzählen«, sagte er, ergriff ihre Hand und drückte sie ein paarmal freundlichbrüderlich. Sie lächelte ihn an und zog kurz darauf die Hand zurück.
    Eilat ist ein häßlicher kleiner Ort, ziemlich wirr geplant, etwa so, wie Carl erwartet hatte, voller halbfertiger Bauten, mit Baugerüsten, Zementhaufen, Armierungseisen und Hotels, die man überall in der Welt Luxushotels nennt und die auf Farbfotos weiß und ordentlich aussehen, in denen aber die Türgriffe herunterfallen, wenn man sie etwas unsanft anfaßt, und in denen oft das Wasser im Badezimmer streikt.
    Es war jedoch mehr als fünfundzwanzig Grad warm und damit so etwas wie ein schwedischer Badesommer. Als sie in der Ortsmitte den Bus verließen, packten sie sofort ihre Jacken ein, zogen sich die Pullover aus und gingen mit den vollgestopften Reisetaschen zum Wasser hinunter. Sie hielten sich eng umschlungen wie so viele junge Israelis.
    Shulamit erklärte, ihr Hotel liege eineinhalb Kilometer in Richtung der ägyptischen Grenze, und sie sollten per Anhalter fahren. Carl hielt aber trotz ihrer Versicherung, daß man in Israel immer mitgenommen werde, ein Taxi an; Carl war nicht mehr per Anhalter gefahren, seitdem er in der Marine ausgebildet worden war, und seine Jahre in Kalifornien hatten ihn in seiner Auffassung bestärkt, daß man sich völlig unnötige Probleme auf den Hals lud, wenn man sich mitnehmen ließ.
    Sie fuhren nach Süden, vorbei an dem alten Hafen in der Nähe des metallisch grünblauen Roten Meeres, und die Küste Saudi-Arabiens war nur wenige Kilometer entfernt.
    Das Hotel war weiß, und im Fahrstuhl wurden sie mit Muzak berieselt, wie zu erwarten gewesen war. Als sie ihr Zimmer betraten, legte Shulamit sofort den Zeigefinger auf den Mund. Sie warnte ihn davor, etwas Unpassendes zu sagen. Dann fragte sie ihn frech, ob sie sich erst lieben oder erst essen und was sie anschließend anfangen sollten. Carl zögerte kurz, bevor er vorschlug, sie solle entscheiden. Sie sagte, sie könnten sich auch am Strand lieben, wenn sie ein Stück weiterführen. Sie könnten sich auch eine Taucherausrüstung mieten, falls er damit umzugehen wisse, sonst könne er auch nur mit einem Schnorchel an der Oberfläche bleiben. Sie könnten unten am Strand essen.
    In der Hotelhalle befand sich eine kleine Autovermietung, und kurz darauf fuhren sie in einem gelben japanischen Cabriolet mit israelischem Kennzeichen auf Ägypten zu. Die Grenzstation Taba lag nur rund einen Kilometer vom Hotel entfernt, und sie zeigten nur ihre Pässe vor, die sie nicht aufzuschlagen brauchten. Die Grenzposten winkten sie durch. Sie wollten zur Coral Island fahren. Das ist ein Badeplatz mit einem Restaurant des üblichen und mäßigen israelischen Standards gegenüber einer kleinen Insel mit recht gut erhaltenen Ruinen einer Kreuzritterburg.
    Sie betraten eine der runden, strohgedeckten Hütten des Restaurants und bestellten gegrillten Fisch und Coca-Cola, die Carl in den USA widerwillig, aber beherrscht trinken gelernt hatte. Während sie aßen und sich immer noch über Nichtigkeiten unterhielten, blätterte er in einer Broschüre, um Coral Island zu finden, und fand entzückt das, was er gesucht hatte. Er las ironisch den Text der Broschüre vor: »Die Koralleninsel liegt im Golf und ist fast völlig von den wohlerhaltenen Ruinen einer Kreuzritterfestung bedeckt, die von den Mohammedanern zerstört wurde, jedoch von Mamelucken und Arabern wiederaufgebaut worden ist.«
    »Na«, fragte er, »was für Mohammedaner? Daß sie die Festungen der Kreuzritter zerstörten, ist ja nicht schwer zu begreifen; so haben sie das Land ja erobert. Daß sie später, obwohl der israelische Staat sie freundlich Mamelucken und Araber nennt, die Festung wiederaufgebaut haben, ist auch nicht schwer zu begreifen. Das tut ihr hier doch auch, nicht wahr?«
    Sie ignorierte kalt seinen Scherz. Statt dessen blickte sie ihm mit ihrem blauen, festen

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