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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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man daran denkt, wofür das steht. Die Jungs tun auch eine ganze Menge Gutes, das muß man zugeben.
    Aber jetzt waren also vier Jungs nach Stockholm gekommen, gleichzeitig mit einem der alten Freunde meines rechtsextremistischen Onkels, der Aharon Zamir heißt. Hast du je von ihm gehört?«
    »Ja, die Abteilung ›Gottes Rache‹, Spezialisten in der Ermordung von Arabern in Europa sowie ganz allgemein darauf gedrillt, intellektuellen Palästinensern das Leben zur Hölle zu machen, et cetera.«
    »Hat man dir das beigebracht, oder ist es deine eigene Erkenntnis?«
    »Nein, ich habe nur Ahnungen. Wir haben Unschuldige eingebuchtet. Ich glaube nicht mehr, daß die etwas mit der Sache zu tun haben, aber sie laufen Gefahr, verurteilt zu werden, und außerdem ist die Führung unserer Organisation gerade dabei, eine ganze Gruppe palästinensischer Flüchtlinge aus dem Land zu werfen, die mit einem Plan Dalet garantiert nicht das geringste zu tun haben. Aber zurück zur Sache.«
    »Ich weiß, in den Zeitungen hat eine Menge darüber gestanden, nicht ohne ein gewisses Entzücken in der Berichterstattung, daß man wegen des Mordes an Axel Palästina-Extremisten und Terroristen festgenommen habe.«
    »Hast du ihn gekannt?«
    »Ja, flüchtig.«
    »Wovor hast du ihn gewarnt?«
    »Vor Onkel Aharon und seinem Plan Dalet. Wenige Tage zuvor hatte ich zwei Nachrichten erhalten. Einmal, daß der Empfang einer schweren Diplomaten-Sendung von Onkel Aharon quittiert werden sollte. Dem Gewicht nach zu urteilen, mußte es sich um Waffen handeln. Gleichzeitig erfuhr ich, daß eine Operationsgruppe von vier Mann der Sayeret Matkal auf dem Weg nach Stockholm war und daß sie mit Pässen verschiedener Nationalitäten eingereist seien. Falls die Sache schiefginge, sollte ich versuchen, ihnen beim Entkommen zu helfen.«
    »Und Plan Dalet?«
    »Ich habe mich mit Onkel Aharon getroffen. Seit meiner Kindheit versucht er mir immer und immer wieder ins Gewissen zu reden, obwohl wir von unserem Teil der Familie seiner Ansicht nach nur scheißliberale und naive Mapainiks sind. Wir gingen essen, und er sagte, er bereite gerade eine Operation mit dem Decknamen Plan Dalet vor, und ›Gottes Rache‹ sei gerade reaktiviert worden. Es gehe jetzt darum, diese Operation gerade in Skandinavien durchzuführen, da es beim letztenmal dort schiefgegangen war.«
    »Lillehammer in Norwegen. Weil sie an der eigentlichen Aktion zu viele Amateure beteiligt hatten.«
    »Ja, und wenn vier der Jungs gleichzeitig ins Land einreisen, hat es den Anschein, als wollten sie den Fehler nicht wiederholen.«
    »Was ist diesmal das Ziel?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Dummes Gerede. Wenn dir das Ziel unbekannt wäre, könntest du dich politisch nicht so sehr entrüstet fühlen. Vielleicht glauben sie, eine versteckte palästinensische Terrorgruppe oder etwas in der Richtung entdeckt zu haben.«
    »Dann wüßte ich es. Ich bin oder war immerhin Sicherheitsoffizier. Falls es in Stockholm so etwas geben würde, hätten wir in der Botschaft unweigerlich davon erfahren.«
    »Du gehst also zu Axel Folkesson und warnst ihn vor etwas, wovon du gar nichts Näheres weißt? Das geht nicht zusammen.«
    Er hörte auf, ihr den Rücken zu massieren, und legte sich neben sie, um ihr in die Augen sehen zu können. Er nahm ihr vorsichtig die Sonnenbrille ab, und sie protestierte nicht. Aber sie gewann auf eine für Nichtraucher so bekannte wie irritierende Weise etwas Zeit, indem sie nach einer Zigarettenschachtel tastete, eine Weile nach ihrem Feuerzeug suchte und dann ein paar Züge rauchte, bevor sie fortfuhr.
    Sie sei Sicherheitsoffizier. Folglich sei ihr bekannt, daß es in Stockholm keine plötzlichen neuen taktischen Ziele gebe, etwa eine frischangekommene Terrorgruppe. Folglich handele es sich um ein strategisches Ziel, das heißt ein Ziel, das permanent in Stockholm sei.
    Und jedes strategische arabische Ziel in Stockholm sei politisch unannehmbar. Carl müsse sich Mühe geben, das wirklich zu verstehen. Sie habe keine moralischen Einwände gegen militärische Unternehmungen an sich, die habe niemand, der in Israel aufgewachsen sei. Es sei jedoch eine Sache, etwa in Beirut zuzuschlagen wenn eine solche Aktion fehlschlage, komme Israel dabei jedenfalls nicht zu Schaden, es zerstöre die diplomatischen Verbindungen des Landes nicht, verringere auch nicht den Goodwill draußen in der Welt, und so weiter. Eine mißlungene Aktion in Stockholm jedoch wäre eine totale Katastrophe. Wie günstig

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