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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Hintergedanken gehabt, Folkesson sollte ganz einfach mit Zamir Kontakt aufnehmen und sagen, wie es war: Die Operation sei dem schwedischen Sicherheitsdienst bekannt, der von solchen dummen Geschichten nichts wissen wolle. Die Israelis sollten also einfach ihre Koffer packen und diskret nach Hause fahren, dann könne man als Freunde auseinandergehen.
    »Nein«, sagte Carl, »das paßt nicht. Woher zum Teufel hätte er das wissen sollen? Wenn unsere gesamte Organisation informiert gewesen wäre, wenn Folkesson also das gesagt hätte, hätte man ihn ja kaum umbringen können.«
    »Das ist ja gerade so traurig. Ich nahm ihm das Versprechen ab zu sagen, er sei der einzige, der von der Sache wisse. Das sollte eine Garantie sein, daß nichts herauskommt. Ist dir klar, was das bedeutete?«
    »Ich glaube schon«, sagte Carl, während es ihm allmählich aufging.
    Er versuchte, sich die Szene vorzustellen. Polizeipräsident Axel Folkesson trifft eine wichtige Verabredung, sagt, es sei von größter Bedeutung, sagt vielleicht sogar, daß es um Plan Dalet gehe, und dann trifft er den Chef der israelischen Aktion. Auf der Fahrt zu Djurgärden plaudern sie ein wenig - vielleicht fährt Folkesson einfach ins Blaue, vielleicht sagt der Israeli, sie sollten irgendwo hinfahren, wo sie sich in Ruhe unterhalten und ungesehen bleiben könnten.
    Draußen in Djurgärden hält Folkesson an und fängt an zu argumentieren. Er sagt, es sei ihm bekannt, daß eine größere Aktion bevorstehe. Er sagt, in Schweden wolle man von solchen Dingen nichts wissen, aber wenn die Gruppe diskret wieder verschwinde, werde nichts an die Öffentlichkeit dringen.
    Der Israeli muß Folkesson jetzt unbedingt drei Dinge entlocken:
    1.) Woher zum Teufel weiß Folkesson all dies?
    2.) Welche Garantien hat Israel, daß es nicht doch zu peinlichem Aufsehen kommt?
    3.) Wie viele Angehörige der schwedischen Organisation kennen den Sachverhalt, handelt Folkesson aus eigenem Antrieb oder auf Befehl von Näslund?
    Folkesson begeht kurz darauf buchstäblich den Fehler seines Lebens. Erst sagt er natürlich, er wolle das in ihn gesetzte Vertrauen nicht enttäuschen, aber natürlich handele es sich um eine israelische Quelle, wie könne er sonst so sicher sein?
    Dann versichert er ehrenwörtlich oder ähnlich ernsthaft, es werde nichts an die Öffentlichkeit dringen - und dann, um in diesem Punkt richtig überzeugend zu wirken - sagt er, er sei der einzige in der ganzen Sicherheitsabteilung, der von der Angelegenheit wisse. Kein anderer ahne etwas von der Sache. Folglich könne nichts herauskommen.
    Er ist Schwede. Er ist überdies ein schwedischer Polizeibeamter in hoher Position. Er kann sich das ungeheure Risiko nicht vorstellen, einer israelischen Mordpatrouille zu erzählen, daß man der einzige Mensch sei, der ihre Pläne kenne.
    Darum stirbt er. Carl nickte.
    »Folkesson hat also erzählt, daß er in unserer Abteilung als einziger von der Sache wisse?«
    »Ja, so muß es zugegangen sein«, gab sie zu und zeichnete mit dem Zeigefinger ein paar schnelle Kreise in den Sand, während sie wegblickte.
    »Du hast einen ziemlich kriegerischen alten Onkel.«
    »Ich glaube nicht, daß er es gewesen ist.«
    »Und warum nicht?«
    »Er ist General, wenn auch ein israelischer General. Ich vermute, daß es sein Operationschef getan hat. Es muß jedenfalls jemand gewesen sein, der das Recht hat, solche Beschlüsse zu fassen und selbst in die Tat umzusetzen.«
    »Wer ist sein Operationschef?«
    »Man nennt ihn Elazar, aber das ist nicht sein richtiger Name. Er ist in Israel ein sehr bekannter Mann, jedenfalls in unseren Kreisen. Er ist einer der Besten, die wir haben.«
    »Einer der besten Mörder, einer der sich am besten darauf versteht, unbewaffneten Schweden in den Kopf zu schießen?«
    »Ja, unter anderem. Aber er ist auch in vielen anderen Dingen einer der Besten.«
    »Weißt du mehr über ihn, Dienstgrad, Aussehen, Alter und so weiter?«
    »Er ist an die Vierzig, für einen Israeli ungewöhnlich hochgewachsen, kräftig gebaut, sieht arabisch aus, mit Schnurrbart und allem, ist aber trotzdem Ashkenaze. Ich glaube, er ist Oberstleutnant. Ich habe ihn mal kennengelernt, aber das ist lange her.«
    »Du kennst keinen weiteren Namen von ihm, kein Alias, unter dem er reist?«
    »Nein.«
    »Es gibt immer noch zwei Dinge, die ich nicht verstehe.«
    »Ja, welche?«
    »Erstens verstehe ich nicht, warum man dich noch nicht vor ein Kriegsgericht gestellt hat, falls ihr so etwas habt.

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