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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Blick direkt in die Augen und stellte ihm eine Frage. Er hätte viel darum gegeben, sie nicht beantworten zu müssen: »Bist du für oder gegen uns, Carl?«
    Das Bild Mounas in Beirut tauchte vor seinem inneren Auge auf, Mouna, die eine von denen hätte sein können, die Shulamits jungen Bruder, den israelischen Offizier, getötet hatten. Er antwortete Shulamit intuitiv genauso, wie er Mouna geantwortet hatte.
    »Willst du eine diplomatische oder eine ehrliche Antwort?«
    »Gib mir eine diplomatische Antwort, dann werden wir weitersehen?«
    »Ich glaube, daß du mit deiner Familie hier die Chance einer Zukunft hast.
    Du bist hier zu Hause, und Menschen wie du gehören hierher, das wissen sogar die Palästinenser. Es ist aber auch ihr Land. Auch sie sind hier zu Hause.«
    »Das war nicht besonders aufregend, so denke ich selbst. Aber wenn wir es mit einer ehrlichen Antwort versuchen?«
    »Können wir das nicht ein bißchen verschieben … bis wir über unser mehr persönliches Verhältnis gesprochen haben?«
    »Nein.«
    »Dann komme ich in Versuchung, dich nur deshalb anzulügen, weil ich mit dir schlafen will.«
    »Versuch mich doch reinzulegen, dann werden wir sehen. Also, eine ehrliche Antwort?«
    »Ich unterstütze die Palästinenser. Als Student habe ich einer Solidaritätsbewegung für Palästina angehört, und das ist etwas, was ich nicht bereue.«
    »Gut.«
    »Was ist daran gut?«
    »Ich glaube, nichts. Aber es ist gut gewesen, daß du mir wirklich eine ehrliche Antwort gegeben hast. Wollen wir uns in die Einsamkeit zurückziehen, Liebling?«
    Sie zogen sich Badeanzüge an, mieteten sich ein paar Handtücher und dünne Bastmatratzen, kauften etwas Sonnencreme und fanden einen Platz unten am Wasser, an dem sie weit weg und ganz allein waren. Sie legten sich in den Sand, die Gesichter einander zugewandt, und taten so, als küßten sie sich.
    »So, jetzt hör mal«, sagte Carl, »hast du wirklich geglaubt, man könnte uns belauschen, und warum bist du erst in Beersheba zugestiegen?«
    »Es war nicht sehr wahrscheinlich, daß man uns belauschen würde, das gebe ich zu. Aber ich möchte keinerlei Risiko eingehen, und du wirst auch bald begreifen, warum. Und es gab einen Grund, daß ich erst in Beersheba zustieg. Es hätte nämlich sehr gut sein können, daß man mein Telefon abhört. In dem Fall war es der erste Bus nach irgendwo, mit dem wir von Jerusalem fahren wollten. Wo bist du eingestiegen?«
    »Ein paar Haltestellen außerhalb von Jerusalem, bei der Abzweigung nach Qiriayt Gat. Ich habe meine Reisegesellschaft schon gestern abend verlassen, bin ins Hotel zurückgekehrt und ganz sicher nicht verfolgt worden.«
    »Beherrscht du das?«
    »Ja.«
    »Ich bin jedenfalls im Land herumgereist und habe eineinhalb Tage Freunde und Bekannte besucht, bevor ich mich auf den Weg nach Beersheba machte.
    Ich hatte gehofft, du würdest im Bus bleiben, da ich gesagt hatte, du dürftest ihn nicht verfehlen.«
    »Nun, jetzt sind wir hier. Was ist Plan Dalet, und wovor hast du Axel Folkesson gewarnt?«
    »Rein formal ist es wahrscheinlich ein Verbrechen von mir, das zu erzählen.«
    »Ich weiß. Aber niemand hört uns, und du verrätst nichts, und ich verrate dich nicht. Sag mir um Himmels willen bloß nicht, daß ich mitten an unserem komischen Heiligabend bis nach Eilat gefahren bin, um mir wegen der Lammkoteletts noch mal einen Korb zu holen.«
    »Lammkoteletts?«
    »Ja, das war doch der Grund, daß ich dir meine Karte mit meiner privaten Adresse gab. Ich sagte, es würde Lammkoteletts geben.«
    »Du hast erst Schweinekoteletts gesagt«, lachte sie. Sie beugte sich vor und gab ihm einen leichten Kuß. Dann richtete sie sich auf und setzte sich eine Sonnenbrille auf, worauf sie sich mit Sonnencreme einzureihen begann. Gleichzeitig blickte sie sich um. Es wäre technisch jedoch nicht möglich gewesen, sie hier zu belauschen.
    »Weißt du, was Sayeret Matkal ist?« fragte sie. Sie legte sich hin und gab ihm ein Zeichen, er solle ihren Rücken eincremen, was er auch tat.
    Gleichzeitig erhielt er einen perfekten Überblick über die Umgebung, was sie vermutlich beabsichtigt hatte.
    »Nein«, sagte er, »das weiß ich nicht.«
    »Es ist eine besondere Abteilung der Fallschirmtruppen, deren sich der Mossad gelegentlich bedient. Wir nennen sie mit einem hebräischen Slangausdruck die Jungs.«
    »Nasse Jobs und so was?«
    »Genau. Nicht nur nasse Jobs, was bei den Kollegen im Westen übrigens eine ganz wunderbare Umschreibung ist, wenn

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