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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Jahre, finanziell waren wir etwas klamm, aber es ging«, erwiderte er eintönig.
    »Am 30. November 1963 wurde unser Mann oder unsere Frau geboren«, sagte Fristedt.
    Appeltoft blickte auf. Fristedt stand auf und ging an die Wand. Er legte den Finger direkt auf die Telefonnummer, die erst zu einer jungen Frau führte, die man jetzt zwar auf freien Fuß gesetzt habe, die jedoch gegenwärtig in der psychiatrischen Klinik von Danderyd wegen irgendeines Schockzustands behandelt werde, die Telefonnummer, die dann zu dem Haus mit den vier Palästina-Aktivisten führte, von denen dieser kleine Deutschenfreund, der mit dem Mord nichts zu tun habe, einer sei.
    »Verstehst du?« fuhr Fristedt fort, »es ist so verflucht einfach. Sieh doch mal, hier in Folkessons Kalender, was steht denn da eigentlich?«
    Fristedt schob den Kalender mit dem richtigen Datum zu Appeltoft hinüber.
    »301163 anrufen oder überprüfen«, las Appeltoft.
    »Genau. Eine Telefonnummer kann man anwählen, aber wozu eine Telefonnummer überprüfen, die man schon hat? Er wollte prüfen, um wen es sich handelte, oder diese Person anrufen«, fuhr Fristedt mit der gleichen unbezwinglichen Energie fort.
    »Es war also gar keine Telefonnummer? Hast du schon geprüft, um wen es sich handelt? Uns fehlen zwar diese vier letzten Zahlen der Geburtsnummer, aber das werden die Computer wohl herausfinden«, erwiderte Appeltoft, während er plötzlich spürte, wie seine Lebensgeister zurückkehrten.
    »Das ist es ja gerade. Ich habe um Auskunft gebeten, bekam aber die etwas unbegreifliche Antwort, daß, wenn es eine solche Person im Fahndungsregister oder in anderen Registern überhaupt gebe, so seien die Angaben als geheim eingestuft.«
    »Hamilton«, sagte Appeltoft, »Hamilton hat an seinem Computer herausgefunden, was hinter dieser Telefonnummer steckte, und muß jetzt statt dessen diesen Kerl hervorzaubern.«
    »Habe ich mir auch schon gesagt. Er ist unterwegs, hat aus Athen angerufen, kommt heute abend wieder.«
    »Hat er was gesagt?«
    »Ja. Er sagte, er habe Namen und Personenbeschreibung des Mörders, nicht wörtlich, er redete ein bißchen drumherum, aber darauf lief es hinaus.«
    »Weißt du, wann er ankommt? Wollen wir rausfahren und ihn abholen?«
    »20.05 Uhr von Kopenhagen. Das wollte ich dir auch gerade vorschlagen, denn jetzt nimmt die Sache allmählich Gestalt an, findest du nicht auch?«
    Appeltoft nickte. Die Sache begann tatsächlich Gestalt anzunehmen. Bisher war alles falsch gewesen. Die ausgewiesenen Ausländer hätte man gar nicht ausweisen und die vier jungen Schweden nicht festnehmen dürfen. Und wenn das nicht schon Grund genug war, sich düsteren Gedanken hinzugeben, wartete um die Ecke noch mehr Elend, und als eine der Abteilungssekretärinnen den Kopf durch die Tür steckte, sah Appeltoft ihr schon an, was sie sagen würde, bevor sie den Mund aufgemacht hatte: »Näslund will dich sehen. In seinem Zimmer. Er sagt, es sei eilig«, teilte sie kurz und leise mit, was darauf hindeutete, daß der Telefonhörer bei diesem Anruf Näslunds Funken gesprüht hatte.
    »Wir sehen uns, sobald ich bei ihm gewesen bin«, sagte Appeltoft, als er sich schwer erhob und zur Tür ging.
    Sektionschef Näslund war außer sich vor Wut und machte sich nicht einmal die Mühe, es zu verbergen. Man konnte sehen, wie seine Schläfenadern pochten, als er loslegte und ihm die Gebrauchtwagenhändlertolle ins Gesicht hing. Neben ihm saß Oberstaatsanwalt K. G. Jönsson mit verkniffenem Mund.
    »Ich möchte mal wissen«, begann Näslund, bevor Appeltoft überhaupt im Zimmer war, geschweige denn einen Stuhl erreicht hatte, »ich möchte jetzt wirklich gern mal wissen, womit du dich eigentlich beschäftigst?«
    »Ich beantworte Fragen unter Eid, falls es darum gehen sollte«, erwiderte Appeltoft leise, während er sich setzte, ohne dazu aufgefordert worden zu sein.
    »Ich habe dich nicht gebeten, dich zu setzen!« schrie der Sektionschef, und Appeltoft stand langsam auf, ohne die Beleidigung zu erwidern.
    »Bitte setz dich!« schrie Näslund und strich sich die Halbstarkenlocke aus dem Gesicht, die ihm in die Stirn hing. »Nun? Bist du plötzlich Rechtsanwalt geworden, oder wie darf ich dein Verhalten verstehen?«
    Die Wut des Sektionschefs hatte Appeltoft verwirrt. Ihm fiel keine Antwort ein. Er setzte sich, ohne etwas zu sagen.
    »Dann wiederhole ich meine Frage«, fuhr Näslund mit leiserer und kälterer Stimme fort, »was für einen Tip hast du diesem Arsch von

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