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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Staranwalt gegeben und warum?«
    »Als ich Hedlund nach der Durchsicht der Beschlagnahmeprotokolle verhörte … nun ja, anders hätte ich kaum handeln können. Ich meine, ich wollte unsere Meinung erhärten. Ich meine, daß er selbst diese Munition nicht in die Wohnung gebracht haben konnte. Und dann war da noch dieses Buch …«
    »Danach frage ich nicht. Ich frage dich, was du diesem verfluchten Anwalt gesagt hast. Nicht genug damit, daß wir Terroristen Anwälte haben müssen, sie brauchen nicht auch noch die Hilfe von Kanarienvögeln bei den Bullen!
    Also, was hast du ihm gesagt?«
    »Ich habe darauf hingewiesen, daß es schwarz auf weiß in dem Beschlagnahmeprotokoll steht … aber er hat doch selbst Zugang zum Beschlagnahmeprotokoll; ich habe doch nur gesagt, was schon in seinen eigenen Papieren stand.«
    »Anwälte lesen doch nie Papiere! Vor allem nicht vor Weihnachten. Du hast ihm also einen Tip gegeben.«
    »Ja, aber es war doch die Wahrheit.«
    »Für uns ist der Vogel damit ausgeflogen. Ist dir klar, was das bedeutet?«
    »Ja. Es gibt keine tragfähigen Haftgründe.«
    »Keine Unverschämtheiten, wenn ich bitten darf. Ist dir klar, was dies bedeutet, habe ich gefragt.«
    »Nein. Es wäre jedenfalls nicht möglich gewesen, ihn anzuklagen.«
    »Ist das deine Beurteilung?«
    »Ja.«
    »Dann muß ich dich aufklären, daß du nicht hier bist, um operative oder juristische Urteile abzugeben, du bist hier, um zu ermitteln. Ist das klar?«
    »Nein. Wir müssen doch alles in Erfahrung bringen, was einem Verdächtigen zum Nachteil und zum Vorteil gereichen kann. Das ist doch eine Art juristischer Beurteilung.«
    »Erzähl mir keinen Scheiß.«
    »So steht es jedenfalls in der Dienstanweisung der Polizei, und wenn das Scheiß ist, weiß ich nicht, was wir überhaupt tun.«
    »Wir sind doch keine Bullen! Dies ist der Sicherheitsdienst des Reiches, und es ist schon ziemlich seltsam, daß man euch darüber aufklären muß.
    Ob man Anklage erheben kann oder nicht, ist eine Sache. Aber es ist etwas völlig anderes, daß wir versuchen müssen, die Terroristen hinter Schloß und Riegel zu halten.«
    »Es deutet nichts darauf hin, daß er etwas mit einer Terroraktion zu tun hatte. Jedenfalls mit keiner arabischen Aktion.«
    »Und das weißt du?«
    »Ich weiß, daß es keine Beweise gegen ihn gibt. Und wenn ich unter Eid aussagen muß …«
    »Aber ich weiß zufällig, daß ein palästinensisches Terrorunternehmen bevorsteht. Vermutlich mit libyscher Rückendeckung, den fröhlichen Jungs Ghaddafis, und dann kommt so ein kleiner Scheißer wie du daher …«
    Näslund beherrschte sich plötzlich. Nicht so sehr wegen der Beleidigung, sondern weil er ein Wort mehr gesagt hatte, als er vorgehabt hatte. Appeltoft entdeckte die Blöße sofort und setzte sich im Stuhl auf, bevor er seine einfache, in diesem Zusammenhang jedoch höchst unangebrachte Frage stellte.
    »Woher weißt du, daß eine palästinensische Terroroperation bevorsteht? Für uns Ermittler ist das nämlich eine Neuigkeit.«
    »Das brauchen wir dir nicht zu erklären«, schaltete sich plötzlich der Oberstaatsanwalt ein, »dieses Material ist geheim.«
    »Ja, aber«, wandte Appeltoft mit unterdrückter Aggressivität ein, »für uns Ermittler wäre es vielleicht ganz gut zu wissen, welche Terroroperationen bevorstehen.«
    »Du hast mit keiner Ermittlung mehr was zu tun«, sagte Näslund und riß die Initiative auf dem gleichen Aggressionsniveau wie vor seinem Versprecher wieder an sich.
    »Du und Fristedt, ihr könnt von jetzt an ausschließlich an dieser Neben-Ermittlung über diesen Flüchtlingsspion bei der Einwanderungsbehörde arbeiten. Vom heutigen Tag an werden wir andere Leute mit der Terroraktion betrauen, und das ist eine verdammt eilige Angelegenheit, und ich will nicht, daß auch nur ein Wort an die Öffentlichkeit dringt, hast du mich verstanden.«
    »Nein«, entgegnete Appeltoft, »ich will verdammt sein, wenn ich das verstanden habe. In unserem Material gibt es nicht einen einzigen Beleg für eine libysche …«
    »Ich spreche nicht von eurem Material. Und sei jetzt so freundlich und verschwinde, und keine Anrufe nach draußen, wenn ich bitten darf. Ich wünsche nicht, daß du dich bei der Presse ausweinst, ich will auch nichts lesen, was von einem ›anonymen Gewährsmann bei der Säpo‹ stammt, kapiert?«
    »Aber ja. Wir sind es ja nicht, die sich bei der Presse ausweinen«, sagte Appeltoft und ging. Er war einigermaßen zufrieden, daß er

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