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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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sich behutsam weitertastete, wie ein Pianist, der sich an ein Thema zu erinnern versucht.
    »Doch, es wird schon klappen. Wenn es euch interessiert, kann ich euch erzählen, wie es funktioniert. Wollt ihr es wissen?«
    »Lieber nicht«, meinte Appeltoft.
    »Aber ja, leg los«, sagte Fristedt.
    Carl spielte eine Variante dessen durch, was Hacker »Das trojanische Pferd« nennen. Das Verfahren laufe kurz gesagt darauf hinaus, erklärte Carl, daß man den Computer anweise, alle unerreichbaren Personen - denn in diesem Fall gehe es ja um Personen - mit einem Zusatz zu programmieren.
    Das sei Schritt Nummer eins und kein Problem. Er, Carl, sei ja als Programmierer zugelassen.
    Er versah die dreiundzwanzig unerreichbaren Namen mit dem Zusatz »Coq Rouge«.
    Beim nächsten Schritt wies er den Computer an, mitzuteilen, welche Personen mit dem Zusatz Coq Rouge bezeichnet seien sowie eine Liste auszudrucken. Sowie danach jede Bezeichnung Coq Rouge zu löschen.
    Sowie die Anweisung zu löschen.
    »Jetzt wollen wir mal sehen«, sagte Carl endlich. »Entweder gibt es irgendeinen Scheißalarm, oder es klappt. Fristedt, sei so freundlich und drück auf diesen Knopf da, nur diese Taste.«
    Fristedt streckte ohne zu zögern seinen Zeigefinger aus und drückte auf die angegebene Taste. Im nächsten Augenblick begann der Drucker am anderen Ende des Zimmers wie wahnsinnig Buchstaben auszuspucken.
    »Es hat geklappt«, sagte Carl, »hier kommt unser Mann oder unsere Frau.«
    Er stellte sich neben den Papierstreifen, der vom Drucker ausgeworfen wurde, und riß ihn heraus, sobald das Geknatter aufgehört hatte. Es war eine Liste mit den Namen von dreiundzwanzig Personen, die folgendes gemeinsam hatten: Sie waren mehr oder weniger stark mit israelischen Sicherheits oder Nachrichtendiensten assoziiert, sie waren Juden, sie waren nicht als Sicherheitsrisiken bezeichnet, und ihre Adressen waren ebenso aufgeführt wie einige Notizen über die Zugehörigkeit zu politischen Organisationen. Sie waren mit einigen wenigen Ausnahmen Schweden oder eingebürgerte schwedische Staatsbürger.
    »Hier ist unser Mann«, sagte Carl. »Alois Morgenstern, am 30. November 1963 in Wien geboren, 1969 nach Schweden eingewandert, 1974 naturalisierter Schwede, wohnhaft in Fleminggatan, einen halben Kilometer von hier entfernt, Sympathisant, nun ja, zahlreicher israelischer Organisationen, die meisten scheinen religiöse Organisationen zu sein, und dann JDL, was Jewish Defense League bedeuten muß. Im Zusammenhang mit logistischen Operationen vorstellbar. Das steht da tatsächlich.«
    »Teufel auch. Wir haben ihn die ganze Zeit genau vor der Nase gehabt«, sagte Fristedt.
    »Und was nun? Sollen wir mit der fröhlichen Neuigkeit zu Näslund gehen, daß wir seinen libyschen Terroristen gefunden haben?« knurrte Appeltoft.
    Der Vorschlag lohnte das Nachdenken. Näslund hatte ihnen praktisch verboten, sich weiter mit der Frage zu beschäftigen. Andererseits ist ein Polizeibeamter verpflichtet, unverzüglich einzugreifen, sobald er von einem Verbrechen Wind bekommt (eine etwas formlose Abkürzung eines tragenden Abschnitts der Dienstanweisung der Polizei).
    Sie faßten zwei einfache Beschlüsse. Fristedt sollte sich ans Telefon setzen und auf der Jagd nach Aharon Zamir alias Abraham Mendelsohn, Geschäftsmann mit österreichischem Paß, die Hotels abklappern. Daß sie mit der Methode auch einen gewissen Elazar finden würden, schien allerdings ausgeschlossen.
    Appeltoft und Carl sollten Alois Morgensterns Wohnung in Fleminggatan in Augenschein nehmen. Carl öffnete seinen Panzerschrank, steckte sich den Revolver ein, füllte den Hosenbund mit Patronen und holte das kleine Kombi-Instrument hervor, das wie ein reichbestücktes Taschenmesser aussah.
    Die Wohnung in Fleminggatan war nur einen kurzen Spaziergang entfernt.
    Sie blickten von der Straße zu den dunklen Fenstern hoch. Die Wohnung schien leer zu sein. Sie gingen hinauf und läuteten an der Tür, in dem recht sicheren Gefühl, daß niemand aufmachen würde. Das Treppenhaus war leer, und aus einer angrenzenden Wohnung war der Ton eines Fernsehers zu hören, der viel zu laut eingestellt war.
    »Wir gehen doch rein?« flüsterte Carl, und bevor Appeltoft Zeit gehabt hatte, zu der Frage Stellung zu nehmen, ob sie sich noch ein Dienstvergehen auf die Schultern laden sollten, hatte Carl sein Instrument aus der Tasche gezogen, einen schmalen Dietrich herausgeklappt und das Schloß geöffnet.
    Die Wohnung war in modernem

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