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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Stil behaglich und geschmackvoll möbliert; Morgenstern war Innenarchitekt. Die Räume wirkten sauber und aufgeräumt; zwei Zimmer und Küche zur Straße hin, drei hintereinanderliegende zum Hof, Dieser Umstand kam Appeltoft und Carl zupaß, da sie so in einem großen Teil der Wohnung Licht machen konnten, ohne von der Straße her gesehen werden zu können.
    Rein juristisch nahmen sie jetzt eine Form der Hausdurchsuchung vor, die das Strafgesetzbuch aufrichtiger als widerrechtliches Eindringen oder gar Einbruch beschreibt.
    Carl ging sofort zum Schreibtisch, während Appeltoft die verschiedenen Zimmer und Garderoben der Wohnung durchsuchte. Sie entdeckten sofort, daß Herr Morgenstern Gäste gehabt hatte oder noch hatte, die israelische Zigaretten rauchten. Und in einem der Wohnzimmer befanden sich zwei nicht gemachte Gästebetten.
    Carl stand am Schreibtisch und verfluchte sich selbst, daß er keine Kamera mitgenommen hatte, um alle Papiere aufzunehmen, die er hier fand. Er entdeckte Einkaufslisten für Lebensmittel, die eindeutig für mehrere Personen bestimmt waren, Karten des U-Bahnnetzes und von Stockholms näherer Umgebung sowie überhaupt eine Menge Dinge, denen man einen völlig unschuldigen, aber auch hochgradig kriminellen Inhalt geben konnte, falls man Zeit hatte, das Material zu analysieren. Während Carl über die Bedeutung eines kleinen Pensions-Verzeichnisses nachdachte, rief ihn Appeltoft.
    Appeltoft befand sich im Schlafzimmer ganz hinten auf der Hofseite in einem großen begehbaren Kleiderschrank. Er hatte drei stabile Holzkisten gefunden. Sie waren zwar leer, aber dennoch nicht uninteressant. Sogar Appeltoft konnte erraten, daß die Beschriftung der Kisten Hebräisch war.
    »This is it«, flüsterte Carl, als er sich über die Kisten beugte.
    »Das ist eine Luftfrachtsendung, die von Israel an die israelische Botschaft gegangen ist.
    Sie ist plombiert gewesen, weil sie als Diplomatenpost aufgegeben worden ist. Es ist nicht schwer zu raten, was sich in diesen Kisten befunden hat, nicht wahr?«
    Appeltoft nickte. Die Kisten waren innen mit Aluminium ausgekleidet, so daß sie vermutlich nicht durchleuchtet werden konnten. »Waffen«, flüsterte Appeltoft, »eine teuflische Menge Waffen. Das ist also die Sendung, deren Empfang dieser Aharon Zamir quittiert hat.«
    Carl nickte. Sie gingen zum Schreibtisch zurück. Sie notierten, was sie in die Hand bekamen, ohne näher über den Inhalt nachzudenken.
    Es war ein Wettlauf zwischen ihrer Furcht vor Entdeckung und ihrem jetzt wütender werdenden Willen, endlich Beweise zu finden.
    Eine Stunde später saßen alle drei zum letztenmal in der jetzt völlig stillen und im übrigen dunkel daliegenden Sicherheitsabteilung in ihrem gemeinsamen Arbeitszimmer. Die diensthabenden Beamten saßen in einem anderen Stockwerk.
    Fristedt hatte einen gewissen Mendelsohn gefunden, der im Park Hotel wohnte und für eine weitere Nacht gebucht hatte. Er würde das Hotel und vermutlich auch das Land am letzten Tag des Jahres noch vor zwölf Uhr verlassen. Das führte zu einer sehr einfachen Vermutung.
    »Wenn sie etwas tun, dann heute nacht«, stellte Fristedt fest.
    »Und das wird wohl rauszukriegen sein, und hinterher kann man natürlich abwarten und sehen, wer bei unserem Freund Morgenstern auftaucht. Aber das hat sicher nicht viel Sinn.«
    »Obwohl er an der eigentlichen Aktion nicht teilnehmen wird«, sagte Carl.
    »Folglich wird er heute abend rechtzeitig nach Hause gehen. Unter anderem hat er ja einiges aufzuräumen.«
    Und wenn man anschließend eine Hausdurchsuchung vornehme - Grund dazu gebe es ja, da der Sicherheitsdienst inzwischen auf unbekannte Weise Kenntnis von dem Beweismaterial in der Wohnung habe -, könne man sie vielleicht in Panik versetzen und so die Aktion stoppen?
    Aber dann würde man vermutlich diese Figur laufenlassen müssen, Näslund würde toben, und außerdem bestand die Gefahr, daß es am Abend zwischen Morgenstern und der Kommandogruppe keine weitere Kommunikation mehr geben würde. Und die Operation würde dennoch stattfinden.
    »Ich glaube, ich habe einen besseren Vorschlag«, sagte Carl.
    »Wir fahren zu ihm nach Hause und schnappen ihn, wenn er kommt, falls er nicht schon zu Hause ist, und fragen ihn, wann und wo die Sache steigen soll.«
    Die beiden Polizisten starrten Carl ungläubig an. Es erschien ihnen höchst unwahrscheinlich, daß eine solche Anfrage besonders freundlich aufgenommen würde. Aber Appeltoft hatte seine

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