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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Wahl.«
    Der Mann in der grünen Jacke ging in die Knie und griff mit einer Hand nach der Fessel, während er den schwarzen Revolver noch immer auf Morgenstern gerichtet hielt. Mit der anderen Hand zog er sein Hosenbein hoch. An Lederriemen um das Bein war ein Kommandomesser befestigt.
    Mit dem Messer in der Hand kam der Mann langsam auf ihn zu. Plötzlich spürte Morgenstern einen heftigen Stoß in der Brustgegend, und im nächsten Moment lag er auf dem Fußboden, zunächst in dem Glauben, der Mann habe zugestochen. Der andere warf ihn herum, drehte ihm einen Arm auf den Rücken und hielt ihn mit dem Knie fest. Dann setzte er Morgenstern das Messer an den Hals.
    »Okay, du hast immer noch die Wahl«, fuhr der Mann mit dem Messer fort, »wo und wann? Heute abend, nicht wahr?«
    Bei der letzten Frage fühlte Morgenstern, wie das Messer gegen den Hals drückte und wie ihm die Schneide in der Nähe der Halspulsader die Haut aufgeschlitzt hatte.
    »Ich habe damit nichts zu tun …«, versuchte Morgenstern.
    »Heute abend, aber wo und wann?« hakte der andere unerbittlich nach.
    Morgenstern machte eine schnelle Rechnung auf. Wenn er jetzt nichts sagte, würde man ihn ohne Zweifel in wenigen Minuten ermorden, und wenn er etwas sagte, würde er vielleicht oder vermutlich ebenfalls getötet werden.
    Die Vernunft sagte ihm, daß er jetzt für die Sache sterben mußte, von der er gesagt hatte, er sei bereit, dafür sein Leben zu riskieren. Es gibt im Leben jedoch viele Situationen, in denen die Vernunft nicht mehr regiert. Dies war so eine Situation.
    »Die PLO-Residenz in Viggbyholm, heute abend«, stöhnte er und spürte, wie die Scham in ihm aufwallte.
    Was dann geschah, war die böseste und zugleich angenehmste Überraschung in Alois Morgensterns Leben. Erst fühlte er, wie seine Hände auf dem Rücken von Handschellen umschlossen wurden. Dann riß man ihn hoch, so daß er stand.
    Der Mann, der hinten an der Schlafzimmertür gestanden hatte, also Kriminalkommissar Fristedt vom Büro B der schwedischen Sicherheitspolizei, der während der letzten Minute das Kunststück probiert hatte, die Ohren zu verschließen, trat vor und hielt dem verstummten, soeben festgenommenen, etwas unkonventionell vernommenen Morgenstern einen Ausweis vor die Nase.
    »Wir sind von der Polizei, Sicherheitsdienst. Du bist vorläufig festgenommen und mußt mitkommen.«
    Der zweite Mann mit der grünen Kleidung grinste ein wenig, während er sein Messer wieder feststeckte und seinen amerikanischen Revolver ins Schulterholster schob.
    »Seid ihr Schweden, Schwe-Schweden?« stammelte Morgenstern.
    »Ja, darauf kannst du Gift nehmen, aber wenn wir das gleich gesagt hätten, wärst du wohl nicht so hilfsbereit gewesen, kann ich mir vorstellen«, erwiderte der Mann mit der grünen Kleidung.
    Sie führten Morgenstern in Handschellen zum Hauseingang hinunter, nachdem sie Appeltoft über Funk gebeten hatten, er solle mit seinem Wagen ein Stück vorfahren. Sie schoben den Festgenommenen auf den Rücksitz und berieten kurz. Sie hatten es eilig.
    Appeltoft wußte, wo die PLO-Residenz lag. Er schlug vor, sie sollten draußen anrufen und die Leute warnen, aber davon riet Carl entschieden ab.
    Denn wenn das Unternehmen schon angelaufen sei, sei es mehr als wahrscheinlich, daß die PLO in der Telefonleitung israelische Gäste habe.
    Eine solche Warnung werde die Aktion auf der Stelle auslösen. Er und Appeltoft, meinte Carl, sollten sich jetzt sofort auf den Weg machen.
    Fristedt könne Morgenstern bei dem diensttuenden Staatsanwalt abliefern, da werde es in diesem Fall keine Probleme geben. Morgenstern sei nachweislich ein Verbrecher. Dann könnten sie sich nach der Ankunft in Viggbyholm wieder melden.
    Carl fuhr mit seinem Wagen nach Täby, anfangs mit rasender Geschwindigkeit, aber als sie sich der weißen Villa in Viggbyholm näherten, verlangsamte er das Tempo. Er ging mit Appeltoft die Ausgangslage durch. Sie sollten nicht gleichzeitig das Haus betreten. Sie sollten Funkkontakt halten, aber Appeltoft durfte sich nicht als erster melden. Sobald Carl im Haus war und die Lage unter Kontrolle hatte, würde er Appeltoft hereinrufen.
    Das Haus lag allein an einem Abhang. Es war völlig dunkel. Als sie daran vorbeifuhren, sahen sie in der Nähe keinerlei Zeichen von Bewegung, und im Haus brannte kein Licht. Vielleicht waren sie rechtzeitig gekommen.
    Vielleicht schon zu spät. Carl hielt ein paar hundert Meter von der Villa entfernt, außer Sichtweite.
    »Okay«,

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