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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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werden.
    Im selben Moment war eine kurze, ratternde Salve einer Schnellfeuerwaffe aus dem angrenzenden Raum zu hören, der das große Eßzimmer im Erdgeschoß sein mußte. Außer den Schüssen waren verzweifelte Schreie zu hören.
    Der Wachtposten wandte sich vom Fenster ab und ging auf die halboffene Tür zu, um sich anzusehen, was nebenan geschah. In dem Moment, in dem er durch die Tür blickte, ging das Licht aus.
    Carl, der sein Funksprechgerät abgelegt und sich von hinten an den Mann herangeschlichen hatte, als dieser sich für das Nebenzimmer zu interessieren begann, fing den bewußtlosen Kommando-Soldaten jetzt sanft auf und legte ihn neben der Tür leise auf den Fußboden. Dann sah er durch den breiten Türspalt ins Wohnzimmer. Er entdeckte vier Personen, die mit den Händen über dem Kopf an einer Wand saßen. Sie waren blutüberströmt. Neben ihnen lag ein zerschossener Mensch, die Erklärung der Schußsalve, die Carl gerade gehört hatte.
    Durch die Tür am anderen Ende des Raums kam ein dunkelhaariger Mann etwa Mitte Dreißig herein und schleifte eine junge Frau von arabischem Aussehen hinter sich her. Sie schien schwer mißhandelt worden zu sein und war nur halb bei Bewußtsein. Sie wurde zu den anderen an die Wand geworfen. Carl hörte mehrere aufgeregte Stimmen auf hebräisch. Carl überlegte blitzschnell. Dort drinnen standen zwei oder drei Personen mit Schnellfeuerwaffen. Die Israelis hatten alle Personen hergebracht, die sich im Haus aufgehalten hatten, und damit begonnen, sie niederzuschießen, die Schießerei dann aber aus irgendeinem Grund unterbrochen, möglicherweise weil jemand das versteckte Mädchen irgendwo im Haus entdeckt hatte.
    Daher die erregten Stimmen. Wenn Carl jetzt die Tür aufstieß und das Feuer eröffnete, würden sie ihn treffen, bevor er selbst mehr als einen hätte treffen können. Das war einfache Mathematik, sonst nichts. Und die Jungs der Sayeret Matkal waren Profis, sie würden sich nicht bluffen lassen. Einer der Männer dort drinnen verließ das Zimmer auf der anderen Seite, wo er soeben mit der letzten Gefangenen hereingekommen war, und gab einen kurzen Befehl. Im nächsten Augenblick begannen ein oder zwei Männer, ihre Schnellfeuerwaffen gleichzeitig auf die an der Wand sitzende Gruppe abzufeuern.
    Carl handelte, ohne zu überlegen. Er hatte aus den Schußgeräuschen intuitiv erfaßt, wo seine Ziele standen. Er schob die Tür mit dem Fuß auf und hielt den Revolver mit beiden Händen vor sich. Er gab auf den ersten Mann zwei Schüsse in den Kopf ab, auf den zweiten zwei Schüsse ins Gesicht.
    Als die Kommandosoldaten in der plötzlichen Stille zurückgeschleudert wurden, ging Carl auf, daß er den einen Mann seitlich und den zweiten ins Gesicht getroffen hatte, weil der zweite noch Zeit gehabt hatte, sich zu ihm umzudrehen. Carls Schüsse waren gleichzeitig mit den Salven der Schnellfeuerwaffen losgegangen.
    Was jetzt geschehen würde, ließ sich daher schnell vorhersehen.
    Carl richtete den Revolver auf die halboffene Tür auf der anderen Seite des Zimmers, ohne die Schußrichtung auch nur für eine Zehntelsekunde aus den Augen zu verlieren, ohne auch nur einen Seitenblick auf die durchlöcherte Wand mit den Hingerichteten zu werfen; er hörte Geräusche, die erkennen ließen, daß vielleicht noch zwei Opfer am Leben waren, aber er hielt den Blick trotzdem fest auf die Türöffnung gerichtet.
    Erst hörte er die Stimme. Jemand fragte irritiert auf hebräisch, ohne eine Antwort zu erhalten, und im nächsten Augenblick erschien der Mann, der Elazar sein mußte, in der Tür auf der anderen Seite. Er hielt mit beiden Händen eine AK 47, die eine Hand an der Vorderseite der Waffe, die zweite Hand am Abzug; die Mündung war jedoch auf den Fußboden gerichtet.
    »Schalom, Elazar«, sagte Carl vom anderen Ende des Zimmers, während er seinen Revolver auf die Brust des kräftigen, schnurrbärtigen Israeli von arabischem Aussehen richtete.
    Elazar erstarrte und stand völlig still. Sein Brustkorb hob und senkte sich vor Erregung, aber er rührte keine Miene.
    »Schwedische Polizei. Laß deine Waffe fallen. Du bekommst zwei Jahre Gefängnis«, sagte Carl auf englisch, während ihm gleichzeitig aufging, daß der Mann mit der Schnellfeuerwaffe ihn auf der Stelle töten würde, wenn er ihm auch nur eine Zehntelsekunde Zeit gab.
    Elazar war wie zur Salzsäure erstarrt.
    Aus dem Augenwinkel sah Carl einen Blutstrahl, der rhythmisch auf das Parkett gepumpt wurde: Einem der

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