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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Foto von Gorbatschow. Fristedt notierte beiläufig, daß das Porträt, das da früher gehangen hatte, vermutlich eins von Breschnjew, größer gewesen war. Man sah auf der Eichentäfelung noch immer die Umrisse des früheren Bildes.
    Ein jüngerer Diplomat - oder vielleicht auch nur ein Marinesoldat oder etwas ähnliches, wie es bei der CIA der Fall gewesen wäre - bot Fristedt ein kleines Glas mit armenischem Cognac an und zog sich dann schnell zurück.
    »Also«, sagte der Resident, »dies ist ja ein ungewöhnlicher Besuch, aber ich möchte Sie zunächst willkommen heißen und zweitens den großen Respekt unserer Botschaft vor dem schwedischen Sicherheitsdienst zum Ausdruck bringen, den Sie vertreten, Herr Kommissar.«
    Fristedt glaubte, die Andeutung eines Lächelns zu erkennen. Er verneigte sich jedoch leicht zum Dank, und dann kippten sie beide ihren Cognac.
    Fristedt hatte das Gefühl, so sei es am stilechtesten, was sich auch als völlig korrekt erwies.
    »Und damit«, fuhr Subarow fort und stellte das leere Cognacglas mit einem Knall auf den Schreibtisch, »zum Geschäft. Was können wir für Sie tun?
    Eine sehr dringende Angelegenheit, sagten Sie?«
    Fristedt überlegte sorgfältig. Er wies zunächst darauf hin, daß er selbst kein Diplomat sei, aber hoffe, die Angelegenheit trotzdem richtig zu erklären, ohne gegen irgendwelche diplomatischen Regeln zu verstoßen. Es gehe also darum, daß einer der Unseren heute morgen ermordet worden sei. Es gebe Grund zu der Annahme, daß die Mörder Ausländer seien, aber es gebe keinerlei Anlaß zu vermuten, daß sie sowjetische Staatsbürger seien oder aus einem kommunis … Fristedt korrigierte sich und sagte sozialistischen Land. Die Mordwaffe sei allerdings eine Armeepistole sowjetischen Fabrikats …
    Weiter kam er nicht, als er schon von Subarow unterbrochen wurde, der seine Entgegnung mit einem Gesichtsausdruck herausbellte, der plötzlich jede Freundlichkeit verloren hatte.
    »Die Botschaft der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken bedauert natürlich dieses Ereignis, und es ist unsere Hoffnung, daß Sie die Mörder aufspüren und bestrafen werden. Unser Land hat mit dieser Angelegenheit jedoch nichts zu schaffen.«
    »Nein, dessen sind wir uns bewußt«, beharrte Fristedt und wünschte sich gleichzeitig weit weg, »aber Sie können uns in einem Punkt helfen, das ist es, worum wir Sie bitten.«
    »Und wobei?« fragte Subarow kalt.
    »Ich habe hier die Seriennummer der Waffe. Wir hoffen, daß Sie uns mit deren Hilfe das Herkunftsland nennen können; ich meine nicht das Land, in dem die Waffe hergestellt worden ist, sondern in welchem Land sie gelandet ist … äh … bevor sie hier landete, falls Sie verstehen.«
    »Ich verstehe genau, was Sie meinen. Und wie Sie vielleicht wissen, befindet sich unser Land unglücklicherweise in einer Situation, in der wir zu Aufrechterhaltung des Friedens eine beträchtliche Waffenproduktion unterhalten müssen. Wir würden uns wünschen, daß es nicht so wäre, aber das sind die Realitäten. Eine einfache Handfeuerwaffe der von Ihnen erwähnten Art kann bei jedem beliebigen unserer Verbündeten gelandet sein, die wir nicht in Verruf bringen wollen, oder bei unseren Feinden oder deren Feinden. Ich bedaure, aber wir möchten nicht unverschuldet in die Sache verwickelt werden.«
    »Bedeutet das, daß Sie uns nicht helfen wollen?«
    »Wenn Sie mit meinem Bescheid nicht zufrieden sind, müssen Sie das schwedische Außenministerium bitten, offiziell vorstellig zu werden. Aber unter uns, lieber Kollege, ist der Bescheid, den ich Ihnen soeben gegeben habe, mit großer Wahrscheinlichkeit auch das, was Sie nach einem offiziellen Antrag zur Antwort bekommen. Es ist sehr angenehm gewesen, Sie auf diese inoffizielle Art und Weise kennenzulernen.«
    Und damit erhob sich der KGB-Chef und reichte Fristedt zum Abschied die Hand.
    Fristedt fluchte auf dem ganzen Heimweg vor sich hin. Er wollte jedoch nicht aufgeben. Ans Außenministerium war überhaupt nicht zu denken, aber es gab eine Möglichkeit an der Grenze oder vermutlich schon jenseits der Grenze zu einem Dienstvergehen. Wenn die Ermittler jedoch nicht in Erfahrung brachten, woher die Waffe stammte, würden weitere Nachforschungen unmöglich werden, so wie es jetzt aussah. Und ein Kollege war ermordet worden. Nein, dann lieber ein Dienstvergehen.
    Carl ging in sein Zimmer, entfernte die Abdeckhaube von der Tastatur und schaltete den Bildschirm ein. Zunächst wählte er den

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