Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
drehte und ihn Fristedt hinüberreichte.
    Fristedt notierte die deutlich sichtbare Seriennummer, die auf der Unterseite des Laufs eingraviert war, genau dort, wo Carl angegeben hatte, dann schob er den Lauf wieder zu Carl hinüber, der die Pistole rasch zusammensetzte.
    »Ja, uns bleibt heute dann nicht mehr viel zu tun«, fuhr Ljungdahl fort, der sich von seinem Erstaunen über Carls Darbietung schon erholt zu haben schien. »Wir haben telefonisch mit drei oder vier Personen Verbindung gehabt, die nach dem Erscheinen der Zeitungen anriefen. Zwei scheinen die üblichen Irren zu sein, einer ist schon von früher her für absonderliche Beobachtungen bekannt, aber dann haben wir noch eine ältere Dame. Sie sagt, sie sei mit dem Hund spazieren gewesen und habe sich in der Nähe befunden, als ein Mann aus dem Wagen gestiegen sei. Sie sagt, sie sei sich sowohl des Wagens wie des Orts sicher.«
    »Dann hat sie den Mörder also gesehen«, stellte Fristedt fest. Ljungdahl nickte und fuhr fort.
    »Wir hören uns heute abend an, was sie zu sagen hat, dann könnt ihr morgen früh alle Einzelheiten haben, habe ich mir gedacht. Und was Fußabdrücke und derlei betrifft, ist alles in die Hose gegangen, denn es sind zu viele Touristen um das Auto herumgetrampelt, aber wir haben vermutlich nichts Wesentliches versäumt, was das Auftreten des Täters betrifft.«
    »Wie ging es zu, als die Waffe abgefeuert wurde? Habt ihr eine Vorstellung davon?« fragte Fristedt, während er wie absichtslos die sowjetische Pistole betrachtete, die Carl wieder in die Plastiktüte gesteckt hatte.
    »Nun ja. Folkesson sitzt auf seinem Platz hinterm Lenkrad und hat den Wagen angehalten. Während sie sich unterhalten - falls die Fahrt dorthin nicht unter Drohung mit Waffengewalt erfolgt ist -, zieht der Täter seine Waffe und richtet sie in einer Entfernung von etwa zehn Zentimetern auf das Opfer, das im Augenblick des Schusses das Gesicht auf jeden Fall dem Täter zugewandt hat. Als das Opfer den Täter ansieht, schießt dieser ihm direkt ins Auge. Ungefähr so. Wir haben es folglich mit einem schlimmen Typ zu tun. Das ist soweit unser Material für heute, und was habt ihr gefunden? Darf man fragen, ohne gegen die Sicherheit des Reiches zu verstoßen?«
    Fristedt ignorierte die Ironie, dachte aber nach, bevor er antwortete.
    »Wie du weißt, ist uns ja Sherlock Holmes persönlich als Filter vorgeschaltet worden, was nicht unsere Idee gewesen ist. Aber wir wissen definitiv nicht, wen Folkesson abholen sollte oder warum. Wir haben Hinweise darauf, daß er von einer ausländischen Botschaft vor einem bevorstehenden Terroranschlag gewarnt wurde, und da kann es ohne Zweifel einen Zusammenhang geben, aber wir wissen nichts Genaues.«
    »Das ist ja sehr erhellend«, seufzte Ljungdahl, »was zum Teufel sollen wir jetzt tun?«
    »Wir trinken erst mal Kaffee«, sagte Appeltoft und ging zu dem Stapel mit Plastikbechern und roten und blauen Becherhaltern neben der Kaffeemaschine. Er goß vier Tassen ein und stellte sie zusammen mit einem Paket Zucker auf den Tisch. Außer Carl nahm niemand Zucker.
    »Ach ja, da ist noch etwas, das wir erwähnen könnten«, sagte Appeltoft, während er aus unerfindlichen Gründen seine Tasse ohne Zucker umrührte.
    »Diese Telefonnummer gehört doch zu einem Kurzwarenladen in Sibyllegatan auf Östermalm. Was machen wir damit?«
    »Das übernehme ich«, sagte Carl. »Ich erkundige mich nach dem Besitzer, seiner Verwandtschaft und noch ein paar Dingen und jage das Ganze durch unsere Computer.«
    »Wie lange dauert das?« wollte Fristedt wissen.
    »Das weiß ich nicht, vielleicht kommt gar nichts dabei raus, aber ein paar Stunden wird es schon dauern.«
    Die Arbeitsaufteilung bis zum nächsten Morgen wurde dann schnell vorgenommen. Ljungdahl wollte die Dame mit dem Hund selbst aufsuchen.
    Fristedt sollte versuchen, mit den russischen Kollegen Kontakt aufzunehmen. Die anderen zuckten bei diesem Vorschlag zusammen; »die russischen Kollegen« war kein sonderlich gebräuchlicher Terminus, da der KGB und dessen militärische Entsprechung, GRU, die ewig gegnerische Mannschaft waren. Aber warum sollte man nicht fragen? Die Russen konnten ja wohl kaum verdächtig sein oder sich etwa selbst als Verdächtige begreifen? Aber andererseits weiß man ja nie, wie die Russen reagieren, sie würden vermutlich eine Provokation wittern. Vielleicht sollte Fristedt mit Sherlock Holmes persönlich konferieren, das heißt mit Näslund, bevor er diese

Weitere Kostenlose Bücher