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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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draußen bei Grönland in Oslo und studierte die Dienstvorschriften. In Paragraph 8 der Dienstvorschriften des Überwachungsdienstes werden einige grundsätzliche Forderungen aufgestellt.
    »Jedes Mitglied des Überwachungsdienstes soll genau über seine Pflicht aufgeklärt werden, über alles, wovon er dienstlich Kenntnis erhält, strengstes Stillschweigen zu bewahren - die Schweigepflicht gilt (auch) gegenüber anderen Polizeibeamten, die nicht zum Überwachungsdienst gehören.«
    Der schwedische Polizeibeamte, der jetzt im Flugzeug saß, war folglich von der Schweigepflicht betroffen. Aber, in Paragraph 7 gab es eine Zusatzklausel:
    »Zeugen und andere Quellen dürfen keine Auskünfte überwachungsmäßiger oder sicherheitsmäßiger Art erhalten, es sei denn, dies ist für den Überwachungsdienst unumgänglich, um Auskünfte oder Beistand zu erhalten …«
    So konnte man es lösen. Wenn man den schwedischen Kollegen als Quelle und als »Beistand« betrachtete, gab es keinerlei formale Hindernisse, Informationen aller Art auszutauschen. So konnte man es angehen, unabhängig davon, was sie nun über die recht ausführlichen Berichte hinaus erfahren wollten, die sie am frühen Morgen erhalten hatten. Er drückte auf den Knopf seiner Gegensprechanlage und bat die Sekretärin, Roar Hestenes heraufzuschicken.
    Gut eine Stunde später stand Roar Hestenes draußen in Fornebu und betrachtete die Fluggäste, die die Stockholmer Maschine verließen. Er stellte sich drei in Frage kommende Männer mittleren Alters als den schwedischen Kollegen vor, bevor er um das Gebäude herum zum Ausgang beim Zoll ging, um den Kollegen zu begrüßen.
    Carl Hamilton hatte keine solchen Schwierigkeiten. Unter den Wartenden entdeckte er einen Mann in seinem eigenen Alter in blauer Windjacke der schwedischen Marke Fjällräven, in einem roten Strickpullover, irgendwelchen Sporthosen und Ecco-Schuhen. Der Norweger betrachtete einen Neuankömmling in der Gruppe hinter Carl, als dieser zu ihm trat und seinen Kollegen überraschte.
    »Hej«, sagte er, »ich bin Carl Hamilton von der Sicherheitsabteilung in Stockholm.«
    Die Autoschlange schlich auf der krummen, kleinen Straße dahin, an der zwischen Fornebu und der Autobahn von Drammen ständig umgebaut wurde. Sie sprachen während der Fahrt kaum ein Wort. Beide waren sie neu beim Sicherheitsdienst, und beide waren sie sich des anderen nicht sicher.
    Typischer schwedischer Snob, dachte Hestenes. Krokodilledergürtel, Aktenkoffer in weinrotem Leder, grauer Anzug und gestreifter Schlips; der Schwede sieht aus wie ein Vorstandsassistent von Electrolux, wie ist der bloß in der Firma gelandet?
    Karikatur von Norweger, fehlt nur noch die Zipfelmütze, dachte Carl. Wenn man von so einem verfolgt wird, braucht man jedenfalls keine Angst zu haben, daß es einer vom Schwarzen September ist.
    »Um es genau zu sagen: Ich weiß nicht recht, worüber wir sprechen dürfen und worüber nicht«, sagte Carl. »Aber ich habe natürlich viele Fragen. Ich habe unterwegs deine Berichte gelesen.«
    »Ich auch nicht, ich bin ziemlich neu in diesem Job, also beim Überwachungsdienst. Vorher war ich bei der Drogenfahndung«, erwiderte Hestenes.
    Eine halbe Stunde später saßen sie oben bei Mathiesen in Gr0nland.
    »Also«, sagte Mathiesen, »setz uns ins Bild, dann klären wir dich auf, so gut wir können. Ich habe eigentlich nur eine Frage: Da ihr euch für unseren Mann im Hotel Nobel so interessiert, wißt ihr überhaupt, was der dort wollte?«
    Carl versuchte nachzudenken, bevor er antwortete. Es war eine merkwürdige Situation. Hier saß er bei einem ausländischen Sicherheitsdienst und sollte Informationen über schwedische Staatsbürger austauschen. Durfte man das so ohne weiteres? In Stockholm hatte man ihm nur gesagt, er solle nach Oslo fliegen und Licht in ein paar Unklarheiten bringen, aber kein Mensch hatte einen Ton gesagt, ob er selbst auf Fragen antworten dürfe. Immerhin ging es ja um Dinge, die früher oder später ohnehin herauskommen würden.
    »Wir glauben, daß es zwischen diesem Ponti und dem gestrigen Mord an einem unserer Kollegen einen Zusammenhang geben kann. Die Personenbeschreibung stimmt in etwa, bis auf ein oder zwei Punkte, und überdies gibt es eine Verbindung zwischen dem Journalisten und einigen anderen Verdächtigen.«
    »Was stimmt denn nicht an der Personenbeschreibung?«
    wollte Hestenes wissen.
    »Schnurrbart, jedoch ungewiß, aber vor allem die Hosen. Wir sind ziemlich sicher, daß

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