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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Filmklappe und schlug sie genau dort zusammen, wo sich soeben der Belichtungsmesser befunden hatte, während er gleichzeitig in eins der Mikrophone brummelte: »Die Kralle, A-01«.
    Das war der Spitzname, den der Reichspolizeichef verabscheute, selbst aber nur selten zu hören bekam; in seiner Kindheit war eine Hand durch Kinderlähmung entstellt und nach innen gekrümmt worden, was den Spitznamen verständlich machte.
    »Kamera läuft«, sagte der Kameramann, und dann begann das Verhör.
    »Wissen Sie, wer hinter diesem Mord steckt?«
    »Selbst wenn ich es wüßte, wäre nicht angezeigt, darüber zu sprechen.«
    »Aber Sie wissen es nicht?«
    »Kein Kommentar.«
    »Aber Sie haben einen bestimmten Verdacht?«
    »Wir verfolgen mehrere Spuren, ja.«
    »Stimmt es, daß Herr Folkesson für die Überwachung palästinensischer Terroristen zuständig war?«
    »Ja, das stimmt. Aber seine Zuständigkeit ging noch weiter, da sie jede unsere Sicherheit bedrohende Tätigkeit im Hinblick auf den Nahen Osten umfaßte, aber ich möchte betonen, die Gelegenheit benutzen zu unterstreichen, daß es keine bestimmten Hinweise gibt, jedenfalls keine, mit denen wir in der jetzigen Lage an die Öffentlichkeit gehen möchten, also Hinweise, daß es sich um die eine oder andere bestimmte Terrororganisation aus dem Umfeld des Nahen Ostens handeln könnte. Das sind alles reine Spekulationen, die den Massenmedien natürlich freistehen, aber …«
    »Können Sie ausschließen, daß es sich um palästinensische Terroristen handelt?«
    »Nein, natürlich nicht. Es kann durchaus sein, daß bei unserer Fahndungsarbeit einige Palästinenser-Organisationen von primärem Interesse sein werden.«
    »Wissen Sie, ob sich gegenwärtig palästinensische Terroristen in Schweden aufhalten?«
    »Ja, aber aus fahndungstechnischen Gründen möchte ich dieser Frage hier nicht weiter nachgehen.«
    »Welche Schlüsse ziehen Sie daraus, daß die Mordwaffe sowjetischer Herkunft ist?«
    »Daß der oder die Mörder zu sowjetischen Waffen Zugang hatten.«
    »Wie es beispielsweise palästinensische Terroristen haben?«
    »Ja, aber so wie der internationale Waffenmarkt aussieht, kann sich so gut wie jeder sowjetische Waffen beschaffen. Aus dem Fabrikat der Waffe lassen sich also keine automatischen Schlußfolgerungen ziehen.«
    »Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um die Mörder zu fassen?«
    »Es wäre nicht klug, darüber Auskunft zu geben.«
    »Ist es nicht einfach so, daß Sie gar nicht wissen, nach wem Sie suchen?«
    »Ich möchte betonen, daß die Situation außerordentlich ernst ist. Es handelt sich um ein Verbrechen, das in diesem Land ohne Beispiel ist. Wir sind in Schweden von derlei bislang verschont geblieben. Selbstverständlich betrachten wir mit größter Sorge, was sich hier ereignet hat, und wir gehen jetzt mit allen verfügbaren Mitteln mehreren guten Hinweisen nach.«
    »Besten Dank«, sagte der Fernsehreporter plötzlich, und dann sammelten er und die drei Techniker ohne weiteren Kommentar ihre Taschen und Kabel zusammen, und gleichzeitig war das nächste Fernsehteam auf dem Weg ins Zimmer, um in etwa die gleiche Prozedur und die gleichen Fragen zu wiederholen.
    Hinterher war der Reichspolizeichef überzeugt, so korrekt und klar geantwortet zu haben, daß weitere unnötige Spekulationen sich auf keinen Fall auf ihn selbst würden zurückführen lassen.
    Aber als er sich ein paar Stunden später die abendliche Rapport-Sendung ansah, wurden sowohl er wie die Sache völlig anders dargestellt. Was ihn selbst betraf, konnte er sich zwar im Bild wiedererkennen und sich Dinge sagen hören und sehen, die er selbstverständlich geäußert hatte. Aber trotzdem geriet alles zum genauen Gegenteil dessen, was er von seiner Seite als Dementi ausgegeben hatte.
    Die Rapport-Sendung widmete die ersten neun Minuten dem Mord selbst.
    Ein Ereignis, das einer Nachrichtensendung ganze neun Minuten wert ist, ist von der gleichen Güteklasse wie ein größerer Kriegsausbruch oder der Rücktritt eines Justizministers.
    Erst wurden Bilder vom Tatort gezeigt, dann Bilder von Folkessons Wagen, in dem man an der Decke und auf dem Rücksitz Blut und Gehirnsubstanz sah. Es folgten Polizeibeamte am Tatort, Absperrungen, Polizeibeamte, die sich vor die Kamera zu stellen versuchten, so daß das Bild verwackelt wurde, dann folgten Aufnahmen von Axel Folkesson.
    Dazu berichtete der Fernsehreporter, daß der Terrorismus seit mehreren Jahren zum erstenmal wieder in Schweden

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