Coq Rouge
zugeschlagen habe und daß es sich diesmal vermutlich um einige der gefürchtetsten Terrororganisationen der Welt handle, nämlich um die palästinensischen Ausbrecherfraktionen, die sich von Jassir Arafats Bestrebungen abgewandt hätten, mit diplomatischen Methoden zu arbeiten (eingeblendetes Bild von Arafat, der Olof Palme begrüßt), und daß die schwedische Polizei und die Sicherheitspolizei jetzt in erster Linie mit der Theorie arbeiteten, daß es sich um eine Organisation handle, die dem sogenannten Schwarzen September nahestehe. Und an dieser Stelle wurde der Reichspolizeichef zum erstenmal mit der folgenden, völlig korrekt wiedergegebenen Äußerung eingeblendet: »Wir verfolgen mehrere Spuren, ja.«
Und dann die nächste Frage: »Stimmt es, daß Herr Folkesson für die Überwachung palästinensischer Terroristen zuständig war?«
Und dann die verstümmelte Antwort: »Ja, das stimmt.«
Dann kam der Fernsehreporter selbst groß ins Bild, und der Reichspolizeichef notierte im stillen, daß sich der Reporter inzwischen ein Jackett angezogen und eine Strickkrawatte umgebunden hatte.
Der Fernsehreporter stellte ohne Umschweife fest, das wahrscheinliche Motiv der palästinensischen Mörder sei, daß die schwedische Sicherheitspolizei gerade gegen ein Terrorkommando auf schwedischem Boden zuschlagen wollte und daß die Terroristen damit geantwortet hätten, den verantwortlichen Leiter der Fahndung bei der Sicherheitspolizei zu töten. Danach erklärte der Reporter, es sei das erste Mal, daß der palästinensische Terrorismus Schweden ernsthaft getroffen habe, und daß dies die Polizeiarbeit noch mehr erschwere.
Und danach wurde der Reichspolizeichef erneut mit einem korrekt wiedergegebenen Zitat eingeblendet, das wiederum einen völlig anderen Sinn bekam, als er beabsichtigt hatte: »Ich möchte betonen, daß die Situation außerordentlich ernst ist. Es handelt sich hier um ein Verbrechen, das in diesem Land ohne Beispiel ist. Wir sind in Schweden von derlei bislang verschont geblieben.
Selbstverständlich betrachten wir mit größter Sorge, was sich hier ereignet hat, und wir gehen jetzt mit allen verfügbaren Mitteln mehreren guten Hinweisen nach.«
Danach gab der Fernsehreporter eine Art politischen Kommentar ab, in dem er behauptete, das Ereignis werde für die in den letzten Jahren zunehmend palästinenserfreundliche Haltung Schwedens nicht ohne Folgen bleiben, und die zunehmend schwächere und zersplitterte Palästinenser-Bewegung werde jetzt erleben, wie die Unterstützung in Westeuropa nachlassen werde.
Der Rest des Beitrags bestand aus einem historischen Rückblick auf verschiedene palästinensische Terroranschläge, beginnend bei der Flugzeugentführung in Jordanien 1969 über den Terrorangriff auf israelische Sportler in München 1972. bis hin zum Mord an dem palästinensischen Friedensemissär bei der Sozialistischen Internationale (Bild von Olof Palme und dem palästinensischen Diplomaten Izzam Sartawi).
Manchmal wurde auch das Terroristengespenst par excellence genannt, Abu Nidal, und der Bericht endete mit der Vermutung, er halte sich gegenwärtig in Schweden auf: »… bei der Sicherheitspolizei wird jetzt befürchtet, daß das palästinensische Terrorkommando, das sich vermutlich noch im Lande befindet, unter dem Befehl Abu Nidais steht.«
Es folgten Kurzinterviews mit einigen Politikern, die ihrem Abscheu vor dem Terrorismus Ausdruck gaben, während sie gleichzeitig darauf hinwiesen, daß die Palästina-Frage sich nicht mit Gewalt lösen lasse und daß die Existenz Israels von allen Parteien anerkannt werden müsse.
Der Reichspolizeichef schaltete den Fernseher aus.
In diesem Augenblick war er fest entschlossen, sich nie mehr auf Fernsehinterviews einzulassen. Er rieb sich mit Daumen und Zeigefinger an der Nasenwurzel und versuchte bis fünfzig zu zählen, um den Kopf freizubekommen. Er verlor aber schnell die Geduld und schaltete die Direktleitung zu seinen Untergebenen ein. Es war Zeit für die nächste Konferenz.
Als erster betrat Sektionschef Henrik P. Näslund den Raum, der Mann, dem am Vormittag die operative Verantwortung für sowohl Fahndungsarbeit wie eventuelle Operationen übertragen worden war. Falls der Sektionschef auch in diesem Fall so gearbeitet hatte, wie es bei ihm üblich war, hatte zweifellos er die Massenmedien zu all diesen wilden Spekulationen verleitet, die jetzt sogar beim Sicherheitsdienst offen Unterstützung fanden.
»Ich finde diese spekulative
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