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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Salameh, den Mord an Israels Botschafter in Stockholm, Max Varon, vorzubereiten.
    Den Israelis war es also irgendwie gelungen, wie, war nicht klar, sich außerordentliche Informationen zu beschaffen. Von einer nur nachträglichen konstruierten Aktion konnte keine Rede sein, da sie sofort eine Gruppe von Spezialisten nach Skandinavien schickten, um den Mördern zuvorzukommen.
    Die Spur führte zunächst zu den Palästina-Gruppen in Stockholm und zu Ponti. Dann hatten die beiden Palästinenser eine Art Täuschungsmanöver unternommen, das die Israelis dazu brachte, via Oslo noch mehr Leute einzuschleusen und sich dann nach Liliehammer zu begeben, wo sie den falschen Mann erschossen, während Benamane und Salameh in Stockholm saßen und mit Ponti in dessen Wohnung konferierten. Nach dem Mord in Lillehammer verschwanden die beiden Palästinenser spurlos.
    In einem nachträglich hinzugefügten schwedischen Kommentar hieß es, die israelische Aktion habe jedenfalls den positiven Effekt gehabt, die Terroristen aus Skandinavien zu verjagen. Die logistische Unterstützung der Palästinenser durch Ponti werde man vor Gericht nicht nachweisen können.
    Telefonüberwachung und ähnliche Observierungen hätten wie erwartet keine Ergebnisse gebracht.
    Zusammenfassend wurde gefolgert, daß Erik Ponti der Mann sei, der für die schwedische Unterstützung und Beratung zuständig sei, wenn palästinensische Terroristen auf schwedischem Boden Aktionen vorbereiteten.
    Appeltoft hatte fünf oder sechs Jahre in stiller Büroarbeit Planung und Ausführung von Terroranschlägen und dem Verhalten von Terrorgruppen und anderen Untergrundorganisationen studiert. Bis zu diesem Moment an seinem Küchentisch hatte er es für recht unwahrscheinlich gehalten, daß ihm zwei völlig neue Vorgehensweisen auf einmal begegnen würden.
    Eine Gruppe von Journalisten, die keine Journalisten waren, sondern etwas anderes, aber trotzdem geschickt genug, sich in die einflußreichsten Positionen ihrer Branche hochzuarbeiten? Was wurde damit bezweckt, was hatte es für einen Sinn, wenn sie ihre Absichten sogar »geschickt« verbargen und Ereignisse auf eine Weise kommentierten, die im großen und ganzen mit den Ansichten anderer, »richtiger« Journalisten übereinstimmte?
    Und wenn Ponti nun einer solchen Untergrundorganisation angehörte, warum hatte dann nur er einen operativen Kontakt zu ausländischen Terroristen?
    Überdies hatte Ponti die Palästina-Bewegung etwa um die Zeit verlassen, als er beim Echo des Tages Reporter wurde. Die anderen Angehörigen der Gruppe hatten ein ähnliches Entwicklungsbild. In den mit Grün gestempelten Berichten wurde das damit erklärt, die Gruppe wolle sich offiziell von ihrer extremistischen Vergangenheit entfernen. Das konnte natürlich eine logische Erklärung sein.
    Diese Schlußfolgerung machte aber auch den entscheidenden Schritt nicht leichter. Denn die Verbindung zwischen Ponti und den vier Aktivisten draußen in Hagersten war unbedeutend. Ponti und der älteste der vier, Nils Gustaf Sund, fanden sich auf einer Delegiertenliste beim Kongreß der Palästina-Bewegung von 1975. War das der Beweis, daß sie sich kannten?
    Na und?
    Appeltoft fühlte sich veralbert. Er goß sich noch mehr kalten Kaffee ein und versuchte mit einem Bleistift, das Beziehungsgeflecht aufzumalen, das Näslund zufolge in dieser Auswahl von Berichten mit grünen Stempeln so klar hervortreten sollte.
    Aha.
    Eine geheime Gruppe von Nicht-Journalisten hatte es geschafft, sich bei Rundfunk und Fernsehen einstellen zu lassen, und diese Leute traten wie richtige Journalisten auf. Die personellen Verbindungen innerhalb der Gruppe waren zweifelsfrei nachgewiesen und statistisch gesehen nicht zufällig. Dennoch zählte die Gruppe bis vor etwa zehn Jahren zu einer klar umrissenen Elite in einem bestimmten Sektor der linken Organisationen des Landes. Der Zweck dieser langfristigen Operation war unklar.
    Erik Ponti war in der Gruppe derjenige, den man, wenn überhaupt jemanden, mit palästinensischem Terrorismus in Verbindung bringen konnte, und er hatte Funktionen innegehabt, die am ehesten an eine Art Gegenspionage der Linken denken ließ.
    Ponti und der Besuch in Oslo paßten zusammen. Er war schließlich ein paar Stunden nach dem Mord an Folkesson dort gewesen.
    Die Verbindung zwischen Ponti und den vier draußen in Hagersten war jedoch schwach. Man konnte nur feststellen, daß er einen dieser Leute kannte.
    Ponti konnte mit Waffen umgehen und hatte die

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