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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Tasche und schob ihn wortlos zu Appeltoft hinüber, der ihn mit einem vergnügten Grinsen in die Brusttasche seines Jacketts steckte.
    »Eine ausgezeichnete Zusammenfassung, wie ich finde«, sagte Appeltoft.
    Fristedt hatte sich beim Kontaktmann der Firma im Außenministerium erkundigt, was es mit den telefonischen Drohungen der Palästinenser gegen die schwedische Botschaft in Beirut auf sich habe, ob man dort den Zusammenhang finden könne, den Näslund in Svenska Dagbladet und Expressen hatte drucken lassen.
    Das war aber nicht der Fall. Die Botschaft mußte jede Woche rund zwanzig mehr oder weniger wirre und mehr oder weniger drohende Telefongespräche entgegennehmen. Man führte ganz routinemäßig Buch darüber, und die Ernte der Vorwoche hatte zwar ein paar Gespräche erbracht, in denen von Terroraktionen gegen die schwedische Polizei die Rede war, falls dieser oder jener Palästinenser nicht in Schweden bleiben dürfe. In der Botschaft hatte man daraus aber nur den Schluß gezogen, daß irgendwelche Verwandte Druck ausüben wollten, womit sie ihren Leuten jedoch einen Bärendienst erwiesen. Es gab für die Palästinenser keinerlei vernünftigen Grund, die schwedische Botschaft zu bedrohen, damit sie noch mehr Flüchtlinge produzierte.
    Dann war da noch die Frage, ob daal oder dalet, arabisch oder hebräisch?
    Was hatte sie eigentlich gesagt, dieser weibliche Sicherheitsoffizier der Israelis?
    Carl dachte nach. Sie hatte gesagt, es sei Hebräisch, der Plan heiße Plan Dalet, und sie könne es ohne Bedenken sagen, da Carl es früher oder später ohnehin herausfinden werde. Mit anderen Worten: Sie hatte mit keinem Wort angedeutet, es könne eine arabische Bezeichnung sein.
    »Ruf sie an«, sagte Fristedt, »ruf sie sofort an.« Carl zögerte.
    »Ja aber, es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß sie …«
    »Versuch’s doch jedenfalls, ruf jetzt sofort an«, sagte Fristedt und schob Carl das Telefon hin.
    Es wurde ein sehr kurzes Gespräch. Die Botschaft teilte mit, Shulamit Hanegbi sei in einer dringenden Privatangelegenheit nach Israel gereist und werde in frühestens drei Monaten in Schweden zurückerwartet.
    »Aha, das war also nichts«, seufzte Fristedt, »und es ist die Frage, ob Sherlock Holmes uns seine These über das arabische daal und die telefonische Drohung gegen die Botschaft entwickeln wird. Aufrichtig gesagt, zweifle ich daran. Willst du wieder einen Zehner setzen, Appeltoft?«
    Appeltoft grunzte, das sei angesichts der Chancen der vorigen Wette nicht mehr als gerecht.
    »Du kannst den Zehner ja gleich zurückkriegen, damit wir’s nicht vergessen«, fuhr er fort und schob den Geldschein Fristedt über den Tisch, der ihn zufrieden lächelnd in die Tasche steckte.
    Appeltoft berichtete kurz von seinen nächtlichen Studien, allerdings höchst summarisch, da er schon vor Carls Ankunft ausführlicher darauf eingegangen war.
    Soweit es aber diesen Ponti und einige seiner Genossen betraf, hingen noch ganze Wolken eigentümlicher Verdächtigungen in der Luft, das war klar.
    Dabei war nichts mit Händen zu greifen. Es gab nichts, was ein Eingreifen begründen könnte. Auch das war klar.
    »Wir haben uns auf einen Vorschlag geeinigt, den wir Sherlock jetzt in zehn Minuten vorlegen wollen«, sagte Fristedt zu Carl, »und sag, wie du selbst denkst. Es ist gut, wenn wir uns einig sind, aber sag trotzdem, was du meinst.«
    Carl brauchte nicht zu zögern. Es klang wie eine kluge Schlußfolgerung.
    Man würde sich diskret an dieses Mädchen heranmachen und sie fragen, worum es bei ihrem Kontakt mit Folkesson gegangen war. Wenn die Hypothese stimmte, daß sie Folkesson vor etwas hatte warnen wollen, dürfte sie jetzt nicht zurückhaltender geworden sein. Und falls die Hypothese irrig war, würde man jedenfalls etwas Genaueres erfahren.
    Der Vorschlag fand bei der Konferenz im Zimmer von Näslund jedoch keine Gnade. Die Zahl der Teilnehmer an der großen Konferenz war außerdem um fünf oder sechs Mann erweitert worden, die man für besonders geschickte Vernehmungsbeamte hielt, und um ein paar Leute, die sich um die immer aufwendigere Telefonüberwachung kümmerten.
    Fristedt legte in kaltem Tonfall dar, was seine Gruppe bisher erreicht hatte. Ihm entging nicht, wie mißgelaunt Näslund war, das entging kaum jemandem im Raum, aber Fristedt ließ sich nicht stören.
    Zusammenfassend kam er zu dem Schluß, daß es keinerlei Hinweise auf Verbindungen zwischen dem verdächtigen Täter und den vier Links-Aktivisten in

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