Coq Rouge
kurz nach 1975 eingesetzt, als die offene Links-Bewegung in Schweden wie in anderen westeuropäischen Ländern zu verebben begann. Eine sehr kleine Gruppe mit unzweifelhaften internen Verbindungen, das ließ sich nicht leugnen, hatte es im Lauf einiger Jahre geschafft, sich vor allem bei Sveriges Radio in Schlüsselpositionen vorzuarbeiten. Der gemeinsame Hintergrund der meisten Infiltranten war das linke Blatt Folket i Bild/ Kulturfront, dem es vor ein paar Jahren gelungen war, dem empfindlichsten Teil des Nachrichtendienstes der Streitkräfte einen Schlag zu versetzen.
Einer der ehemaligen Redakteure dieses Blattes war jetzt Moderator der größten Magazinsendung des Fernsehens. Ein Mann aus der damaligen Verlagsleitung von Folket i Bild/Kulturfront war inzwischen Moderator und Abteilungsleiter bei der größten Magazinsendung des Zweiten Programms.
Und in dem Fernsehmagazin, das im Zweiten Programm der Nachrichtensendung Rapport folgt, saß eine Moderatorin, die mit einem Mann verheiratet war, der ebenfalls in der Verlagsleitung von Folket i Bild/Kulturfront gesessen hatte, und beide hatten überdies eine Zeitlang bei der sowjetisch gelenkten Zeitung Norrskensflamman (Flammendes Nordlicht) gearbeitet. Aber jetzt war es dem Mann irgendwie gelungen, bei Expressen einen Job als Kulturredakteur zu erhalten.
Am wichtigsten in diesem Zusammenhang war natürlich Erik Ponti. Er hatte freiberuflich für Folket i Bild/Kulturfront gearbeitet, und zwar zu der Zeit, als die Zeitung gegen den militärischen Nachrichtendienst zuschlug. Jetzt war er Auslandschef beim Echo des Tages.
Statistisch gesehen, konnte das alles kaum als Zufall betrachtet werden. Um so beunruhigender sei dem Bericht zufolge das Auftreten der Gruppe. Denn den Infiltranten sei es die ganze Zeit gelungen, sich wie richtige Journalisten zu verhalten. Sie träten sogar mit so auffallender Kompetenz auf, daß sie in den letzten Jahren immer höhere Positionen erklommen hätten, sie seien in ihrem Auftreten normalen Journalisten also zum Verwechseln ähnlich. Und sie verrieten bei ihrer Arbeit nie ihre wirklichen Absichten.
Die letzte Bemerkung hatte Appeltoft in tiefes Grübeln versetzt. Wenn nun diese Personen so überzeugend auftraten wie richtige Journalisten, bedeutete das denn nicht vernünftigerweise, daß sie Journalisten waren?
Der Bericht war vom »Briefträger« persönlich unterzeichnet, dem Leiter des gesamten Sicherheitsdienstes, der nur selten mit internen Angelegenheiten zu tun hatte, sowie von Näslund. Sie hatten ihrem Dossier, das für die Regierung erstellt worden war, einen diffusen Vorschlag beigefügt, wie man der Infiltrantengruppe beikommen könne.
Den Papieren ließ sich nur entnehmen, daß man den Vorschlag verworfen haben mußte. Beigefügt war aber auch ein Zeitungsausschnitt aus Expressen, in dem einer der Journalisten der Firma den Briefträger mit seinen allgemeinen, aber etwas dunklen Formulierungen seiner Befürchtungen angesichts der andauernden Infiltration von Sveriges Radio und der gefährlichen Verstellungskünste dieser Gruppe zitierte. Eine handschriftliche Notiz auf der Kopie des Zeitungsausschnitts bestätigte, daß es nicht zu weiteren Maßnahmen gekommen war, man habe die Gruppe nur darauf aufmerksam gemacht, daß man sich ihrer Infiltration bewußt sei.
Dann stand da noch etwas kaum Leserliches, es gebe arbeitsrechtliche Hindernisse gegen ein direktes Einschreiten, was die Anstellungsverhältnisse der Gruppe betreffe.
Appeltoft vermutete, daß die Firma sogar von der Regierung verlangt hatte, einige der bekanntesten Rundfunk und Fernsehjournalisten des Landes mit der Begründung zu entlassen, daß sie in Wahrheit eine kommunistische Infiltrationsgruppe seien.
Es war nicht schwer zu verstehen, daß die Firma mit diesem Vorschlag bei den Politikern auf Granit gebissen hatte.
Über drei der Journalisten gab es besondere Berichte und Memoranden, aber offenkundig in einer begrenzten Auswahl. Der Leiter der Fakta-Redaktion beim Ersten Programm hatte enge Verbindungen zu verschiedenen westdeutschen Terroristen gehabt. Hier gab es unzweideutige Belege, unter anderem einige Fotos, die den künftigen Fernsehmann bei Solidaritätstreffen in Stockholm zeigten, bei denen es offensichtlich um Proteste gegen die Behandlung einsitzender westdeutscher Terroristen durch die Justizbehörden der Bundesrepublik gegangen war. Mehrere der Personen, die auf den Fotos mit einem Kreis gekennzeichnet waren, wurden später als
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