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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Lektüre zusammenzufassen, aber das war nicht leicht.
    Was er gelesen hatte, war nicht sonderlich erhellend. Das Interesse der Norweger an Ponti beruhte ganz einfach darauf, daß er in schwedischen Berichten als Terrorist bezeichnet wurde, als ein überdies einflußreicher Terrorist mit einer Menge angeblicher Verbindungen zu allen möglichen Staaten und Organisationen, angefangen beim Schwarzen September bis hin zu Libyen. Ponti hatte sich ein halbes Jahr in Libyen aufgehalten, ohne daß sich das journalistisch oder in einer Erklärung niedergeschlagen hätte, warum er sich dort überhaupt aufhielt. Es war nur einmal zu einer Begegnung mit Ghaddafi gekommen.
    Es gab offenbar eine Menge Belege dafür, wie Ponti vor rund zehn Jahren in der antiimperialistischen Bewegung etliche Infiltranten aufgespürt und taktisch unschädlich gemacht hatte. Carl Hamilton wußte sehr wohl, wer Ponti war, und war ihm sogar ein paarmal begegnet. Damals war es bei der Linken auch kein Geheimnis gewesen, daß ausländische wie schwedische Sicherheitsdienste alles in ihrer Macht Stehende taten, um Leute in die verschiedenen Linksgruppierungen einzuschleusen. Und es stimmte auch, daß Ponti bei der Abwehr dieser Versuche eine bedeutende Rolle gespielt hatte, das wußte jeder Clartéist.
    Die Aufspürung und Enttarnung von Informanten oder Infiltranten war ja eine vernünftige Abwehrtätigkeit. Sich an offensiven Aktionen zu versuchen, war etwas völlig anderes. Der Kern der Linken, welche die antiimperialistischen Organisationen sowie Folket i Bild/Kulturfront beherrschte, wozu man ja auch Ponti rechnen konnte, hatte in der »Frage individuellen Terrors« eine sehr strikte und bewußte Politik betrieben. Die ideologische Grundlage dieser Haltung fand sich in Lenins Polemik gegen die frühen russischen Anarchisten, deren Politik als reaktionär verurteilt worden war. War das aber in der Sicherheitsabteilung bekannt? Hier stimmte etwas ganz entschieden nicht.
    Und die Nachrichten aus Oslo konnten die Hypothese von Ponti als Mörder nicht im mindesten stützen. Die Personenbeschreibung wich in einem entscheidenden Punkt von der Pontis ab: Jeans statt einer taubenblauen Cordhose. Und dann noch diese Scherze mit den Sicherheitsbeamten auf dem Flughafen Fornebu?
    Es fiel Carl schwer, einzuschlafen. Er hatte das Gefühl, versagt zu haben. Er war sicher, etwas Wichtiges übersehen zu haben.

5
    Carl kam direkt vom Flughafen Arlanda und eine Dreiviertelstunde später als Fristedt und Appeltoft, die sich in der Frage, was jetzt zu tun sei, schon einigen Schlußfolgerungen genähert hatten. Falls Carl nicht wieder einmal mit unerwarteten Ergebnissen auftauchte. Die beiden älteren Polizeibeamten hatten sich in dem Punkt unsicher gefühlt, aber trotzdem gewettet. Appeltoft hatte einen Zehner darauf gesetzt, daß Carl ohne entscheidende Funde aus Oslo zurückkehren werde, und Fristedt hatte eher um der Wette willen als aus fester Überzeugung dagegengehalten.
    »Wir haben gewettet«, sagte Appeltoft und schob Carl einen Plastikbecher mit Kaffee und das Zuckerpaket hin, »also mach es kurz.«
    »Du hast fünf Minuten, dann müssen wir uns entscheiden, bevor wir zu Sherlock Holmes gehen«, fügte Fristedt hinzu.
    Carl zerstieß die beiden schnell schmelzenden Zuckerstücke mit dem Plastiklöffel, bevor er antwortete.
    »Das Ergebnis läßt sich noch kürzer zusammenfassen«, sagte er. »Erstens war dieser Fahndungseinsatz gegen Ponti von der Art, daß jeder hätte entdecken können, daß er verfolgt wird. Amateurhaft oder weil sie zu wenige Leute hatten, oder aus beiden Gründen, aber so ist gewesen.
    Zweitens hatte er keine Jeans an, sondern eine Cordhose. Der Polizist, der den Bericht geschrieben hat, ist sich da völlig sicher. Und ja … die Schlußfolgerung dürfte auf der Hand liegen. Hätte er sich eine andere Hose angezogen, hätte er wohl auch die auffälligere Jacke ausgetauscht. Drittens ist es tatsächlich so, daß die nicht mal wissen, was er in Oslo tat, da er die meiste Zeit außer Sichtweite war. Er kann alles mögliche getrieben haben.
    Viertens werde ich nicht schlau daraus, warum er mit seinen Verfolgern herumalberte. Ein Alibi wird er sich damit kaum verschafft haben wollen, außerdem flog er ja unter seinem eigenen Namen. Und so verhält sich einfach kein Mörder. Jedenfalls nicht nach meiner Meinung.
    Also. Ich habe nichts im Reisegepäck, was Sherl… was Näslunds Hypothese stärkt.«
    Fristedt zog einen Zehn-Kronen-Schein aus der

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