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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Möglichkeit gehabt, sich diskret mit Folkesson zu treffen.
    Aber das Motiv?
    Dieses Mädchen im Kurzwarenladen sollte mit Folkesson Kontakt aufgenommen haben, um vor einer bevorstehenden Gewalttat zu warnen?
    Ponti sollte von der Sache Wind bekommen, und statt die Aktion abzublasen, einen schwedischen Polizeibeamten ermordet haben, dann ruhig nach Oslo geflogen sein und mit den norwegischen Kollegen gescherzt haben?
    Appeltoft fühlte sich skeptisch und unzulänglich zugleich. Er war sein Leben lang Polizist gewesen, seit dem Wehrdienst und der darauffolgenden kurzen Ausbildung zum Landjäger. Mehr als dreißig Jahre lang hatte er sich darin geübt, beweisbare von unbeweisbaren Hypothesen zu trennen, aber hier zerschmolz alles plötzlich zu einem Brei. Er betrachtete das Sortiment von Näslunds Berichten auf dem Küchentisch. Da mußte es noch anderes geben, was Näslund nicht herausrücken wollte. Diese Akten überzeugten nicht, auch wenn manches merkwürdig aussah.
    Es gab zwei Personen, die Bescheid wußten, mindestens zwei. Ponti ließ sich nicht so ohne weiteres verhören. Seine Stellung bei Sveriges Radio machte ihn so gut wie sakrosankt, diesen Mann konnte man nicht einfach zu unangenehmen Verhören abholen.
    Das Mädchen in Hagersten wovor hatte sie Folkesson zu warnen versucht?
    Ja, sie schien die einzige logische Möglichkeit zu sein, weiterzukommen.
    Das war eine einfache Schlußfolgerung, das sah Appeltoft ein. Er konnte jedoch keine Alternative erkennen. Er begann, den Papierstapel wegzuräumen. Es war sehr spät geworden.
    Roar Hestenes begriff zunächst nicht, warum er mitten in der Nacht aufgewacht war. Seine Frau hatte sich in ihrem Nachthemd verheddert und schlief neben ihm. Hatte sie geträumt und ihm im Schlaf einen Tritt gegeben? Dann hörte er wieder das Läuten des Telefons. Er tastete nach der Lampe auf dem Nachttisch, bis er den Hörer zu fassen bekam.
    »Ja, Hestenes.«
    »Mathiesen hier, entschuldige, daß ich so spät anrufe. Aber was für einen Eindruck hattest du von diesem Schweden Hamilton?«
    Hestenes versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen, bevor er antwortete.
    »Nun ja. Etwas snobistischer Typ, Schreibtischhengst. Smart und vermutlich sorgfältiger Arbeiter, aber kein richtiger Polizist, wenn du verstehst, was ich meine. Warum fragst du?«
    »Nun, es hat ein kleines Unglück gegeben. Einer der Burschen von der Terrorpolizei schlich sich heute abend zufällig zu ihm ins Hotelzimmer. Sie glaubten, da sei was im Gange, und sie sagten, sie hätten nicht die Zeit gehabt, uns zu benachrichtigen. Knut Halvorsen wäre um ein Haar totgeschlagen worden und liegt im Krankenhaus. Ich wollte nur wissen, ob du einen Kommentar dazu hast?«
    Roar Hestenes begriff nichts.
    »Nun ja«, sagte er, »auf mich wirkte er wie irgendein beliebiger Schreibtischhengst. Also Halvorsen höchstpersönlich?«
    »Ja, kein Geringerer. Entschuldige bitte, ich dachte nur, du hättest vielleicht eine spontane Erklärung, was das eigentlich für ein Bursche ist. Gute Nacht.«
    Hestenes lag noch eine Weile wach und dachte nach. Halvorsen war im Polizeikorps wohlbekannt und wurde sowohl von sich selbst wie von den meisten Kollegen als einer der härtesten Beamten des Landes angesehen.
    Aus diesem Grund war er ja auch bei der Terrorpolizei gelandet. Und dann diese Oberklassenfigur mit Krokodilledergürtel? Unbegreiflich.
    Mathiesen saß noch mit der Hand auf der Gabel, entschloß sich dann aber, nicht in Stockholm anzurufen. Es gab ja keinen Grund zur Klage, nur zur Neugier. Eher zum genauen Gegenteil von Klage, übrigens. Mathiesen lächelte.
    Bei der Terrorpolizei herrschte die Auffassung vor, sie und nur sie seien die harten Jungs, und beim Überwachungsdienst gebe es nicht genug ordentliche Leute. Hamilton war zwar Schwede, aber doch ein Sicherheitspolizist, ein ganz gewöhnlicher Sicherheitsbeamter.
    Es würde nicht allzu lange dauern, bis Mathiesen Grund bekam, sein Urteil in diesem Punkt dramatisch zu revidieren. Bei der nächsten Begegnung mit Carl Hamilton in den Berichten der schwedischen Kollegen würde es um den blutigsten Zusammenstoß gehen, in den skandinavische Sicherheitsbeamte je verwickelt worden waren.
    Carl Hamilton hatte seine Berichte in seine rote, diebstahlsichere Aktentasche eingeschlossen und im Hotelzimmer zum zweitenmal das Licht ausgemacht. Diesmal würden keine Kollegen stören. Seine Maschine ging früh am nächsten Morgen, und er hatte nur noch ein paar Stunden.
    Er versuchte seine

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