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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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glänzenden Erfolg beim Jukkasjärvi-Mann, dachte Appeltoft.) »Und ich habe die grundlegenden Unterrichtsteile der Polizeischule im Strafprozeßrecht im Kopf, wenn du entschuldigst, Appeltoft«, fuhr Näslund mit einem plötzlich feindseligen Tonfall fort, »und was das Material der Staatsanwaltschaft betrifft, wird es im Moment gerade abgeschrieben. Ihr bekommt den Bericht in einer Stunde. Wir sollten uns jetzt also zunächst den praktischen Vorbereitungen der Einsätze in Hagersten und Uppsala widmen.«
    Die rein praktischen Dinge ließen sich leichter diskutieren, und dieser Frage wurden die letzten zwanzig Minuten der Sitzung gewidmet. Das gesamte Sonderkommando durfte einberufen und in zwei Gruppen eingeteilt werden, eine für Hagersten und eine für Uppsala (das bedeutete insgesamt mehr als fünfzig Polizeibeamte in sogenannter Schutzausrüstung und mit sogenannter Sonderbewaffnung, das heißt mit schußsicheren Westen, Stahlhelmen mit Visier und Maschinenpistolen statt Pistolen). Bestimmte Straßen sollten mit Gittern abgesperrt werden, während die Einsatzkommandos vorrückten. Die Frage des Timings war natürlich von grundlegender Bedeutung. Alles müsse unbedingt gleichzeitig erfolgen. Und so weiter. Es hörte sich an, als ob Näslund eine mittlere Feldschlacht plante.
    »Es gibt ein paar Dinge, die ich nicht begreife«, sagte Carl, nachdem er, Fristedt und Appeltoft unter mürrischem Schweigen in ihr eigenes kleines Hauptquartier zurückgekehrt waren.
    Fristedt lächelte sanft. Appeltoft lachte auf. Es war ein bitteres Lachen.
    »Ach so, was du nicht sagst, mein junger Freund. Du glaubst wohl, wir könnten dich sofort ins Bild setzen«, meinte Appeltoft.
    »Erstens«, sagte Carl, »gibt es doch kaum einen Zusammenhang zwischen diesen Palästinensern in Uppsala und dem hier? Dabei muß es doch um eine alte Ermittlung in einer völlig anderen Sache gehen?«
    »Stimmt«, bestätigte Fristedt.
    »Und zweitens«, fuhr Carl fort, »wäre es doch so etwas wie overkill, fünfundzwanzig Mann in schußsicheren Westen gegen vier schlafende Studenten einzusetzen?«
    »Auch das stimmt«, sagte Appeltoft.
    »Das erste nennen wir den ›Kröcher-Dreh‹, das ist eine hausinterne Bezeichnung, oder wie man das nennen soll«, sagte Fristedt. »Es läuft aber darauf hinaus, daß man einen Einsatz bewußt größer anlegt, wenn es sich nur machen läßt, das ist fast wie ein physikalisches Gesetz, und Näslund ist da nicht mal schlimmer als seine Vorgänger. Als die Firma diesen Kröcher und diese anderen Irren anschleppte, ich weiß nicht genau Bescheid, weil ich mit der Sache nie befaßt war, verwickelte man noch ein paar Palästinenser in die Sache. Die hatten zwar nichts mit der Kröcher-Bande zu tun, sollten aber gleichzeitig mit ihm außer Landes geschafft werden. So kann sich die Öffentlichkeit überzeugen, daß die Firma ihr Handwerk versteht und Terroristen gleich waggonweise einbuchtet.«
    »Der zweite Punkt ist für Näslunds Publicity gedacht«, sagte Appeltoft.
    »Wir drei könnten ja mit zwei Wagen nach Hagersten fahren und diese jungen Leute abholen, ohne daß die Nachbarn etwas merken würden und dazu noch problemlos. Das würde in den Zeitungen aber nicht die gleiche Wirkung haben.«
    »Wenn die Argumente schwach sind, Stimme heben und wütend aussehen?« sagte Carl.
    »Genau«, sagte Fristedt.
    »Du lernst schnell«, sagte Appeltoft.
    »Wir müssen uns mit einem trösten«, fuhr Fristedt fort.
    »Denn auch wenn es unnötigen Lärm gibt, kriegen wir diese Leute jedenfalls zum Verhör, und vor allem das Mädchen, das mit Folkesson Kontakt hatte. Wir werden wenigstens etwas mehr erfahren, und das müssen wir auch.«
    Sie maulten eine Weile vor sich hin, ohne etwas zu sagen oder die geringste Initiative zu ergreifen. Alle drei fühlten sich an die Wand gedrängt, als wäre es ohne jede Bedeutung, was sie künftig taten. Die Näslundsche Dynamik hatte ihnen schon den Schneid abgekauft.
    »Über eins denke ich schon die ganze Zeit nach«, sagte Fristedt zu Carl, als das Schweigen allen dreien auf die Nerven zu gehen begann, »du bist nicht zufällig ein Mann Näslunds, wie?«
    »Was meinst du damit?«
    »Nun, er hat dich doch nicht in die Firma gebracht, du kommst doch aus einer anderen Ecke, nicht wahr?«
    »Doch, es ist Näslund gewesen, der formal für meine vorübergehende Anstellung hier verantwortlich ist, aber ich bin keineswegs sein Rekrut, falls du das meinst.«
    »Die Polizeischule hast du auch nicht

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