Coq Rouge
besucht, nicht wahr?«
wollte Appeltoft wissen.
»Nein, ich habe ein Examen von einer amerikanischen Universität, und dann bin ich noch Reserveleutnant der Marine.«
»Hm«, meinte Appeltoft.
»Du hast eine Art Spezialausbildung, nicht wahr?« fragte Fristedt plötzlich etwas direkter.
»Wenn du noch mehr Fragen stellst, wird es peinlich. Ich mag euch, und wir versuchen, gemeinsam einen Job zu tun, aber ich darf auf solche Fragen nicht antworten, und du darfst vermutlich auch nicht fragen. Ihr könnt eine Menge Dinge, die ich nicht kann, das ist ganz offenkundig, aber ich kann einiges, was ihr nicht könnt, und im besten Fall haben wir alle den Nutzen davon, aber bitte stellt keine Fragen mehr, ich habe nämlich nicht die Absicht, euch anzulügen.«
»Scheißegal«, sagte Fristedt, »du verstehst uns falsch. Aber es ist so, daß dieser verfluchte Sherlock Holmes eine eigene Anwerbungsmethode hat, die darauf hinausläuft, in der Firma eine Menge großschnauziger Akademiker einzuschleusen, die etwa so aussehen wie du. Und die rennen dauernd zu ihm und tratschen über alles und alle, die werden sozusagen zu seiner Säpo in der Säpo. Appeltoft und ich haben zunächst gedacht, du wärst auch so einer. Das ist alles.«
»Und jetzt glauben wir es nicht mehr«, sagte Appeltoft.
Eine Sekretärin kam mit einem Umschlag herein, den sie automatisch dem dienstältesten Beamten im Zimmer überreichte. Es waren Abschriften eines Telefongesprächs zwischen Nils Gustaf Sund von seinem privaten Anschluß mit Erik Ponti an dessen Dienstapparat bei Sveriges Radio. Die Abschrift war in drei Kopien ausgefertigt.
»Du lieber Himmel«, brummelte Fristedt und reichte Appeltoft und Carl je ein Exemplar.
Das Gespräch hatte einer Notiz am oberen Rand zufolge um 19.07 Uhr begonnen. Es war nicht sonderlich lang:
SUND: Hallo, hier ist Nils Sund, ich rufe im Auftrag der Palästina-Gruppe in Stockholm an. Du kennst mich vielleicht nicht, aber zuletzt haben wir uns …
PONTI (unterbricht ihn): Natürlich kenne ich dich. Na, wie geht’s euch denn so?
SUND: Ich weiß nicht, können wir überhaupt so offen reden, die hören vielleicht die Telefone ab. PONTI: Rufst du von zu Hause an? SUND: Ja.
PONTI: Es spielt keine Rolle, ob sie lauschen oder nicht. Komm zur Sache.
SUND: Also wir finden, das Echo des Tages sollte diese Propaganda entlarven, und dir ist sicher klar, warum wir dich anrufen.
PONTI: Ja, das ist klar. Was soll ich denn entlarven?
SUND: Diese Propaganda, irgendwelche Fedajin hätten diesen Kommissar ermordet. Die Zeitungen sind ja voller Lügen.
PONTI: Wie zum Beispiel?
SUND: Etwa daß die PLO schwedische Behörden bedrohe, weil ein paar Palästinenser nach Hause geschickt werden sollen, ich meine in den Libanon, denn das ist doch sicher alles, worauf sie bauen können.
PONTI: Ja, sie können nicht beweisen, daß es Palästinenser sind, das scheint mir ziemlich klar zu sein, und in dem Punkt könnt ihr ganz beruhigt sein.
Aber ich kann im Augenblick nichts unternehmen, jetzt heißt es nur abwarten. Die sind am Ball.
SUND: Ja aber, wir haben doch gehofft, daß du im Echo des Tages sagen könntest, wie die Dinge liegen, daß es nur die übliche Säpo-Propaganda ist, denn so ist es doch wohl? PONTI: Ja, wie ich gesagt habe. Soviel ich weiß, haben sie für nichts Beweise.
Aber ihr müßt meine Situation verstehen.
SUND: Wie bitte? Daß du jetzt so abgehoben hast, daß du die palästinensische Sache nicht mehr unterstützen kannst, weil man beim Rundfunk objektiv oder für Israel oder für sonst was ist?
PONTI: Nein, durchaus nicht. Keineswegs. Aber die Dinge liegen so: Die gegnerische Seite muß jetzt die Initiative ergreifen, die müssen früher oder später ein paar Karten auf den Tisch legen, und in dem Moment muß man zuschlagen. Ich kann nicht einfach nur raten oder kritisieren, was Näslund in der Presse an Tratsch verbreitet, ich muß mich an Fakten halten.
SUND: Und was sollen wir deiner Meinung nach tun? PONTI: Das müßt ihr selbst entscheiden, aber ihr habt ja eine ganz andere Freiheit als ich. Ich kann nicht einfach meinem ganz allgemeinen Abscheu vor dummem Gerede in der Presse Ausdruck geben, auch wenn ich glaube, gute Gründe für diese Auffassung zu haben. Aber aus meiner Sicht müssen sie mehr aus der Deckung gehen, konkrete Fehler machen, und dann kann ich zuschlagen. Ich werde auch nicht zimperlich sein. Aber so wie die Dinge liegen, ist meine Stunde noch nicht gekommen.
SUND: Aber wenn wir ein
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