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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Ausweisungen führen, und falls bei dem restlichen Unternehmen etwas schiefging, wäre das Deckung genug. Außerdem war dieser Hamilton losgerannt und hatte bei palästinensischen Terroristen und Drogenhändlern in Södertälje ein ganzes Waffenlager gefunden. Insoweit war die Operation also gelungen. Wenn man den Ermittlungen der kommenden Woche mit einem Mindestmaß an Optimismus entgegensah, müßten die Verhöre, die Ergebnisse sämtlicher Hausdurchsuchungen sowie die Analyse der Hunderte interessanter Telefongespräche, die man jetzt gespeichert hatte, wohl konkrete Hinweise ergeben (die in arabischer Sprache geführten Telefonate zu übersetzen, würde allerdings etwas mehr Zeit erfordern). Für Näslund war es am wichtigsten, daß die Aktion insgesamt kein Fehlschlag wurde. Und das Ergebnis hatte er schon in der Tasche. Was jetzt noch blieb, war jedoch ziemlich schwierig, nämlich den verdächtigen Journalisten einzukreisen, der ja ein cleverer Hund war, der sich keine Blöße gab. Näslund hatte jedoch die Witterung einer Möglichkeit; er hatte sich bei der offenen Arbeit erkundigt, wie es bei der Festnahme in Södertälje zugegangen war.
    Hamilton war vielleicht der Mann, der das Problem radikal lösen konnte.
    Näslund blickte mit gespanntem Interesse auf Carl, als dieser unrasiert, mit schiefem Schlipsknoten und dem Jackett lässig über der Schulter ins Zimmer schlenderte und sich ohne Aufforderung auf den gegenüberliegenden Stuhl setzte.
    Es war fast dunkel im Raum. Die einzige Beleuchtung war Näslunds diskrete grüne Schreibtischlampe. Näslund warf einen kurzen Blick auf Carls Revolverholster, bevor er etwas sagte. Er hatte sich noch nicht entschieden, ob er einen weichen oder einen harten Kurs fahren sollte. Das mußte sich wohl ergeben.
    »Eine schnelle Arbeit, die du da unten in Södertälje geliefert hast«, begann er vorsichtig.
    »Ja, wir hielten die Sache für eilig.«
    »Wäre es nicht besser gewesen, ein wenig zu beraten, statt einfach drauf loszumarschieren?«
    »Es war wie gesagt eilig, wir entschieden uns und fuhren sofort los, nachdem wir den Tip bekommen hatten. Die Hauptsache ist doch, daß es gutgegangen ist.«
    »Ich finde dieses Vorgehen aber riskant. Es waren immerhin gefährliche Leute, und wir hätten leicht alle verfügbaren Kräfte einsetzen können.
    Aufrichtig gesagt, bin ich nicht ganz entzückt, wie ihr die Sache erledigt habt, auch wenn sie gutgegangen ist.«
    »Es waren nur drei Mann, und das wußten wir.«
    »Und du bist sicher, das allein erledigen zu können?«
    »Ja, ohne Zweifel. Und es ist ja schnell und gut abgelaufen.« Näslund mißfiel der arrogante Ton. Er war es nicht gewohnt, daß man so zu ihm sprach. Er hatte jedoch eine Idee, die er im Auge behalten wollte, und entschloß sich daher rasch, Carls Verhalten zu ignorieren.
    »Aber wenn dieser Terrorist nun Zeit gehabt hätte, seine Waffe zu ziehen, was wäre dann passiert?«
    »Er hätte nicht die geringste Chance gehabt. Es war eine viel zu unhandliche Waffe. Aber du meinst die Probleme mit den nachfolgenden Ermittlungen und so?«
    Carl lag mehr, als daß er saß. Er war müde und empfand instinktive Abneigung gegen Näslund; er war nicht daran interessiert, eine theoretische Möglichkeit zu diskutieren, die ihm nur peinlich vorkam.
    »Was wäre also passiert, wenn er Zeit gehabt hätte, diese Waffe auf dich zu richten?«
    Carl zögerte. Wurde von ihm erwartet, daß er irgendeine clevere Antwort gab, er verhalte sich streng nach Dienstvorschrift, etwa nach dem Muster: »Dann hätte ich ihm den Revolver aus der Hand geschossen, ohne die Einrichtung mehr als nötig zu beschädigen«, oder etwas in dieser Richtung?
    Warum wurden bei solchen Fragen Lügen erwartet? Carl entschloß sich, ohne Rücksicht auf eventuelle Rügen die Wahrheit zu sagen.
    »Wenn er diesen Revolver hochbekommen hätte, hätte ich zwei Schüsse direkt auf ihn abgegeben. Ich hätte auf den Oberkörper gezielt, um sicher zu sein, daß ich treffe. Die Kugeln wären im Herz-Lungen-Bereich eingedrungen. Er hätte zwar noch einige Überlebenschancen gehabt, obwohl das nicht feststeht. Ich hätte ihn aber auf jeden Fall kampfunfähig gemacht, und in einer solchen Situation hat man keine andere Möglichkeit, als so zu schießen.«
    »Ich verstehe«, sagte Näslund ruhig, »ich glaube, ich verstehe genau, was du meinst.«
    Carl wartete in sichtlich mißtrauischer Haltung. Er war seiner Sache sicher, und außerdem war alles etwa so verlaufen, wie

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