Coq Rouge
der das historische Ereignis überhaupt nicht zur Kenntnis nahm, frischen Kaffee.
»Ich möchte euch etwas im Vertrauen sagen. Ihr dürft es allerdings nicht weitergeben, aber sollte es in Zukunft Schwierigkeiten geben, möchte ich es jedenfalls gesagt haben«, begann Fristedt. Die beiden anderen setzten sich hin, ohne Fragen zu stellen.
»Ich habe in Erfahrung gebracht, wo diese Pistole herkommt, jedenfalls einen Tip aus gutunterrichteter Quelle bekommen«, fuhr Fristedt fort. »Sie wurde im September 1973 von der Sowjetunion an Syrien geliefert, nur kurze Zeit vor einem dieser Kriege. Die Waffe landete bei einem Offizier der Panzerverbände oder der Armee. Dort enden meine Spuren.«
»Woher weißt du das?« fragte Appeltoft.
»Das ist ja gerade das Problematische. Ich habe mit dem GRU-Chef Verbindung aufgenommen. Wir sind in Djurgärden herumgeschlichen. Es war der reine Zirkus, aber er hat trotzdem geplaudert. Das Problem besteht darin, daß er um einen Gegendienst gebeten hat.«
Appeltoft hätte sich um ein Haar verschluckt, winkte Fristedt aber abwehrend zu, er solle weitersprechen.
»Nun ja, mein erster Gedanke war wie deiner, Appeltoft, aber so scheint es nicht zu sein«, fuhr Fristedt fort und berichtete über die Einzelheiten des Gesprächs. »Also ein klarer Fall von Flüchtlingsspionage, mit anderen Worten illegale nachrichtendienstliche Tätigkeit. Name, Zeit, Ort. Der Russe behauptete, wir könnten ihn bei der Übergabe schnappen. Wie ihr seht, habe ich ein Problem.«
»Wieso denn? Wenn es stimmt, brauchen wir doch nur hinzugehen und den Scheißkerl abzuholen. Das spielt doch keine Rolle«, wandte Carl ein.
»Nun, ich weiß nicht. Die Russen sind ja nicht gerade dafür bekannt, daß sie uns etwas gratis liefern«, überlegte Fristedt weiter.
»Nein, aber wir fragen sie ja auch nie«, lächelte Appeltoft.
»Ich halte das nicht für ein Problem. Wenn es stimmt, wird sich die Firma diesen Kerl schnappen müssen.«
»Aber warum wollen die Russen, daß wir ihn festnehmen?«
wollte Fristedt wissen. »Wo liegt der Haken?«
»Vielleicht gibt es keinen. Er ist vielleicht von ihrer Gehaltsliste abgesprungen und zu jemandem gelaufen, der besser zahlt, und deswegen stellen sie ihm ein Bein. So vielleicht« sagte Appeltoft ruhig. Seine ersten Befürchtungen hatten sich schon gelegt.
»Vielleicht hat es auch etwas mit dem politischen Spiel Iran/Irak/Sowjetunion zu tun, wovon wir nichts erkennen können und nie etwas erfahren werden«, warf Carl ein.
»Außerdem geben die Russen damit ihr Debüt im Club«, bemerkte Appeltoft. »Wennerström wurde uns von der CIA geliefert, Bergung hier in der Firma war ein Geschenk der Israelis, und wenn ich mich recht erinnere, waren es die Amerikaner, die uns diesen Scheißbullen in der Ausländer-Abteilung präsentierten, der Flüchtlinge an den Irak verkaufte.
Lustig übrigens, die Amerikaner geben uns einen Bösewicht, der Flüchtlinge an den Irak verkauft, und jetzt antworten die Russen, indem sie uns einen neuen Bösewicht liefern, der an den Iran verkauft. Ich finde, wir sollten uns erst dann Sorgen machen, wenn sich der Tip als falsch herausstellt, aber das müssen wir erst abwarten.«
Es gab mehrere Möglichkeiten, die sie kurze Zeit erwogen. Der Russe wollte vielleicht zeigen, wie absolut zuverlässig die Angaben über die Pistole waren, und verpackte sie daher in andere Angaben, die sich als wahr erweisen würden, vielleicht nach dem Szenarium? Oder war es tatsächlich der Beginn einer Verbindung à la Leistung gegen Gegenleistung? Oder hatte der Russe einen Köder ausgeworfen, um sich den Säpo-Kommissar zu angeln, der unkonventionell genug gewesen war, sich auf eigene Faust davonzustehlen?
Das würde sich zeigen. Fristedt entschied, er werde mit den richtigen Leuten über eine Festnahme des Mannes bei der Einwanderungsbehörde sprechen. Wie sie von der Geschichte der Tokarew-Pistole erfahren hätten, würden sie verschweigen. Diese Geschichte komme ihm übrigens absolut glaubwürdig vor.
»Und um wieviel schlauer sind wir nun, wenn wir davon ausgehen, daß die Angaben über die Pistole stimmen?« fragte Fristedt.
»Nicht sehr viel klüger«, brummte Carl enttäuscht, da er sich schon eine Weile mit dem Problem beschäftigt hatte und nicht zu besonders aufmunternden Schlüssen gekommen war. »Denn dann sind wir im Jahr 1975, als die syrische Armee in den Libanon eindringt, und damit landet die Pistole in Beirut, und dort kann sie jede beliebige
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