Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
Sekunden, mein Junge, wo ist das Zeug! Dich kleinen Scheißer wollen wir nicht, nur das Zeug, red schon, solange du noch lebst, sonst kannst du an deiner eigenen gottverfluchten Magnum lutschen!
    Und als er den riesigen Revolverlauf an seinem Mund spürte, schrie er hysterisch, es liege alles im Sofa, es sei ins Sofa eingenäht, auf der Rückseite, und bitte nicht schießen …
    Anschließend waren er und die beiden anderen mit erhobenen Armen und gespreizten Beinen gegen eine Wand gestellt worden, und so hatten sie eine Viertelstunde stehen müssen, bis uniformierte Polizisten erschienen und sie abholten.
    In der Zwischenzeit hatte er entdeckt, daß sie nur von zwei Männern angegriffen worden waren, die sich untereinander überdies auf schwedisch unterhielten. Erst da war ihm aufgegangen, daß es nur schwedische Polizisten waren.
    Sie hatten sein Messer aus seiner Innentasche genommen, das Sofa auf der Rückseite aufgeschlitzt und die Waffen gefunden.
    Abdelkader Mashraf machte sich keine Illusionen, was seine restlichen Verstecke in der Wohnung betraf. Natürlich würden sie alles finden.
    Appeltoft und Carl waren wieder in ihrem gemeinsamen Arbeitszimmer. Sie hatten die beschlagnahmten Waffen mitgenommen und den Rest der Gruppe Arnold Ljungdahls gegeben.
    Es war ein ansehnliches Arsenal, das vor ihnen auf dem Tisch lag.
    »Mein Gott, ist das ein Kracher«, sagte Appeltoft, »ich begreife nicht, warum du den so witzig gefunden hast.«
    Carl nahm den riesigen Revolver in die Hand und wog ihn ein paarmal in der Luft, während er vor sich hin lächelte.
    »Versuch mal, mit so einem Ding zu schießen, dann wirst du sehen, was passiert. Der Revolver hat einen Rückstoß wie ein Elefantenstutzen, und die Präzision ist etwa so wie bei der Artillerie einer alten Hansekogge«, grinste Carl. »Als Schwanzverlängerung hat die Knarre jedoch unleugbar ihr größtes Verdienst, und als Clint damit anfing, sie in seinen Filmen zu verwenden, soll sie sich in den USA wie verrückt verkauft haben.«
    »Clint?« fragte Appeltoft, ließ die Frage aber in der Luft hängen, da wichtigere Dinge bedacht werden mußten. Zum Beispiel: Waren dies bewaffnete Terroristen oder bewaffnete Verbrecher?
    Carl neigte dazu, sie für Verbrecher zu halten. Diese Clint-Eastwood-Waffe war nur ein Spielzeug, im Kampf Mann gegen Mann völlig unbrauchbar.
    Die zweite, kleinere Waffe war interessanter, eine Browning Automatik, Kaliber 32 mit sieben Patronen im Magazin.
    Der gestohlene AK-47 Karabiner war zwar ohne Munition, aber die konnte man ohne Waffenschein in jedem beliebigen Jagdgeschäft kaufen, da die 3o8-Winchester bei den Elchjägern des Landes eines der gebräuchlichsten Kaliber ist. Die Tatsache, daß die passende Munition der Waffe in der Wohnung nicht zu finden war, deutete jedenfalls darauf hin, daß ihr Eigentümer, welcher der drei kleinen Gauner es auch sein mochte, nicht vorgehabt hatte, die Waffe in allernächster Zeit zu gebrauchen.
    Der große Bargeldbestand - bislang waren in Schuhkartons, die im Kleiderschrank gestanden hatten, 246 345 Kronen gezählt worden - deutete eher auf Hehlerei oder Rauschgifthandel hin. Das würden Ljungdahls Leute herausbekommen.
    »Wir können also davon ausgehen, daß sie keine Terroristen sind, sondern gewöhnliche Verbrecher«, sagte Appeltoft zusammenfassend.
    »Ja, der Meinung bin ich auch«, sagte Carl. »Und außerdem bin ich der Meinung, daß sie nicht die Alarmbereitschaft hatten, die man sich bei Terroristen vorstellt.«
    Appeltoft sah ihn eine Weile zweifelnd an, bevor er einwandte: »Ja, aber dieser Bursche hatte doch die Hand an der Waffe, als du ihn schnapptest.«
    »So stelle ich mir jedenfalls keine Terroristen vor. Dann hätte er den Revolver schon schußbereit und gezielt in der Hand gehabt, und der automatische Karabiner hätte etwas praktischer gelegen als ausgerechnet in die Rückseite eines Sofas eingenäht, unter so einem dämlichen Wandbehang mit flüchtenden Hirschen.«
    »Und wenn er ihn schußbereit gehabt hätte …?«
    Appeltoft beendete die Frage nicht. Als Polizeibeamter wollte er nichts weiter davon erfahren, was Carl mit seinem letzten Satz hervorgesprudelt hatte. Juristisch hatte Carl eine Amtspflichtverletzung begangen, und wenn es einem dieser kleinen Gauner einfiel, die Angelegenheit zu melden, würde Appeltoft die Rolle des einfachen Streifenpolizisten spielen müssen, der von den auffallend interessanten Dingen, die sich vor seinen Augen abgespielt haben sollten, nie

Weitere Kostenlose Bücher