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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Palästinenser-Organisation in die Finger bekommen haben, und damit wären wir wieder beim Ausgangspunkt.«
    Die beiden anderen blickten Carl düster an. Er schien nur allzu recht zu haben.
    »Viel Geschrei um wenig Wolle, sagte die Alte, als sie das Schwein schor«, versuchte Fristedt zu scherzen, ohne auf Resonanz zu stoßen. »Nun, was machen wir jetzt?«
    »Carl und ich sind der Meinung, wir sollten uns auf die Verhöre der beiden Palästina-Aktivisten konzentrieren, über die wir am wenigsten wissen. Das können du und ich machen. Und Carl wird die Bücher dieses Hedlund durchsehen, weil sich dort ein Hinweis finden kann. Ich übernehme seine Korrespondenz und einiges andere.«
    »Ja gut. Wir haben gestern nicht mehr miteinander sprechen können, aber im Morgen-Echo habe ich gehört, daß diese Sache in Södertälje gutgegangen ist. Es waren also nur ganz normale Gauner?« sagte Fristedt.
    »Ja, den Eindruck haben wir. Hasch-Dealer, Hehler, kleine Diebe, wie unsere Spur dorthin schon vermuten ließ. In der Ecke werden wir also auch nicht weiterkommen«, erklärte Appeltoft. »Deshalb sollten wir uns auch auf Hedlund und das Vernehmungsmaterial konzentrieren.«
    Carl ging ein Stockwerk tiefer, wo etwas weiter hinten im Korridor ein Konferenzraum für das Sortieren, Numerieren und die vorläufige Klassifizierung der beschlagnahmten Gegenstände auf zwei langen Tischen noch immer andauerte. Das Gesetz verlangt nämlich exakte Beschlagnahmeprotokolle.
    Einer der Tische war den Habseligkeiten des Paares Hernberg/Hedlund vorbehalten. Die numerierten Gegenstände wurden auf drei abgegrenzte Sektionen des Tisches gelegt, eine Sektion für Hedlund, eine in der Mitte für entweder/oder und eine dritte für Hernberg.
    Carl bekam einige hektographierte Kopien in die Hand gedrückt, in denen alles säuberlich aufgeführt war, und ging am Tisch entlang, während er von Zeit zu Zeit einen Gegenstand in die Hand nahm, ein Buch, ein paar Notizen oder Fotos sowie Protokolle von Konferenzen und dergleichen. Er war nicht ganz konzentriert und außerdem verlegen, weil er in die Intimsphäre zweier Menschen eindrang, die nur wenig jünger waren als er selbst. Stärker war aber noch das Unbehagen von der Begegnung mit Näslund am Abend zuvor; dieses Treffen wühlte noch in ihm; er hatte schlecht geschlafen.
    Was die Beamten aus der gemeinsamen Bibliothek mitgenommen hatten, schien eine eher zufällige Auswahl zu sein.
    »Verdächtige« Literatur waren offenbar Bücher Lenins und Sara Lidmans. Carl hatte jedoch das Gefühl, daß hier wenig kundige Köpfe zugegriffen hatten. Er mußte sich unbedingt das Bücherregal und die anderen Dinge in der Wohnung ansehen, um ein vollständiges Bild zu erhalten. Er notierte sich, was sonst von Interesse sein konnte, ignorierte bis auf weiteres die Korrespondenz, da Appeltoft das übernehmen würde, und ließ sich die Erlaubnis geben, die Wohnung von Hernberg/Hedlund aufzusuchen.
    Fristedt und Appeltoft hatten sich darauf geeinigt, sich zunächst Petra Hernberg vorzunehmen, um so eventuell Hinweise auf Hedlund zu bekommen, bis dieser selbst verhört werden konnte.
    Petra Hernberg war am Abend zuvor nur kurz und absichtlich verwirrend und brutal befragt worden (grundsätzlich ist vom Gesetz vorgeschrieben, daß der vorläufig Festgenommene/Verhaftete unverzüglich von der Beschuldigung in Kenntnis gesetzt werden und das Recht bekommen muß, dazu Stellung zu nehmen). Aus der kurzen Abschrift des Verhörs ging wie erwartet hervor, daß das Mädchen sich weigerte, sich des unerlaubten Waffenbesitzes und der Teilnahme an einem Mordkomplott schuldig zu bekennen. Der letzte Vorwurf war etwas verwirrend.
    »Habt ihr sie wirklich gefragt, ob sie an einem Mordkomplott teilgenommen hat?« fragte Appeltoft, als er und Fristedt die beiden Kollegen trafen, die sie beide seit vielen Jahren kannten und die beide zu den besten Vernehmungsbeamten gerechnet wurden.
    Doch, das hätten sie getan. Genau darum gehe es doch, nicht wahr? Sie hätten das Mädchen zu sich hochgeholt und eine Münze geworfen, wer den Bösewicht und wer den Retter spielen solle, und der Bösewicht habe mit der Vernehmung des Mädchens begonnen. Sie sitze im Augenblick in einem Verhörzimmer.
    »Welchen Eindruck macht sie?« fragte Fristedt.
    Die beiden Kollegen meinten, sie stehe noch immer unter Schock, mache aber einen ziemlich ausgeglichenen Eindruck. Sie scheine eine intelligente und reife Person zu sein. Man könne schon mit ihr reden,

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