Coq Rouge
draußen auf einer Müllkippe in Lövsta verbrannt, und das würde ja … ja, und dann wollte ich irgendwo hinfahren und es ins Wasser werfen, aber das kam mir auch albern vor, und so blieb das Ding liegen.«
Fristedt und Appeltoft wechselten einen schnellen Blick.
Appeltoft nickte.
Das bedeutete, daß sie die Geschichte glaubwürdig fanden.
»Aber was soll das mit dem Mord, geht es um den Säpo-Mann?« fragte sie.
»Ja«, erwiderte Fristedt ruhig, »da scheint es einen Zusammenhang etwa zu euch vier und einer Reihe anderer Personen zu geben, die im Augenblick auch hier im Haus sitzen. Was hast du dazu zu sagen, abgesehen davon, daß du dich für unschuldig hältst?«
»Nichts.«
»Warum nicht?«
»Weil ich die Anschuldigung nicht verstehe.«
»Ach nein«, sagte Fristedt und ging hinaus. Appeltoft übernahm die Vernehmung.
Er erklärte, Spuren seien Spuren, und es könne immer etwas geben, was man selbst zunächst nicht sehe, auch wenn man nicht direkt beteiligt sei.
Anschließend unterhielten sie sich kurz über politische Morde. Sie hielt ihm einen Vortrag darüber, daß es für eine bewußtseinsbildende Bewegung politisch falsch sei, sich mit solchen direkten Aktionen abzugeben.
Appeltoft achtete nicht so sehr darauf, was sie sagte, sondern wie sie es sagte.
Er fragte sie, was sie ein ganzes Jahr in Beirut getan habe, und sie erzählte wie selbstverständlich, sie habe in einem der größten Flüchtlingslager, Bourj El Barajneh, auf einer kleinen Krankenstation für Tuberkulosefälle gearbeitet. Von den skandinavischen Palästina-Sympathisanten hätten viele solche freiwilligen Arbeiten gemacht, mehrere dutzend Mädchen aus Schweden, Norwegen und Dänemark arbeiteten in solchen Institutionen.
Damals habe sie auch ihren Freund kennengelernt, der auf einer Solidaritätsreise nach Beirut gekommen war.
»Gehörst du außer der Palästina-Bewegung noch weiteren politischen Organisationen an?« fragte Appeltoft plötzlich und geradeheraus.
»Geht euch das eigentlich was an?«
»Nein, wie du weißt, haben wir in Schweden ein Wahlgeheimnis, aber ich frage, um zu sehen, ob ich eine Antwort bekomme.«
Sie seufzte und dachte eine Weile nach. An ihrer Art zu reagieren war etwas, was Appeltoft störte. Sie kam ihm etwas zu entgegenkommend vor und interessierte sich etwas zu wenig für die Mord-Beschuldigung.
»Ich habe mal zwei Parteien angehört, bin aber aus beiden ausgetreten«, erwiderte sie schließlich, »und wenn du wissen willst, welche, erst VPK, Linkspartei Kommunisten, und dann SKP.«
»SKP steht für Schwedens Kommunistische Partei, nicht wahr?«
»Ja, ich dachte, das wüßtet ihr.«
»Normalerweise ist das nicht mein Gebiet. Und diese Parteien, aus denen du ausgetreten bist, hältst du also nicht für fähig, politische Morde zu begehen?«
Endlich reagierte sie. Sie ballte die Fäuste und beherrschte sich mühsam, um nicht zu explodieren. Dann antwortete sie mit zusammengebissenen Zähnen.
»Das war nicht der Grund für meine Austritte, und jetzt will ich nicht mehr über Politik diskutieren, denn jetzt stelle ich eine Frage. Wenn jemand keinen Mord begangen hat, könnt ihr dann trotzdem Beweise zusammenschustern? Ich meine, so wie ihr uns festgenommen habt, seid ihr nicht hinter uns her gewesen, um eine Schrotflinte zu beschlagnahmen.«
Appeltoft wartete, während er sie beobachtete. Sie war dabei, die Beherrschung zu verlieren. Sie hatte Angst. Zum erstenmal war ihr anzusehen, daß sie wirklich Angst hatte.
»Nein, dieser Einsatz wurde nicht angeordnet, um eine Schrotflinte zu beschlagnahmen, da kannst du ganz sicher sein.
Aber eure Spuren in Hagersten führten direkt zu einem Ort, an dem wir bedeutend interessantere Waffen gefunden haben. Sagt dir das etwas?«
»Ich will einen Anwalt. Und außerdem hast du meine Frage nicht beantwortet. Nun?«
»Wenn du unschuldig bist, kannst du nicht verurteilt werden, und wir schustern keine Beweise zusammen, wenn es sie nicht gibt. Das kann ich dir versprechen.«
»Natürlich. Wer’s glaubt, wird selig.«
»Aber so ist es. Es kann passieren, daß wir einer Menge Spuren und Zusammenhängen nachgehen, die eine bestimmte Vermutung nahelegen, aber am Ende, wenn alles entwirrt ist, kann sich ein vollkommen anderes Bild ergeben. Und wenn du unschuldig bist, kannst du nicht nur uns helfen, damit wir schneller auf die richtige Spur kommen, sondern auch dir selbst, dann kommst du nämlich schneller raus.«
»Wie denn?«
»Indem du alle unsere Fragen
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