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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Falsett.
    Fristedt stellte sich und Appeltoft mit Vornamen vor und erklärte, sie seien mit der Mord-Ermittlung beauftragt.
    Der Mann, der wie ein Junge aussah oder jedenfalls jünger wirkte, als er tatsächlich war, war vom Polizeiarzt nicht mit Medikamenten vollgestopft worden, machte aber einen solchen Eindruck. Er sprach unzusammenhängend, manchmal direkt wirr, und die Worte strömten nur so aus ihm heraus, ob man ihn nun ansprach oder nicht. Er schrie, er leide an Klaustrophobie und wolle nicht wieder eingesperrt werden.
    Appeltoft, der diesmal den Anfang machen sollte, versuchte, daran anzuknüpfen. Es sei vielleicht möglich, eine weitere Einzelhaft aufzuheben, wenn man sich nur gegenseitig etwas helfe. Aber das funktionierte nicht, und Appeltoft wurde brutal und unverschämt und verließ zornig den Raum.
    Jetzt war Fristedt an der Reihe, den netten und verständnisvollen Beamten zu spielen. Er machte nach diesem Standardmodell weiter, aber auch er kam nicht von der Stelle.
    Fristedt ging hinaus und konferierte mit den anderen. Die Vernehmungsbeamten hatten dem Verdächtigen noch nicht mitgeteilt, daß man den Hehler erwischt hatte, den Lieferanten der Drogen und der Stereoanlage. Fristedt überredete seine beiden widerstrebenden Kollegen, diesen Dreh anzuwenden. Zunächst ging er zu dem Festgenommenen und versuchte noch einmal eine Weile freundlich zu sein, aber auch das führte zu nichts. So wurde wieder gewechselt, und damit spielte Appeltoft erneut den Bösewicht (diese elementare Vernehmungstechnik setzt voraus, daß man es mit Anfängern zu tun hat; bei erfahrenen Verbrechern bleibt sie wirkungslos, da diese Art der psychologischen Kriegführung allzu bekannt ist).
    »Die Zeit drängt, mein Junge. Weißt du eigentlich, daß wir den Burschen geschnappt haben, der dein Hasch geliefert hat? Und das Tonbandgerät. Er heißt Abdelkader und wohnte in Södertälje. Wir werden ihn jetzt für ein paar Jahre einbuchten, wußtest du das schon?«
    Sund verstummte augenblicklich. Der Schuß hatte also gesessen.
    »Warum laßt ihr euch mit solchen Leuten ein. Weißt du, was für Waffen er zu Hause hatte? Und jetzt bitte nicht herumfaseln, sondern antworten. Wir wollen diese Geschichte nämlich aus der Welt haben, und ich habe nicht soviel Zeit wie meine Kollegen. Nun!«
    »Sitzt Abdelkader wirklich?« fragte Sund in einem völlig anderen Tonfall als bisher. Er schien völlig vernichtet.
    »Ja, und nicht nur er. Nach unserem Besuch bei euch haben wir etwa ein Dutzend Araber festgenommen, aber dieser Typ besaß ja genug Waffen, um einen Krieg aus eigenen Mitteln zu beginnen. Was weißt du darüber?«
    Weiter kam Appeltoft nicht. Sund wurde hysterisch, versuchte, sich gegen die gepanzerte Fensterscheibe des Vernehmungszimmers zu stürzen und war kaum noch zu bä Tdiugtemn.ir leid«, sagte Appeltoft, als er aus dem Zimmer ging und Sund seinen nicht sonderlich entzückten Kollegen überließ.
    Sie trafen sich unten in der Cafeteria am Schwimmbecken im zweiten Polizeihaus, um etwas Abwechslung und Kuchen zu bekommen. Carls Jagdeifer hatte sich rasch abgekühlt, da er der Deutung von Petra Hernbergs Reaktion auf die Festnahme weiterer Verdächtiger zustimmen mußte. Auch ihre Angabe, sie - und nicht der hochnäsige und offenbar recht unangenehme Anders Hedlund habe das Magazin mit den zehn Patronen einer AK 47 in die Wohnung gebracht, wirkte durchaus wahrscheinlich. So konnte diese Beschlagnahme nicht mit Hedlund in Verbindung gebracht werden.
    »Schade«, meinte Carl, »denn ich habe das Gefühl, daß wir bei ihm fündig werden könnten. Er ist ein Terroristen-Sympathisant, das steht fest.«
    »Ja, aber«, wandte Appeltoft mit einem großen Bissen im Mund ein, »daraus kann man doch nichts wirklich sicher schließen. Die Leute haben allen möglichen Mist in ihren Bücherregalen, ich habe beispielsweise mehrere Bücher über Dampfmaschinen, interessiere mich aber überhaupt nicht dafür.«
    »Bei einem Linken verhält sich das anders«, erklärte Carl.
    »Ein Linker hat einfach nicht so viel unpassende Literatur im Regal. Ein Marxist-Leninist etwa hat keine eineinhalb Regalmeter Trotzkis, ein Trotzkist hält sich nicht die gesammelten Werke Mao Tse-Tungs, und ein KPML-Mann hält sich den ganzen Stalin, aber bestimmt nicht Althusser.«
    »Warum denn nicht? Soll man denn nicht den Gegner studieren? Ich dachte immer, das täten sie alle?« wollte Fristedt wissen.
    »Nein, die Bücher sind ein Teil ihrer Identität. Das ist wie

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