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Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Titel: Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betina Kran
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Eloise.
    »Das könnte man meinen.« In diesem Augenblick fiel es ihm schwer, überhaupt etwas zu schlucken. Diese blauen Augen, die zu ihm aufblickten … die weiche Haut … die roten Lippen, von denen jedes Wort abperlte …
    »Sie hat nahrhafte Zutaten und schmeichelt dem Gaumen, ist wunderbar weich, süß und samtig«, hauchte sie, »was natürlich das A und O einer Heilnahrung ist.«
    Etwas in der Art, wie sie »wunderbar weich, süß und samtig« sagte, ließ ihn vor Erregung zittern. Dann fiel ein Sonnenstrahl herein und erhitzte sein Gemüt … wie jüngst der Schimmer einer Kerzenflamme in einem Feuerstrom aus rotgoldenem Haar … Die Erinnerung durchfuhr ihn siedend heiß.
    Mit großen Augen trat Eloise zurück.
    »Der Nutzen ist doppelt, wenn bei der Zubereitung ernsthafte Gebete gesprochen werden«, sagte sie knapp. Dann nahm sie das Tablett auf und entschwand mit geröteten Wangen und steifem Rücken in Richtung der Treppe.
    Der Hinweis auf ihre Rolle und Berufung erstickte seine Erregung. Gebete. Ausgerechnet! Was zum Teufel war nur mit ihm los, dass sie ihm nicht mehr aus dem Sinn ging und solche Regungen in ihm hervorrief? Hatte er denn seine Lektion von gestern Nacht noch nicht gelernt?
    Mit hochrotem Kopf wandte er sich an Ethel, die im Begriff war, vor Empörung zu platzen.
    »Neue Tranchierbretter, Löffel und Schüsseln. Gebt sie beim Drechsler in Auftrag. Und …« Er hob einen fettigen, rußgeschwärzten Löffel auf und schleuderte ihn auf den Lehmboden der Küche. »Werft diesen Unrat hier weg.« Bevor er zur Tür hinausstolzierte, drehte er sich noch einmal um und drohte der Köchin und ihren Helfern. »Und wehe, wenn ich höre, dass hier jemand Gebete in mein Essen rührt!«
     
    Maria Clematis lag in friedlichem Schlummer, als Eloise sie später am Vormittag verließ, entschlossen, den Rest des Hauses zu inspizieren. In Wahrheit musste sie ein Weilchen allein sein, um ihr Herz von der Scham zu reinigen, so auf den Earl reagiert zu haben. Was hatte sie sich dabei gedacht … ihn so nah bei sich stehen zu lassen … ihm so tief in die braunen Augen zu schauen … und zu fühlen, wie ihr das Wasser im Mund zusammenlief, als sie sah, wie er die Suppe vom Finger leckte …
    Gewiss wollte er sie übertölpeln, wollte sie mit seinen niederträchtigen Finten auf die falsche Fährte sinnlichen Verlangens locken, hoffte noch, sie in ihrem Urteil wankend zu machen und seinem Willen zu unterwerfen. Sie kniff die Augen zusammen, während sie eine Runde um den Wohnturm drehte. Wenn er etwa glaubte, sie mit ein paar Küssen locken oder nötigen zu können, dann würde sie ihn schon eines Besseren belehren.
    Der große Steinbau, der sich an den Turm schmiegte, hatte offenkundig das Hauptwohnhaus des Ritterguts werden sollen. Drinnen entdeckte sie mehrere Räumlichkeiten, darunter auch eine schmucke, wenngleich vernachlässigte Kapelle. Schnitzereien verzierten die Stützbalken unter der Decke, die Wände waren so schön getüncht, dass sie aus poliertem Stein zu sein schienen. Religiöse Motive mit Weinranken, Lilien und Rosen schmückten jeden Kragstein und alle Holzvertäfelungen, die das Altargitter einrahmten. Doch in den Fugen zwischen den Steinplatten des Fußbodens spross das Unkraut, und der Altarschmuck fehlte. Eine dicke Staubschicht und Spinnweben, die alles bis auf eine Betbank und ein geschnitztes Kruzifix überzogen, trugen viel zur Trostlosigkeit dieses Ortes bei.
    Weiter führte sie ihr Gang durch mehrere gut geschnittene, aber schrecklich vernachlässigte Kammern – zwei mit großen Steinöfen und eine mit drei verglasten Fenstern. In der Fensternische war eine Steinbank, von der man eine schöne Aussicht über das Land östlich und südlich des Bergfrieds hatte. Dann kam sie an eine Treppe, die oben in der Luft endete – und so urplötzlich aufhörte wie das Gebäude selbst, über halb vollendeten Grundmauern.
    Wer hatte dieses wunderbare Bauwerk begonnen und dann nach so viel Vorarbeit aufgegeben? Es musste irgendetwas geschehen sein, bevor Lord Peril heimgekehrt war. Wer hatte das verursacht?
    Sie fand den Weg hinaus und schlenderte zielstrebig durch die Außengebäude und Werkstätten. Es gab mehrere Vorratshäuser, eine Molkerei, ein Kartätschenhaus für die Wolle mit einem großzügigen Anbau für die Weberwerkstatt, eine Wäscherei, komplett mit Bottichen zum Färben und Bleichen, einen Gemeinschaftsbackofen, der in Ordnung zu sein schien, obwohl er vollkommen kalt

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