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Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Titel: Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betina Kran
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Hoffnung, sich in die vertraute und tröstliche Gesellschaft von Frauen flüchten zu können, ging sie darauf zu.
    Peril sah sie die Werkstatt betreten. Da inspizierte sie nun sein Heim, Stück für Stück, beurteilte ihn in seiner Bedrängnis. Hochmütiges Weib … beharrte darauf, sich mit Schmiedearbeiten auszukennen, bezeichnete seine Schmiede als eine Katastrophe … und blitzte ihn die ganze Zeit aus diesen blauen Augen an, erinnerte ihn an die verlorene Selbstbeherrschung letzte Nacht.
    Fest entschlossen, sich gegen ihre Missbilligung zur Wehr zu setzen, folgte er ihr. Als er eintrat, fragte sie gerade seine Webermeisterin Edythe de Lyon und ihre Helferinnen über ihre Arbeit aus. Kaum hatte sie ihn im Eingang erblickt, kroch sie hinter den Webstuhl, um die verbogenen Streben, die abgenutzte Einziehnadel und den primitiven Mechanismus zu prüfen.
    »Bemerkenswert«, sagte sie zu Edythe, sich aufrichtend, »dass Ihr es schafft, mit einem solch alterschwachen Webstuhl zu arbeiten.«
    »Wir benutzen ihn schon, seit meine Großmutter ein kleines Mädchen war«, erzählte Edythe eifrig. »Nach einer Weile gewöhnt man sich an seine Mucken. Man stellt sich darauf ein.«
    »Diese Weisheit ließe sich von einem Weberschiffchen auf noch ganz andere Dinge übertragen«, bemerkte Eloise gelassen und kam wieder nach vorn. »Gleichwohl bin ich sicher, dass Ihr mit einem besseren Gerät auch Besseres zu Wege brächtet.«
    »Mich dünkt er gut genug«, erklärte Peril, der sich zwischen die beiden Frauen drängte und das Tuch begutachtete, das auf dem Webstuhl heranwuchs. Doch dann sah er bestürzt, dass lauter winzige Knötchen und Fäden das schwere Wollstück überzogen. Er spürte Eloises Schadenfreude über seinen Schrecken und fügte schnell hinzu: »Sicher sieht es besser aus, wenn es fertig ist.«
    »Ihr versteht nichts vom Weben, nicht wahr, Mylord?«
    Er lief dunkelrot an. »Ich verstehe genug, um zu beurteilen, wie sich Samt anfühlt oder wie bequem eine Tunika ist. Mehr muss ich darüber nicht wissen.«
    Eloise zog ihn an die Seite des Webstuhls. Ihre Finger fuhren über die Garne, die sich um das Holz wanden, und sie erklärte ihm die einzelnen Arbeitsgänge.
    Anschließend führte sie ihn nach hinten und zeigte ihm die Unterseite des Tuchs, das gerade in Arbeit war. Selbst im schummerigen Licht konnte er sehen, dass dort Knoten und überflüssige Fäden fehlten, wie sie von vorn zu sehen waren.
    »Die Weberei ist ähnlich wie das Leben, Eure Lordschaft … voller Drehungen und Windungen. Das Schiffchen fliegt hin und her, wie des Menschen Seele. Es teilt die Fäden und fügt sie zu einem Ganzen, ohne das Muster zu erkennen, das dabei entsteht. Selbst die Weberin sieht nur einen Ausschnitt des gesamten Werkstücks … jeweils einen Faden, eine Farbe oder die Dicke des Garns. Und die Qualität und die Schönheit des Tuchs zeigt sich erst, wenn das Webstück fertig ist und umgedreht wird.«
    Sie sah ihn unentwegt dabei an und strich mit den Fingern über das eingespannte Garn wie über eine Laute. Ihre blauen Augen verdunkelten sich, und ihre Stimme wurde weich.
    »Darum eignen sich Frauen so gut für Webarbeiten. Sie sind daran gewöhnt, auf Treu und Glauben zu arbeiten, die Augen auf die Zukunft gerichtet. Tuche und Kinder und Haushalt … alles entsteht jeweils durch eine Bewegung des Schiffchens.«
    Er erkannte, dass er in Gedanken abgeschweift war, sich bei jedem Wort näher auf sie zubewegt hatte. Das Licht spiegelte sich in ihren Augen, ihr feuchtwarmer Odem erfüllte die Luft. Er malte sich aus, wie diese schlanken zarten Finger seine bloße Brust streicheln würden. Er schluckte, hing an ihren Lippen, die vom Weben sprachen … rein und raus … die Fäden teilen … zusammenfügen … anspannen … Dann sprach ihr Rosenmund das eine Wort, das seine warmen Gedanken jäh unterbrach.
    »Wie eine Ehe«, sagte sie, »die ja auch eines Tages geschlossen wird und ein Teil Vertrauen und ein Teil Gabe ist, die man sich teilt. Ihr tätet gut daran, das nicht zu vergessen.«
    Er erstarrte, fühlte, wie es ihn eiskalt durchzuckte. Was zum Teufel tat er hier? Sah ihr zu, hörte auf ihre einlullende Stimme, starrte ihr in die Augen … und ging ihr schon wieder auf den Leim.
    Bei Gottes Gebiss! Diese Nonnen waren ein hinterlistiges Pack!
    »Hier ist noch eine Lektion zu lernen, Schwester Gutachterin«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Ihr könnt den Wert eines Stoffs nicht richtig beurteilen, wenn Ihr darauf

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