Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin
berührten, oder dem sehnsuchtsvollen Schmerz in ihrer Brust, spürte sie, dass auch ihr Körper nicht vergessen hatte, wie es war, die Arme um ihn zu legen, ihn zu begehren. Das war wohl Teil ihrer Strafe; sie legte die Wange an seinen breiten Rücken und kostete es aus, so nah bei ihm zu sein.
Und wie sie so in Wollust und sündigen, selbstsüchtigen Gedanken schwelgte, freute sich ein noch schamloserer Teil von ihr, dass die schöne, stolze Alaina ihn niemals so umarmen würde. Oder die süße dunkeläugige Helene de Ghent. Oder die glutvolle Lisette de Mornay mit dem rabenschwarzen Haar. Sie freute sich unbändig, dass keine der so sorgfältig erzogenen Jungfrauen aus ihrem Kloster ihn jemals bekommen oder ihn anfassen würde oder …
Sie gönnte ihn keiner anderen! Diese Erkenntnis versetzte all ihren ehrgeizigen Plänen, als Äbtissin einem Kloster vorzustehen, den Todesstoß.
Der Anblick eines leeren Eselskarrens überraschte Peril, als er vor dem Wohnturm ankam. Die Eskorte, die er zum Kloster geschickt hatte … sie war also mit der versprochenen Braut zurückgekehrt. Bis zu diesem Augenblick hatte er nie darüber nachgedacht, dass er bald einer Fremden, einem jungen und behüteten Mädchen, gegenüberstehen würde, das mit ihm das Ehegelöbnis ablegen und fortan mit ihm Tisch und Bett sowie seine Triumphe und Niederlagen … sein ganzes Leben … teilen würde. Sein erster Gedanke war Flucht. Doch dann drehte er sich zu Schwester Eloise zurück.
»Sie sind da.« Er winkte Sir Ethan, ihr vom Pferd zu helfen. »Was hattet Ihr in den Wäldern zu suchen? Warum wart Ihr nicht hier, um sie zu begrüßen?«
Sie wartete, bis sie auf dem Boden und halb durch die Tür war, bevor sie antwortete.
»War ich doch.«
Er stieg ab und übergab das Pferd einem Stallburschen. Verblüfft sah er hinter ihr her. Wie konnte sie eine so wichtige Angelegenheit unerwähnt lassen? Sie hätte wenigstens etwas sagen können, ihn vorwarnen, dass er einen ersten Eindruck von seiner … Er rieb sich gereizt am Kinn und stöhnte, als ihm dämmerte, dass er einen Viertagebart mitsamt einem Dreitagearoma aus Schweiß, Rauch und Ross zu seiner ersten Begegnung mit seiner Braut trug. Keine Chance, vorher noch in seine Kammer zu entwischen und sich zu baden und umzukleiden, bevor er in den Saal ginge.
Er zog die Handschuhe aus und schob sie unter den Gürtel, dann fuhr er sich mit den Händen durch die Haare. Mehr konnte er nicht für sein Äußeres tun.
Doch als er durch die Tür kam und unten an der Treppe stand, war sein Mund plötzlich wie ausgedörrt, sein Herz hämmerte wie am Vorabend einer Schlacht. Jede einzelne Stufe vor ihm sah aus wie eine Mauer, die er zu überwinden hatte …
Michael erschien oben auf der Treppe, kam eilends zu ihm herunter und zog ihn am Arm wieder nach draußen. Im Schein der Fackeln, die dort draußen in den Haltern steckten, bemerkte Peril die betretene Miene seines Hauptmannes.
»Verzeiht, Mylord. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Sie verlangten von mir, sie mitzunehmen, also habe ich sie mitgebracht.«
»Wen denn?« Peril sah zur Tür hin.
»Die Nonnen, Herr. Drei an der Zahl.« Er kratzte sich verlegen hinterm Ohr. »Keine von denen wirkt eigentlich für eine Braut jung oder rüstig genug, aber Ihr hattet doch Befehl erteilt …«
Peril stöhnte. Noch mehr Nonnen. Und keine Braut. Etwas war schief gelaufen, das spürte er in seinen Knochen. Und er hatte eine Ahnung, wer dafür verantwortlich war. Er klopfte Michael auf die Schulter, holte tief Luft und ging in den Saal hinauf.
Die Abordnung aus dem Kloster saß bei Schwester Eloise und Schwester Maria Clematis auf einer Bank am Kamin – da hockten sie, feierlich aufgereiht wie Schwarzdrosseln auf einem Giebel. Als Peril dazukam, war er etwas erleichtert, in einer der drei Nonnen Schwester Archibalda, seine Aufpasserin im Kloster wieder zu erkennen. Die anderen waren, wie Michael schon bemerkt hatte, weder jung noch rüstig genug für eine Braut.
Er sah Eloise fragend an, doch sie wich seinem Blick aus.
»Willkommen, Schwester Archibalda, Schwestern«, sagte er, sprang auf das Podest und ging schnurstracks auf die Anführerin der kleinen Schar zu. »Ich habe gerade erst von Eurer Ankunft erfahren. Ich war draußen im Wald und habe eine Räuberbande verfolgt, als ich dort auf Schwester Eloise stieß. Verzeiht meine Abwesenheit. Ich hoffe, meine Diener haben Euch gut versorgt?« Als sie dankend genickt und sich vorgestellt hatten,
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